“Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Philip Pacanda, Spitzenkandidat der Grazer Piraten, noch am Wahlabend. Mit 2,7 Prozent der Stimmen zieht er in den Gemeinderat ein. Ein überraschender Wahlerfolg, war es in den letzten Wochen doch still um die Bewegung geworden. Was machten die Grazer Piraten richtig? Und was bedeutet das für die Bundespartei, die 2012 für den Nationalrat kandidieren möchte?
Den steirischen Piraten ist eines gelungen: Sie fielen in den vergangenen Wochen nicht als Streithansln auf – ein Image, unter dem die Bundespartei leidet.
Zweitens fanden die Grazer einen engagierten Spitzenkandidaten. Philip Pacanda, 33, ist Innovationsberater. Als Selbstständiger hilft er Firmen bei der Entwicklung neuer Produkte. Das passt zum Image der Piraten, die ja auch die Politik neu erfinden wollen. Pacanda hat ein Dreivierteljahr lang in seinem Job pausiert und Wahlkampf betrieben. Mit einem Budget von nur 5000 Euro gelang seiner Truppe jetzt der Einzug.
Wenig Geld, aber moderne Tools: Die Piraten machten auch online Wahlkampf. Etwa programmierten sie eine iPhone-App namens “Verbotszonen Graz“. Vom Bettelverbot bis hin zu Überwachungskameras kann man dort nachsehen, was wo in Graz nicht gestattet ist. Damit positionierten sie sich als Antiverbotspartei und als Internetauskenner. Das gefällt ihrer klassischen Wählergruppe: Auch in Graz stimmten vor allem junge, netzaffine Männer für sie, zeigen Umfragen des Instituts Sora.
Die Piraten lernen: Im urbanen Raum gibt es durchaus ein Wählerpotenzial für eine Netzpartei, wenn diese nicht zerstritten ist und passende Kandidaten und Tools findet. Bis ins Parlament ist es trotzdem noch ein weiter Weg: Dort reichen 2,7 Prozent nicht aus. Für den Nationalrat braucht es mindestens vier Prozent der Stimmen.
Diese Analyse ist im Falter 48/12 erschienen. Bilder: Piratenpartei / Screenshot der Verbotszonen-App