Eine Ära geht zu Ende, die Dotcom-Ära. In den letzten 20 Jahren haben wir uns daran gewöhnt, dass Internetadressen immer ähnlich ausschauen. Da gibt es .com, .at, .org, .biz und dergleichen. Bald folgt aber die totale Wahlfreiheit. Ab kommendem Jahr sind alle Endungen möglich, von .wien bis .ulanbator, von .religion bis .gay.
Für 130.000 Euro können Organisationen und Firmen solche sogenannten “Top Level Domains“ kaufen. Ich hoffe, dass nicht nur Konzerne zuschlagen und unser Internet rein nach .google und .cocacola benannt wird. Schön wäre etwa, wenn sich Bürgerinitiativen zusammenschließen und Domains wie .democracy oder .protest anlegten. Wenn wir dann alt und grau sind, können wir von den Anfangstagen des Webs erzählen, von dieser kuriosen Dotcom-Zeit, als es nur einige gängige Endungen gab. Es ist zwar nur ein skurriles Detail, aber es markiert einen großen Umbruch: Das Internet ist zu groß geworden, um es mit ein paar Buchstabenkombinationen eingrenzen zu können.
Digitalia ist die wöchentliche IT-Kolumne des Falter, dieser Text ist in Ausgabe 25/11 erschienen. Screenshot: dotgay.com
View Comments (1)
Domainnamen haben sich in Wahrheit nie wirklich durchgesetzt und sind bereits jetzt auf dem Rückzug, wo Otto-Normal-Nutzer sowieso nur mehr ein Stichwort in das Suchfeld des Browsers eingibt, und damit im Extremfall nach Google googlet.
Mit den neuen TLDs wird das Chaos nur noch größer, niemand wird sich zusätzlich zu einem Stichwort auch noch die Endung merken (heute: implizit ".com").
Schade.