Der aktuelle Shitstorm rund um Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek zeigt: Wir haben kein Problem mit der Anonymität im Internet. Wir haben ein Problem mit Meinungen, die anecken, und mit Frauen, die zu selbstsicher sind
Mit Staunen und Erschrecken beobachte nicht nur ich, wie ein Shitstorm rund um Ministerin Heinisch-Hosek wütet. Mehr als 14.000 Postings erntete die SPÖlerin, weil sie sich auf Facebook in die aktuelle Debatte rund um die Bundeshymne einschaltete. Das Ganze verrät viel, über die Art und Weise, wie online miteinander gesprochen wird – oder konkreter gesagt: eben nicht miteinander gesprochen wird, sondern gebrüllt.
Egal, ob man den aktuellen Hymnentext super, mies, holprig oder eh ganz okay findet, ich behaupte: Niemand hat für so ein simples Foto so viel Hass verdient, auch nicht eine Politikerin. Der aktuelle Fall zeigt folgendes:
1.) Wir haben kein Problem mit der Anonymität im Netz. Wir haben ein Problem mit der Wut
Einmal mehr sieht man, dass viele User auch dann nicht vor übelsten Untergriffen zurückschrecken, wenn ihr echter Name zu sehen ist.
– Von einem “großen Trampel” spricht User Gerhard F. und postet das Bild von Heinisch-Hosek öffentlich
– “Halt doch s maul he”, schreibt David R.
– “Du Idioten Weib”, kommentiert Kemal S.
– “Eingsperrt ghört sie dafür!!!”, so Verena F.
Und das sind nur ein paar Beispiele: Viele User posten solche Beleidigungen unter ihrem Klarnamen auf der Facebook-Seite der Ministerin. Wie ich schon mehrfach erklärt habe: Die Anonymität ist eben nicht der einzige Grund, warum Menschen online entgleisen. Die psychologischen Hintergründe beschreibe ich in meinem Buch.
Übrigens sind diese Beleidigungen nur jene Postings, die nicht gelöscht wurden: Seit gestern sind drei Mitarbeiter der Frauenministerin damit beschäftigt, die allerschlimmsten Sachen zu löschen. Gelöscht werden etwa Mordandrohungen.
2.) Mag sein, dass das Foto ungeschickt war. Aber sorry, selbst das rechtfertigt nicht den Hass
Ich muss gestehen, dass ich das Posting von BM Heinisch-Hosek zuallererst gelungen fand: Die Frauenministerin bezieht keck Stellung, zeigt Ecken und Kanten in einem kontroversen Thema und sagt dem Volksmusiker Gabalier ordentlich die Meinung. Genau das fehlt in meinen Augen häufig der Politik, wo keiner mehr irgendetwas Substanzielles sagen will, und jeder Angst vor der Wut der Bürger (im Netz “Shitstorm” genannt) hat.
Man kann die Details der Ausführung aber durchaus infrage stellen. Kommunikationsberater und Regierungskritiker Rudi Fussi hat auf Twitter unter anderem kritisiert, dass die Botschaft ungeschickt formuliert war. Man hätte das laut Fussi eher als Frage einbringen können, zum Beispiel. ob es fair sei, dass nur große Söhne in der Bundeshymne vorkommen. Und die Mitarbeiter der Ministerin hätten im Anschluss aktiver moderieren und mehr auf Augenhöhe kommunizieren sollen. Das sind berechtigte Kritikpunkte. In meinen Augen wäre die Shitstorm-Gefahr eindeutig geringer gewesen, hätte Heinisch-Hoseks Posting nicht einen etwas belehrenden Ton gehabt. Meine Erfahrung zeigt: Ein bescheidener Tonfall führt dazu, dass viele User freundlicher zu einem sind – vor allem als Frau. Und genau das stimmt mich so nachdenklich.
Sollten wir nun ernsthaft die Frage stellen, was Heinisch-Hosek falsch machte? Sollen wir den Fehler also zu allererst bei der Ministerin anstatt bei jenen suchen, die tatsächlich die Beleidigungen posteten? Ich glaube nicht. Mag sein, dass Heinisch-Hosek bessere Social-Media-Berater braucht, aber das ist doch nicht Kern des Problems. Vielmehr geht es darum, dass man als Politiker und vor allem als Politikerin offensichtlich gar nicht anecken darf, dass es kontroverse Themen gibt, wo man sofort zum Opfer eines Shitstorms wird, wenn man es wagt, eine klare (mitunter auch angriffige) Stellungnahme abzuliefern.
3.) Hier besteht die Gefahr des Konformitätsdruck: Keine Politikerin traut sich mehr, die Meinung zu sagen
Hätte Heinisch-Hosek geschwiegen, hätte sie sich viele Mühen erspart. Das ist die traurige Erkenntnis dieses Facebook-Eintrags – sie bestätigt somit all jene Politiker, die bloß nie eine markante Meinung äußern, denn das führt bekanntlich nur zu Problemen. Über diesen Konformitätsdruck schrieb ich einmal: “Die Gefahr dieser permanenten Aufregung besteht darin, dass viele online gar nicht mehr mitdiskutieren wollen, weil sie Angst vor überzogener Kritik haben.”
Ich bin überzeugt, dass diese Debatte auch deswegen entgleiste, weil Heinisch-Hosek eine Frau – sogar Frauenministerin! – ist und weil es sich um ein feministisches Anliegen handelt. Die dezidiert Feministen-Hasser, die sogenannten “Antifeministen” sind eine der aggressivsten und aktivsten Gruppierungen. Sie versuchen online permanent, Stimmung zu machen.
4.) Achtung! Hier passiert Antifeminismus
Warum sorgte dieses Posting für Aufregung? Weil viele in der Bevölkerung anscheinend eine Wut auf die Regierung, auf die Politik oder allgemein auf “die da oben” haben, weil Heinisch-Hosek mit ihrem Foto eine Angriffsfläche (und die Möglichkeit zum Kommentieren) bot.
Aber das ist nur ein Teil der Erklärung: Beobachtet man die Postings auf der Facebook-Seite der Ministerin, wird man auch viele Einträge finden, die den Feminismus als solchen infrage stellen, die Feministinnen als Heulsusen und als sexuell frustriert darstellen – die üblichen Untergriffe, mit denen Feministinnen konfrontiert sind, leider insbesondere im Netz. Die sogenannten Antifeministen sind der Meinung, dass der Feminismus bereits zu weit gegangen sei, dass der Mann bereits das unterjochte Geschlecht ist und wir in einer “Femokratie” leben, der Herrschaft des Weibes. Sie versuchen, online Stimmung zu machen, posten zum Beispiel so lange in Zeitungsforen und beleidigen alle Andersdenkenden, bis alle Andersdenkenden verstummen und sie allein den Ton angeben (oder bis die Antifeministen von den Moderatoren gesperrt werden). Die Antifeministen sind nur eine kleine Gruppe, aber sie sind verdammt laut: Auch auf Twitter versuchen einzelne antifeministische Accounts, das Klima zu verseuchen – ihr beliebtestes Tool ist die Gewaltandrohung und die Androhung von Vergewaltigung. Das soll dazu führen, dass Frauen Angst bekommen und verstummen. Hier gibt es einen guten Artikel dazu.
Fazit:
Der Fall Heinisch-Hosek illustriert in meinen Augen die große gesellschaftliche Gefahr, die vielen Shitstorms innewohnt: Dass selbst harmlose (oder ein bisschen kontroverse) Postings nicht mehr geduldet werden, dass wir als Gesellschaft die Fähigkeit verlernen, zu diskutieren, ohne den anderen zu beflegeln, dass Meinungsträger keine Meinung mehr äußern, weil sie Angst haben, dafür verbal geprügelt zu werden, und dass speziell Frauen betroffen sind, weil anscheinend einer kleinen Gruppe von Antifeministen nicht recht ist, wenn Frauen selbstsicher das Wort ergreifen.
Sicher ist es richtig, dass viele Politiker kompetentere Teams und vor allem eigene Mitarbeiter brauchen, die sich professionell und durchgehend mit Social Media beschäftigen. Ich selbst schreibe bekanntlich immer wieder, wie wichtig gute Moderation und eine Kommunikation auf Augenhöhe ist. Der aktuelle Fall zeigt aber, das dies nur der eine Teil der Lösung ist. Wir müssen auch mehr Verantwortung vom Einzelnen einfordern und vielen Usern klar machen, dass solche Postings nicht okay (und auch nicht Teil der Meinungsfreiheit) sind. Ich glaube tatsächlich, dass vielen Usern nicht bewusst ist, wie viel Schmerz ihre Worte anrichten – und dass sie lernen müssen, dass ihre Worte etwas wert sind und dass die vermeintlich virtuelle Debatte längst nicht so virtuell ist.
Ich wünsche mir, dass die Ministerin weiterhin wagt, auch auf Facebook ihre Meinung zu sagen. Meine große Angst ist aber, dass das genaue Gegenteil eintreten wird.
Update 1:
Der Shitstorm hat eine richtige Debatte ausgelöst, ich will ein paar der Texte verlinken (freue mich über weitere Hinweise!):
– Woman-Chefredakteurin Euke Frank über das Wort Töchter in der Hymne
– Kommunikationsberater Rudi Fußi analysiert das Posting der Ministerin
– Warum ausgerechnet die Hymne ein so emotionsbeladenes Thema ist, erklärt Bernhard Schindler
– Der Kurier widmet sich mit mehreren Texten – unter anderem von Georg Leyrer und Philipp Wilhelmer – dem Streit um die Hymne
– Vice schimpft über die ganze Debatte – und spricht von einem “Scheißhaufen, der aktuell das Internet vollstinkt”
– Eine weitere Erklärung, wieso ausgerechnet die Hymne für so viel Diskussion sorgt, liefert Christopher Tafeit in seinem Blog
Foto: BMBF
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Der Link zu newstatesman funktioniert leider nicht mehr.
Sorry, der Link war falsch. Jetzt sollte es passen. Danke für Hinweis!
Ich find ihre Reaktion grundsätzlich gut. Sie tritt für ihre Meinung ein. Aber: Peinlicherweise ist ihr Text in Interpunktion und Rechtschreibung nicht korrekt. Und das als Unterrichtsministerin. Sorry, aber das find ich doch etwas peinlich. Man kann über die Bundeshymne denken, wie man will, aber sie hätte es besser machen können. Hätte Frau Heimisch-Hosek es besser machen müssen? Naja… Als Unterrichtsministerin???
Inwiefern ist denn die Interpunktion und Rechtschreibung falsch? Weil "vielgerühmtes" groß geschrieben ist? Ich muss gestehen, mir fiel da gar kein Fehler auf, aber natürlich ist das ein bisserl peinlich für die Unterrichtsministerin. Ob man deswegen einen Shitstorm und so viel Aggression verdient? Wohl eher nicht. Aber ich vermute, da sind wir eh einer Meinung..
Natürlich ist es peinlich, aber meiner Meinung nach ist das nicht der Grund des Shitstorms. Die Ministerin hat in ihren Ressorts bis heute absolut nichts weitergebracht. Ganz im Gegenteil: ein ständiges Buckelmachen vor Gewerkschaften und Beamten kennzeichnet ihre Tätigkeit. Und dann stellt sie sich als Oberlehrerin mit einem Tafel zum unwichtigsten Thema hin? Ich verurteile diese Art des Shitstorms, aber auch ich empfinde das als präpotent und abgehoben. Wie sie sicherlich wissen hat diese Ministerien erst vor kurzem eine Genossin vom Rednerpult verwiesen., weil ihr der Inhalt nicht gepasst hat. Wer derart austeilt, muss letztendlich auch einstecken. Oder vielleicht endlich bei wichtigen Themen etwas weiterbringen. So wie die gesamte Regierung überhaupt.
Dass viele enttäuscht sind, weil im Bildungsbereich keine Reformen kommen, glaub ich sofort. Bin mir nur ehrlich gesagt nicht sicher, ob die Wut gegenüber Heinisch-Hosek tatsächlich aufgrund der fehlenden Reformen in ihrem wichtigen Ressort entspringt oder sie da generell der Blitzableiter für die diffuse Wut gegenüber der Regierung ist - womöglich eine Mischung. Hinzu kommt auch noch die ganze Heimatsdebatte, für die die Hymne ein Synonym ist. Bernhard Schindler hat dazu gut gebloggt, siehe http://bernhardschindler.net/hymnen-debatte/
Danke für den Hinweis auf die Szene, in der die Ministerin die junge Genossin zurechtweist! Hier nochmal das Video https://www.youtube.com/watch?v=G-tZR4YH6j8 - ich muss bei diesen Ton immer an die eigene Schulzeit denken. Wirkt echt sehr lehrerhaft!
Ich bin mir sogar sicher, dass diese Wut an die gesamte Regierung gerichtet ist. Und wenn sich wieder nur irgendwie ein kleines Ventil öffnet, wird diese Wut wieder ausbrechen. Trotzdem bin ich mir auch sicher, dass sich der Großteil denkt "Gibt es wirklich nichts Wichtigeres?" Aber genau so arbeitet die Regierung; ablenken wo es nur möglich ist.
Danke übrigens für den Link. Habe mir das schon seit längerem nicht mehr angesehen, GENIAL bleibt der Satz: "..und wie demokratisch wir sind zeigt sich darin, dass wir auch Gäste reden lassen; ich werde mir das noch einmal in den Statuten genau ansehen..."
"... weil im Bildungsbereich keine Reformen kommen" finde ich lieb. Die Grundsatzdebatte (Gesamtschule) wird zwischen ÖVP und SPÖ seit den 1920-er Jahren (!) diskutiert. Ergebnis nach fast hundert Jahen: Nahezu null.
Zweiter Gesichtspunkt: Wenn eine Ministerin ihre Zeit dafür verwendet, andere Menschen "zurechtzuweisen", dann ergibt sich die Frage, ob Sie ihre Prioritäten richtig setzt. Gerade in ihrem Gebiet.
Dritter Gesichtspunkt: Welche Art von Öffentlichkeitsarbeit wird denn in diesem Ministerium gemacht? Hat da niemand ein Gespür dafür, was so ein Bild (Ministerin mit Zeigefinger auf die rot markierte Textstelle der Hymne) auslösen wird? Ich war entsetzt, als ich das Bild gesehen habe...
"Vielgerühmtes" ist deshalb groß geschrieben, da es sich hier um "Lyrics" bzw. ein Versmaß handelt, denke ich.
Ich denke auch, dass die Großschreibung hier im Zusammenhang damit steht, dass der Text der Hymne in Versform geschrieben ist. Diese Art der Schreibung ist mittlerweile etwas aus der Mode, daher wirkt sie wahrscheinlich auffällig.
Stimmt, gute Erklärung!
ich diskutiere nicht deshalb nicht mit, weil ich angst vor kritik hätte, sondern weil das niveau (oft) deratig tief ist, daß ich keine lust habe darauf zu antworten und es tlw. auch nicht möglich ist. was habe ich David R. mit sei´m “Halt doch s maul he”, schon zu sagen?
Mir wär spontan: "Sei ein Gentleman und geh' mit gutem Beispiel voran!" eingefallen.
Aber ja, wie heißt's so schön: Streite Dich nie mit Idioten. Die ziehen Dich auf ihr Niveau herunter und schlagen Dich dann mit Erfahrung…
Das Problem ist leider, dass genau durch diesen harten Ton oftmals jene Stimmen verstummen, die eben nachdenklicher oder etwas leiser wären. Und das führt mitunter dazu, dass man online meist jene hört, die hauptsächlich schreien. Ein Beispiel: Manche User posten in Zeitungsforen einmal, weil sie nur eine Sache zum Sagen haben, nur einen Gedanken beisteuern wollen. Manche posten hundert Mal, und weil in den meisten Foren der neueste Beitrag immer der oberste ist, sieht man zuerst diese lauten Stimmen - und die weniger lauten findet man mitunter gar nicht, weil sie erst an Stelle 371 im Forum (also total vergraben) sind
Imho wird in die Sache zu viel hineininterpretiert: Wir leben in einer Zeit, in der bestimmte Arbeitsgruppen immer mehr buckeln müssen, damit am Ende trotzdem weniger übrig bleibt. Die Menschen kochen innerlich und der Zorn wird eben abgelassen, wenn "die da oben" solche lächerlichen Aktionen abziehen, anstatt endlich mal richtige Brocken anzupacken. Und ja, sicher ist das ein Problem, allerdings nicht, wie es hier im Fazit erwähnt wird. Meine Sorge ist, dass sich die Shitstorms eines Tages (und ich rechne damit, dass das in sehr naher Zukunft sein wird) auf die Straße verlegen werden und wir Ukraine-ähnliche Zustände haben werden...
Muss gestehen, das glaube ich nicht. Erstens ist die Situation in der Ukraine kaum mit der unseren vergleichbar, auch wenn viele sicher unzufrieden sind. Und zweitens, glaube ich, sieht man da eine Wut, die es womöglich auch schon früher gab - nur wurde sie halt in kleineren Kreisen geäußert, am Stammtisch, beim Abendessen, im Büro. Die große Veränderung ist, dass das Netz all dies sichtbar macht. Und hinzu kommt, dass im Netz viele Schranken wegfallen, die dazu führen, dass sich Menschen eine Spur freundlicher verhalten. Also zum Beispiel der Augenkontakt oder unmittelbares Feedback von Menschen, die einem wichtig sind. Über dieses Thema schreibe ich sehr oft: https://www.brodnig.org/2014/05/14/wo-die-meinungsmutigen-irren/
Wie ich schon bei der Recherche zu meinem profil-Artikel zu Conchita Wurst erfahren habe, kommen (und kamen) auch hier die meisten antifeministschen Hasspostings aus der zweiten und dritten Generation Migranten (also inzwischen auch österr. Staatsbürger). Das stellt die Integration in Frage und derart die Integrationspoltik..
Danke für den Hinweis - war ein spannender Text im Profil, auch weil man sah, dass eben viele das tatsächlich unter ihrem Klarnamen posten. Bzgl. den Migranten: Bin mir nicht sicher, ob das auf die Antifeministen tatsächlich zutrifft, vielen haben typisch österreichisch klingende Namen. Dieser Streit um die Hymne ist zu einem gewissen Grad auch eine Debatte rund um den Heimatsbegriff, siehe auch: http://bernhardschindler.net/hymnen-debatte/
Aber zur Profil-Geschichte zurück: Das war sehr interessant, das ziemlich viele Österreicher zweiter Generation anscheinend Probleme mit Conchita Wurst hatten. Die Frage, inwiefern Homophobie tatsächlich in manchen Migrantengruppen stark verbreitet ist, ist also wohl berechtigt. Gerade bei solchen (schwierigen) Integrationsthemen findet die österreichische Politik leider keinen passenden Umgang. Dazu ein super Text aus der Wiener Zeitung: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/556468_Augen-zu-und-durch.html
Die Inhalte der Postings entsprechen sicher nicht der feinen englischen Art. Aber Hass, eher
Nein. Sie bringen – zugegeben auf recht derbe Weise – das wieder, was die Bevölkerung
von Heinisch-Hosek hält. Nämlich nicht sehr viel. Die SPÖ-Politikerin ist allgemein (und
das hat nichts mit Gabalier zu tun) sehr unbeliebt. Sie ist abgehoben, präpotent und arrogant.
Diese mehr als 14.000 Postings wurden von Personen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten verfasst und sind daher in der Auswertung aussagekräftiger, als jede ach so repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes.
Es ist immer schwierig zu definieren: Was ist ein Hassposting? Ab wann kann davon die Rede sein? Ich vermute, wir zwei haben da nicht die gleiche Definition, möchte ich einwenden
Kleine Korrektur: Gabalier ist kein Volksmusiker, sondern ein volksdümmlicher Musiker.
Ansonsten super Artikel.
Danke! Über das Phänomen Gabalier hat auch schon Martin Blumenau geschrieben http://fm4.orf.at/stories/1741356/
Ich hatte früher großen Respekt vor Heimisch-Hosek,
aber sie ist nur bei bestimmten Frauen-Themata selbstsicher.
Leider hat sie ebenfalls vollkommen in ihrer vorherigen letzten Position (Beamtenministerin) und aktuellen Position (Unterrichtsministerin) voll versagt.
Die Bienalsprünge sind noch immer da und die werden der Republik viel Geld kosten und das Bildungssystem ist nicht einmal auf dem Weg zu einer Reform.
Versagen gehört zum Leben, ich versagte und scheiterte auch einmal im Leben und zog die Konsequenzen und trat zurück.
Leider kann das die Frauenministerin nicht, aber diese Schwäche betrifft nicht nur sie, sondern die ganze Bundesregierung.
Sie ist nur stark bei gewissen Frauenthemen, aber bei Khol, Blecha, Hundstorfer, Neugebauer ist die gute so ein devotes Weiblein,
das es ärger nicht mehr geht.
Ich habe gehofft, dass Heinisch-Hosek hier tuff enough ist,
aber leider hatte ich mich getäuscht und zu viel von ihr erwartet.
Ich glaube, Sie sind nicht der einzige, der von der Performance als Unterrichtsministerin nicht gerade überzeugt wurde. Die Pisa-Aufregung et cetera waren keine Glanzleistungen. Aber ich muss sagen, finde die Beschreibung "devotes Weiblein" ziemlich untergriffig - vielleicht könnte man das eine Spur neutraler formulieren. Als Frau stößt es mir übel auf, wenn andere Frauen als Weiblein bezeichnet werden - auch wenn ich verstehe, dass Ihre Kritik in erster Linie darauf fußt, dass Sie sich mehr erwartet haben!
Die einst sehr geschätzte Ministerin ist manchmal sehr provozierend, deswegen bediente ich mich auch des Stilmittels der Polemik.
Es ist doch war, dass die Ministerin in Beantensachen sich nicht gegen die Macht des Neugebauers durchsetzen konnte.
Das derzeitige Pensionssystem in der Altersgruppe 55+ bevorzugt generell Männer, besonders bei den Luxuspensionen.
Da die Ministerin auch bei Frauenangelegenheiten diese Altersgruppe aussen vor ließ, habe ich bewusst provoziert.
Oftmals wird das Gender-Pay-Gap von der Frauenministerin hergenommen. Ich möchte anmerken, dass das Gender-Pay-Gap in der Altersgruppe unter 30 nur marginal vorhanden ist. Das größte Gender-Pay-Gap ist in der Altersgruppe 50+ vorhanden. Viel größer als das Gender-Pay-Gap ist das Generation-Pay-Gap.
Die Belastungen der jüngeren werden immer höher, es wird immer mehr Leustung abverlangt und durch die höheren Belastungen wird kommen geringere netto Gehälter heraus.
Generationengerechtigkeit gibt es hier nicht und wer seinen Kindern eine öde abgewirtschaftete Wüste hinterlässt, der darf sich nicht wundern, wenn sich diese radikalen Ideen zuwenden.
Da schockierende ist, da posten Leute aus meiner Facebook-Timeline mit, die das auch noch stolz verkünden. Leute, die ich bis eben noch für aufgeklärte halblinke gehalten habe. Man merkt nicht nur bei dieser Aktion, dass sich die Leute im Recht fühlen, so zu agieren, was erlaubt sich diese Person, weg mit ihr! Die ist selbst schuld, das hat sie verdient, sie stellt sich gegen uns alle. Nicht die Taten, aber die Worte und Rechtfertigungen erinnern mich an einen Radiobericht aus 1938, den Peter Daser vor einiger Zeit auf Twitter verlinkte, in dem der Nazi-Reporter am Tag nach dem Synagogenbrand erklärt, warum das Volk das zurecht mache. Das sind ganz ähnliche Argumente! Von wenigen eindeutigen Postings abgesehen sehe im Heinisch-Hosek-Shitstorm allerdings gar nicht so sehr die feministische Komponente im Vorderdrund, sondern eher die Indentifikation mit dem vermeintlichen Helden, der es denen da oben zeigt. Ein männlicher Unterrichtsminister hätte hier nicht wesentlich weniger einstecken müssen.
Naja, also ich mag mir diesen Shitstorm aus psychohygienischen Gründen nicht anschauen, aber ich kenne die entsprechende "Diskussion" aus dem Standard-Forum. Und dort war es nach meinem Eindruck schon so, dass der antifeministische Aspekt im Vordergrund stand. Also nicht weil der Binnen-i-Verweigerer es "denen da oben" zeigt, ist er beliebt, sondern weil er "sich traut", es "den Feministinnen so richtig zu zeigen". Mir kommt es so vor, dass diese Wutbürger in Wirklichkeit nicht gegen "die da oben" sind, sondern eher nach dem klassischen Radfahrerprinzip handeln (nach oben buckeln, nach unten treten). So zumindest mein Eindruck.
Den Hinweis auf den "vermeintlichen Helden" finde ich sehr gut, tatsächlich wird da dem Musiker Gabalier die Rolle des Robin Hoods zugeschrieben, der sich mit den "Mächtigen" anlegt. Ich erinnere nur an einen weiteren solchen "Helden", der das politische System umkrempeln wollte: Frank Stronach. Wie das ausgegangen ist, wissen wir bekanntlich. Was die Frauen-Komponente betrifft, sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung. Ich bin auch dieser Ansicht, weil viele User dezidiert antifeministische Postings verfassen - und damit wäre ein männlicher Minister nun nicht konfrontiert. Aber man muss ja nicht überall zu 100 % einer Meinung sein: Let's agree to disagree (zumindest ein bisserl)!
Ich denke, dass die Hymne ein anderes Problem in Wahrheit betrifft.
Die Leute haben einen tiefen Hass auf diese feudal beamtete Proporzregierung.
Die Regierung ist komplett unfähig Reformen durchzuziehen, das System verschlingt Jahr für Jahr Milliarden an € mehr und es geht nur um dieae depperte Hymne, wie um Gessler seinen Hut.
Weder sind die Frauen in der Altersgruppe 50+ gleichgestellt, noch wurden die feudal föderalen Ausgaben für den Hofstaat auf ein sinnvolles Maß reduziert. Da in Österreich ein sehr patriarchale unliberale Anti-Leister Gesinnung vorherrscht und die Regierung das vorlebt, darf frau sich nicht wundern, wenn das Volk das nachahmt.
Eine Merkel würde es hier nie nach oben bringen, ebenso wenig wie ein Mario Draghi. Das System bevorzugt alte brave Parteisoldaten ohne Hirn und Männer bekommen den Großteil in den Parteien.
daher sind die Töchter in der Hymne die reinste Verhöhnung und das Volk reagiert undifferenziert mit Wut.