Fast könnte man Mitleid bekommen. Die Wirte jammern, dass sie ab 1. Juli den Nichtraucherschutz zur Gänze umsetzen und getrennte Räume für Qualmer und Nichtqualmer anlegen müssen. Doch diese teure und umständliche Lösung haben sie sich selbst eingebrockt. Jahrelang haben sie gegen ein generelles Rauchverbot gekämpft, vor einem Wirtesterben gewarnt. Erst neulich hieß es aus der Wirtschaftskammer, dass 20 Prozent der Lokale den rigiden Nichtraucherschutz nicht überleben würden.
Das ist Unsinn. Die Menschen hören nicht auf, ein Schnitzel im Wirtshaus zu essen, und sie bleiben abends auch nicht zuhause, weil sie nicht mehr an der Zigarette ziehen dürfen. Das zeigt die Erfahrung anderer europäischer Länder. So weit sind wir nur in der österreichischen Debatte noch nicht. Hierzulande wird permanent vom Recht der Raucher gesprochen. Dabei will doch niemand einem anderen verbieten, dass er privat zum Glimmstengel greift. Das kann er ruhig weiterhin vor der Tür, im Gastgarten oder zuhause machen. Nur soll er dabei nicht andere zum Mitrauchen zwingen – nicht einmal das Barpersonal.
Norwegen führte 2004 ein strenges Rauchverbot ein, um Angestellte zu schützen. Solange in einzelnen Clubs oder Beisln gepofelt wird, werden dort Mitarbeiter die krebserregende Luft einatmen müssen. Es ist illusorisch zu glauben, dass nur Kettenraucher hinter der Schank stehen, die sich über eine eingeteerte Lunge freuen.
Deswegen wird langfristig nichts an einem generellen Rauchverbot vorbeiführen. Die Frage ist nur, ob wir bis dahin eine hirnlose Übergangslösung brauchen. Oder lieber gleich alle frei durchatmen können.
Dieser Kommentar ist im Falter 14/10 erschienen
Kommentare
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