Die unnötigste aller Wahlen findet derzeit an Wiener Schulen statt: Dort stimmen Lehrer und Eltern darüber ab, ob ihre Schule ein neues Türschild bekommen soll. Genannt Wiener Mittelschule. Das ist eine Mischung aus Hauptschule und Gymnasium – ein großkoalitionärer Kompromiss, weil die Gesamtschule dann doch zu revolutionär war. Damit nun diese Notlösung kommt, müssen zwei Drittel der Lehrer und zwei Drittel der Eltern zustimmen. Hört sich voll demokratisch an. Bis auf das kleine Detail, dass Eltern über das Schicksal fremder Kinder bestimmen. Denn das Türschild Wiener Mittelschule wird nicht die jetzigen Schüler adressieren, sondern erst die zukünftigen. Ihre Eltern haben zwar kein Stimmrecht. Aber egal! Hauptsache, alle anderen haben brav abgestimmt. Und kriegen neue Türschilder.
Diese Glosse wurde im Falter 48/08 veröffentlicht.