Sie testen nun ein Alkoholverbot. Schütten sich wirklich so viele Menschen im Zug zu?
Wir haben zuletzt viele Beschwerden bekommen, dass Fahrgäste mit ganzen Bierkisten, mit Alkopops in Nahverkehrszüge einsteigen und diese Getränke dort konsumieren. Dann kommt es auch zu Pöbeleien. Die leeren Flaschen bleiben zurück, Alkohol wird ausgeschüttet, der fahrende Zug riecht wie eine Whiskyflasche.
Wer führt sich denn so arg auf?
Einerseits Jugendliche, aber nicht nur. Rund um Großveranstaltungen, Fußballspiele, Discobesuche am Wochenende erleben wir das. Dieses Verhalten betrifft nur einige wenige, wir wollen mit dieser Maßnahme aber erreichen, dass es für die restlichen 99 Prozent der Kunden besser wird.
Haben Sie Angst, mit diesem Alkoholverbot Gäste zu verärgern?
Wir haben das im Vorfeld abgetestet, viele Kunden sprachen sich dafür aus. Natürlich wird es den einen oder anderen geben, der das als Bevormundung empfindet.
Und wenn jemand im Zug trotzdem ein Bier trinkt?
Dann werden wir ihn darauf hinweisen, dass es in Vorarlberg dieses Alkoholverbot gibt. Ich denke, der Großteil wird einsichtig sein. Wenn sich jemand weiterhin danebenbenimmt, Lärm macht, pöbelt, können wir ihn von der Fahrt ausschließen. Das ist aber nicht unser Hauptziel. Uns geht es um Information und Prävention, weniger um Strafen.
Das Alkoholverbot könnte auf ganz Österreich ausgeweitet werden. Wovon hängt das ab?
Von den Erfahrungen der Kunden und Mitarbeiter. Wir wollen wissen: Wie geht es ihnen dabei? Ist das überhaupt umsetzbar? Das werden wir die nächsten Monate hinweg testen.
Am Apparat ist die Telefonkolumne des Falter. Dieses Interview ist in Ausgabe 49/09 erschienen. Die obigen Fotos zeigen ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel und ein Alkohol-Verbot-Hinweis aus den Londoner Öffis. Dort ist Alkoholkonsum ebenfalls nicht erlaubt. Credit: ÖBB / Flickr-Userin Annie Mole