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Warum sollen Jungjournalisten zahlen, Herr Fleischhacker?

Die Presse verlangt für ihre Lehrredaktion Geld. Zwölf Wochen Redaktionsluft schnuppern kostet 1500 Euro. Warum er für die Ausbildung kassiert, erklärt Chefredakteur Michael Fleischhacker am Telefon.

Warum müssen Ihre Lehrredakteure Geld zahlen?
Es ist die qualitativ beste Ausbildung im Land. Wir vertreten den Standpunkt: Was nichts kostet, ist nichts wert. Zu unserer Markenpositionierung würde es nicht passen, das gratis herzugeben.

Aber diese Lehrredakteure leisten eine Arbeit für Sie, schreiben Texte.
Das tun sie am Wifi auch. Dort kriegen sie auch nichts bezahlt.

In anderen Zeitungen bekommt man sehr wohl Geld fürs Praktikum.
Bei uns bekommt man auch Geld fürs Praktikum. Das ist etwas anderes als die Lehrredaktion, diese ist eine journalistische Ausbildung. In den meisten Fällen ist sie postgraduate. Die überwiegende Zahl der Leute hat schon ein Studium abgeschlossen.

Diese 1500 Euro muss man sich erst einmal leisten können.
Für alles in der Welt, was man konsumieren will, muss man Geld haben, ob es ein Schnitzel oder eine Ausbildung ist. Wenn wir sehen, jemand hat journalistisches Talent, aber nicht die sozialen Voraussetzungen, werden wir mit ihm darüber reden.

Für diese Leute gibt es ein Stipendium?
Genau.

Warum so knausrig? Sie haben einen großen Konzern, die Styria, hinter sich.
Das hat nix mit knausrig zu tun. Wir bieten etwas an, das einen hohen Wert hat.

Vielleicht ist das aber eine Entwertung des Journalismus. Jetzt muss man dafür zahlen, dass man Artikel schreiben darf.
Niemand muss. Wer lieber in ein kommunistisches Ausbildungscamp für den Falter geht, kann das eh machen.

Und wie kamen Sie in den Journalismus?
Ein Ferialpraktikum.

Haben Sie damals zahlen müssen?
Nein, es war nämlich ein Ferialpraktikum und keine Lehrredaktion.

 

Der Apparat ist die wöchentliche Nachfragekolumne des Falter. Dieser Text ist in Ausgabe 24/11 erschienen. Foto: Flickr-User Images_of_Money

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Ingrid Brodnig: