Simmering Valley
Kann Wien zur Metropole für Start-ups werden? Das Pioneers-Festival zeigt das innovative Potenzial der Stadt Vielleicht sind sie in einem Jahr gescheitert, vielleicht sind sie aber auch in Silicon Valley und verhandeln mit Google. Das wissen die drei Jungunternehmer Andreas Röttl, Bianca Busetti, und Christian Papauschek nicht. Noch sitzen sie im Sektor5, einem Wiener Gemeinschaftsbüro, und programmieren eine App, basteln an der Website und haben mehrere Computer in Griffweite. Der Wirtschaftstyp, die Designerin und der Programmierer wagten etwas, was sich nicht viele Mittzwanziger trauen: Sie gründeten ihre eigene Firma namens Miavia.
Das junge Team will Reisen revolutionieren. Man soll nicht mehr einen Reiseführer kaufen, sondern genau zugeschnittene Pakete für den Wunschurlaub – von der “romantischen Rundreise in Sri Lanka“ bis hin zum “Trans-Siberian Railway Adventure“. Auf Miavia können Internetuser und Reiseblogger ihre Routen mit Fotos dokumentieren, Tipps für den perfekten Urlaub geben und diese “Travel Boxes“ an andere User verkaufen. “Wir machen jeden User zum Herausgeber seines eigenen Lonely Planet“, sagt Röttl, 28, der CEO. Bianca Busetti, 23, ist nicht nur seine Geschäftspartnerin, sondern auch seine Freundin – die beiden lernten sich in einem Onlinekurs der Stanford-Universität kennen. Bei einer Sri-Lanka-Reise merkte das Paar, dass es noch an Software und Websites fehlt, die personalisierte Reisetipps geben und Tools liefern, um die eigene Reise simpel zu dokumentieren. Eine “Demokratisierung des Reiseführermarktes“ nennt Röttl das.
Wenn er Pech hat, dann floppt sein Produkt oder eine andere Firma schafft mit derselben Idee am internationalen Markt den Durchbruch. So etwas weiß man bei Start-ups nie: Es ist ein Hochrisikogeschäft, bei dem einige wenige Firmengründer sogar zu Millionären werden und viele nicht. “Das größte Problem in Österreich ist die Angst vor dem Scheitern“, sagt Röttl, “aber wenn wir scheitern, haben wir zumindest fürs Leben gelernt.“
Das ist der Start-up-Gedanke: Besser man scheitert, als man hat’s nicht probiert. Auch in Wien wächst eine Start-up-Mentalität, bei der junge Entwickler einfach loslegen, Apps programmieren oder Roboter entwickeln. Mittlerweile ist eine überschaubare, innovative Szene entstanden, in der sich Firmengründer wie Röttl vernetzen und in bunten Büros gemeinsam arbeiten – sogenannten “Coworking Spaces“. Jetzt geht es um die Frage, ob Wien noch mehr daraus macht und eine richtige Start-up-Stadt wird. Kann man mit innovativen Metropolen wie Berlin oder London mithalten? Eine Antwort liefert vielleicht das Pioneers-Festival, das kommende Woche stattfindet. Es ist die bisher wichtigste Initiative, um Wien als innovative Stadt auf der internationalen Landkarte sichtbar zu machen. Zwei Tage lang treffen sich in der Hofburg einige der renommiertesten Gründer und Geldgeber der Internetbranche (siehe Info rechts). Auf der Bühne werden nicht nur amerikanische Entwickler stehen, sondern auch Florian Gschwandtner aus dem Mostviertel. Er ist das österreichische Gesicht im Silicon Valley, einer der Gründer von Runtastic, jener Handy-App, die einen beim Laufen überwacht. Die Firma hat mittlerweile mehr als 20 Millionen registrierte Benutzer, und Gschwandtner ist alle paar Wochen im kalifornischen Silicon Valley. Er meint, Österreich müsse sich nicht verstecken: “Unsere Techniker stehen denen dort in nichts nach.“
Gute Technik gibt es hierzulande, die liefert zum Beispiel die Firma Indoors, die quasi das Google Maps für Innenräume macht. In Wien-Margareten wird Technik entwickelt, die nun auch in Brasilien zum Einsatz kommt: Die Jungunternehmer messen Räumlichkeiten, zum Beispiel Flughäfen oder riesige Shoppingmalls, aus und können einem via App sagen, wo man sich gerade befindet und wo das gewünschte Geschäft oder der Terminal liegt. Diese Indoor-Lokalisierung ist ein Zukunftsmarkt, für den sich auch große Firmen interessieren.
Am Pioneers-Festival können die österreichischen Start-ups ihre Leistungen präsentieren. Dass nun internationale Medien und Geldgeber nach Wien kommen, dafür sind zwei junge, ambitionierte Unternehmer verantwortlich. Andreas Tschas und Jürgen Furian haben die Firma Pioneers gegründet, die beiden sind zwei zentrale Figuren, die die österreichischen Start-ups zusammenführen. “Vor vier Jahren hat es nicht einmal eine Start-up-Szene gegeben“, sagt Tschas. Damals begannen die zwei WU-Absolventen, Vernetzungswochenenden in Wien und ganz Europa zu organisieren. Techniker und Marketingleute, also Gründer in spe, sollten zusammenkommen und ihre Ideen präsentieren. Das Konzept ging auf: Nachdem man ein Wochenende lang Ideen ausgetauscht, Menschen aus ganz anderen Branchen kennengelernt hatte, gründeten viele tatsächlich Firmen.
Tschas und Furian haben bereits 20 Mitarbeiter, beim Pioneers-Festival erwarten sie 2500 Gäste, mehr fasst die Hofburg gar nicht. In ihrem Büro am Getreidemarkt schaut es derzeit chaotisch aus. Etliche junge Menschen sitzen hinter Laptops, im Besprechungsraum steht ein Wuzler, und Werbematerial von vergangenen Events liegt herum. An einer Wand wurde eine riesige Glühbirne aufgeklebt. Bewusst pflegen die beiden gebürtigen Kärntner das Image der Ideengeber. Ihr Geschäftsmodell ist nicht nur, Veranstaltungen zu organisieren, sondern auch, Konzerne aus dem Technologie-, Banken-und Versicherungsbereich mit jungen Start-ups zu vernetzen – eine Art Frischzellenkur für riesige Firmenorganismen.
Freilich ist nicht alles rosig. Etwa braucht es viel Überzeugungsarbeit, wichtige Vortragende in die Stadt holen. “Wien ist in der Szene außerhalb Österreichs überhaupt nicht präsent“, sagt Furian. Aber zumindest werde es jedes Jahr eine Spur leichter. Zunehmend haben österreichische Firmen eine Niederlassung in Kalifornien, heuer findet das Festival zum zweiten Mal statt, da hat man schon Kontakte geknüpft.
Was macht den Erfolg des Silicon Valley aus – also jener Region zwischen San Francisco und San José, wo immer wieder innovative Internetfirmen entstehen und Google, Apple und Facebook ihren Firmensitz haben? Die Antwort lautet: Netzwerke. Die Stanford University arbeitet eng mit den Internetfirmen zusammen, in zehn Minuten Fahrtzeit ist man von Facebook bei Google. Dieser Austausch ist für Start-ups extrem wichtig, junge Firmengründer lernen von anderen Unternehmen oder Investoren wie das Geschäft funktioniert, welche Fehler man vermeiden sollte.
Austausch fehlt in Wien noch, vor allem auf universitärer Ebene. Hardcore-Techniker und Marketingfuzzis, die leben in derselben Stadt, aber anscheinend in unterschiedlichen Welten. Ein gutes Beispiel dafür ist die neugegründete Firma Blue Danube Robotics der beiden Elektrotechniker Walter Wohlkinger und Michael Zillich. In ihren Büros liegen Leiterplatten und Schraubenzieher herum, ein Plüschroboter lässt einen vermuten, was hier gebaut werden soll: elektronische Helfer. Die Wiener Techniker werden beim Pioneers-Festival einen Roboterkopf präsentieren. Dieser Roboter kann seine Umgebung, Gegenstände und Menschen erkennen. Er soll schwerbehinderten Menschen helfen, die rund um die Uhr Versorgung brauchen. Wenn dem Pflegebedürftigen die Fernbedienung runterfällt oder er gerne ein Glas Orangensaft hätte, kann das Gerät das Erforderliche tun, der Behinderte muss nicht extra einen Assistenten um Hilfe bitten.
Bisher kosten komplexe Roboter hunderttausende Euro. Die beiden Firmengründer haben ein Konzept entwickelt, nach dem der Roboter für 12.000 Euro erhältlich sein soll. Das technische Know-how haben sie, weil sie seit langem an der TU Wien forschen. Jetzt fehlt ihrem Team aber noch ein Finanzexperte. Die Techniker kennen niemanden aus dem Wirtschaftsbereich. “Das hat mir auf der TU immer gefehlt: dass es keine Netzwerke zur Wirtschaftsuniversität gibt“, sagt Wohlkinger. “Falls Sie erwähnen könnten, dass wir jemanden suchen, wäre das ganz toll“, meint sein Kollege Zillich. Von 3-D-Druckern, Infrarotkameras und Roboterarmen haben die zwei eine Ahnung, aber nicht von Steuern oder Vertrieb.
Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie in Wien die richtigen Experten noch zusammenfinden müssen. Auch tun sich manche Jungunternehmer schwer, Risikokapital und sogenannte “Business-Angels“ aufzutreiben. Letzteres sind oft Millionäre, die nicht nur Geld, sondern auch Know-how in neugegründete Firmen investieren. Ein solcher Business-Angel braucht auch Geduld. “Viele Start-ups finden erst nach drei, vier Jahren ihr Geschäftsmodell. Auch Google brauchte so lange. Aber in Wien würde das kaum einer durchhalten“, meint Klaus Matzka, der ebenfalls Geschäftspartner der Firma Pioneers ist und die Szene gut kennt.
Risikobereitschaft ist keine genuin österreichische Eigenschaft. International lässt sich Wien eher mit Barcelona als Berlin oder gar London vergleichen. Was könnte man da tun? Gleich neben dem Rathaus findet man die richtige Ansprechperson: Gabriele Tatzberger. Eine Mittdreißigerin, die an der TU studierte, leitet die Abteilung Mingo der Wirtschaftsagentur der Stadt Wien. Die Büros sind hell, die Türen offen. Die Anlaufstelle für Start-ups soll möglichst wenig an eine Behörde erinnern. Mingo steht für “Move in and grow“. “Seit einem Jahr setzen wir den Fokus auch auf wachstumsorientierte, innovative Unternehmen. Die haben spezielle Bedürfnisse“, sagt Tatzberger. Dafür wurde das Förderprogramm “Twin Entrepreneurs“ gestartet, es soll slowakische und österreichische Unternehmer zusammenbringen und bei der Expansion helfen. Wien versucht auch, als Tor zum Osten aufzutreten und vielleicht manch eine Firma oder hochausgebildete Mitarbeiter aus Osteuropa anzulocken – ein großes Potenzial der Stadt.
Wien, eine Touristenmetropole mit viel Geschichte und Kunst, ein Ort mit hoher Lebensqualität für Manager und vielen internationalen Organisationen. Aber Wien als Start-up-Stadt? Da steht man noch ziemlich am Anfang: Niemand weiß zum Beispiel, wie viele Start-ups es hier wirklich gibt. 600 Gründer berät Mingo pro Jahr, etwa ein Drittel davon sind vermutlich klassische Start-ups, schätzt Tatzberger. “Aber stimmt, wir hätten auch gerne noch viel konkretere Zahlen.“ Ein Start-up, das heute existiert, gibt es vielleicht morgen gar nicht mehr, oder vielleicht sitzt es im Silicon Valley. Mit diesem wechselhaften Unternehmenstyp müssen sich die Österreicher wohl erst noch anfreunden.
Dieser Artikel ist im Falter 43/13 erschienen. Sämtliche Fotos hat Heribert Corn gemacht.
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Die Inhalte der Postings entsprechen sicher nicht der feinen englischen Art. Aber Hass, eher
Nein. Sie bringen – zugegeben auf recht derbe Weise – das wieder, was die Bevölkerung
von Heinisch-Hosek hält. Nämlich nicht sehr viel. Die SPÖ-Politikerin ist allgemein (und
das hat nichts mit Gabalier zu tun) sehr unbeliebt. Sie ist abgehoben, präpotent und arrogant.
Diese mehr als 14.000 Postings wurden von Personen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten verfasst und sind daher in der Auswertung aussagekräftiger, als jede ach so repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes.
Es ist immer schwierig zu definieren: Was ist ein Hassposting? Ab wann kann davon die Rede sein? Ich vermute, wir zwei haben da nicht die gleiche Definition, möchte ich einwenden
Kleine Korrektur: Gabalier ist kein Volksmusiker, sondern ein volksdümmlicher Musiker.
Ansonsten super Artikel.
Danke! Über das Phänomen Gabalier hat auch schon Martin Blumenau geschrieben http://fm4.orf.at/stories/1741356/
Ich hatte früher großen Respekt vor Heimisch-Hosek,
aber sie ist nur bei bestimmten Frauen-Themata selbstsicher.
Leider hat sie ebenfalls vollkommen in ihrer vorherigen letzten Position (Beamtenministerin) und aktuellen Position (Unterrichtsministerin) voll versagt.
Die Bienalsprünge sind noch immer da und die werden der Republik viel Geld kosten und das Bildungssystem ist nicht einmal auf dem Weg zu einer Reform.
Versagen gehört zum Leben, ich versagte und scheiterte auch einmal im Leben und zog die Konsequenzen und trat zurück.
Leider kann das die Frauenministerin nicht, aber diese Schwäche betrifft nicht nur sie, sondern die ganze Bundesregierung.
Sie ist nur stark bei gewissen Frauenthemen, aber bei Khol, Blecha, Hundstorfer, Neugebauer ist die gute so ein devotes Weiblein,
das es ärger nicht mehr geht.
Ich habe gehofft, dass Heinisch-Hosek hier tuff enough ist,
aber leider hatte ich mich getäuscht und zu viel von ihr erwartet.
Ich glaube, Sie sind nicht der einzige, der von der Performance als Unterrichtsministerin nicht gerade überzeugt wurde. Die Pisa-Aufregung et cetera waren keine Glanzleistungen. Aber ich muss sagen, finde die Beschreibung "devotes Weiblein" ziemlich untergriffig - vielleicht könnte man das eine Spur neutraler formulieren. Als Frau stößt es mir übel auf, wenn andere Frauen als Weiblein bezeichnet werden - auch wenn ich verstehe, dass Ihre Kritik in erster Linie darauf fußt, dass Sie sich mehr erwartet haben!
Die einst sehr geschätzte Ministerin ist manchmal sehr provozierend, deswegen bediente ich mich auch des Stilmittels der Polemik.
Es ist doch war, dass die Ministerin in Beantensachen sich nicht gegen die Macht des Neugebauers durchsetzen konnte.
Das derzeitige Pensionssystem in der Altersgruppe 55+ bevorzugt generell Männer, besonders bei den Luxuspensionen.
Da die Ministerin auch bei Frauenangelegenheiten diese Altersgruppe aussen vor ließ, habe ich bewusst provoziert.
Oftmals wird das Gender-Pay-Gap von der Frauenministerin hergenommen. Ich möchte anmerken, dass das Gender-Pay-Gap in der Altersgruppe unter 30 nur marginal vorhanden ist. Das größte Gender-Pay-Gap ist in der Altersgruppe 50+ vorhanden. Viel größer als das Gender-Pay-Gap ist das Generation-Pay-Gap.
Die Belastungen der jüngeren werden immer höher, es wird immer mehr Leustung abverlangt und durch die höheren Belastungen wird kommen geringere netto Gehälter heraus.
Generationengerechtigkeit gibt es hier nicht und wer seinen Kindern eine öde abgewirtschaftete Wüste hinterlässt, der darf sich nicht wundern, wenn sich diese radikalen Ideen zuwenden.
Da schockierende ist, da posten Leute aus meiner Facebook-Timeline mit, die das auch noch stolz verkünden. Leute, die ich bis eben noch für aufgeklärte halblinke gehalten habe. Man merkt nicht nur bei dieser Aktion, dass sich die Leute im Recht fühlen, so zu agieren, was erlaubt sich diese Person, weg mit ihr! Die ist selbst schuld, das hat sie verdient, sie stellt sich gegen uns alle. Nicht die Taten, aber die Worte und Rechtfertigungen erinnern mich an einen Radiobericht aus 1938, den Peter Daser vor einiger Zeit auf Twitter verlinkte, in dem der Nazi-Reporter am Tag nach dem Synagogenbrand erklärt, warum das Volk das zurecht mache. Das sind ganz ähnliche Argumente! Von wenigen eindeutigen Postings abgesehen sehe im Heinisch-Hosek-Shitstorm allerdings gar nicht so sehr die feministische Komponente im Vorderdrund, sondern eher die Indentifikation mit dem vermeintlichen Helden, der es denen da oben zeigt. Ein männlicher Unterrichtsminister hätte hier nicht wesentlich weniger einstecken müssen.
Naja, also ich mag mir diesen Shitstorm aus psychohygienischen Gründen nicht anschauen, aber ich kenne die entsprechende "Diskussion" aus dem Standard-Forum. Und dort war es nach meinem Eindruck schon so, dass der antifeministische Aspekt im Vordergrund stand. Also nicht weil der Binnen-i-Verweigerer es "denen da oben" zeigt, ist er beliebt, sondern weil er "sich traut", es "den Feministinnen so richtig zu zeigen". Mir kommt es so vor, dass diese Wutbürger in Wirklichkeit nicht gegen "die da oben" sind, sondern eher nach dem klassischen Radfahrerprinzip handeln (nach oben buckeln, nach unten treten). So zumindest mein Eindruck.
Den Hinweis auf den "vermeintlichen Helden" finde ich sehr gut, tatsächlich wird da dem Musiker Gabalier die Rolle des Robin Hoods zugeschrieben, der sich mit den "Mächtigen" anlegt. Ich erinnere nur an einen weiteren solchen "Helden", der das politische System umkrempeln wollte: Frank Stronach. Wie das ausgegangen ist, wissen wir bekanntlich. Was die Frauen-Komponente betrifft, sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung. Ich bin auch dieser Ansicht, weil viele User dezidiert antifeministische Postings verfassen - und damit wäre ein männlicher Minister nun nicht konfrontiert. Aber man muss ja nicht überall zu 100 % einer Meinung sein: Let's agree to disagree (zumindest ein bisserl)!
Ich denke, dass die Hymne ein anderes Problem in Wahrheit betrifft.
Die Leute haben einen tiefen Hass auf diese feudal beamtete Proporzregierung.
Die Regierung ist komplett unfähig Reformen durchzuziehen, das System verschlingt Jahr für Jahr Milliarden an € mehr und es geht nur um dieae depperte Hymne, wie um Gessler seinen Hut.
Weder sind die Frauen in der Altersgruppe 50+ gleichgestellt, noch wurden die feudal föderalen Ausgaben für den Hofstaat auf ein sinnvolles Maß reduziert. Da in Österreich ein sehr patriarchale unliberale Anti-Leister Gesinnung vorherrscht und die Regierung das vorlebt, darf frau sich nicht wundern, wenn das Volk das nachahmt.
Eine Merkel würde es hier nie nach oben bringen, ebenso wenig wie ein Mario Draghi. Das System bevorzugt alte brave Parteisoldaten ohne Hirn und Männer bekommen den Großteil in den Parteien.
daher sind die Töchter in der Hymne die reinste Verhöhnung und das Volk reagiert undifferenziert mit Wut.
Sehr geehrte Frau Brodnig!
Einen klugen Kommentar haben Sie hier wieder abgeliefert. Wichtig finde ich auch den Hinweis, dass es egal ist, ob das Auftreten der Frau Minister hier unglücklich und peinlich ist oder nicht. So soll und darf mit einem Menschen, auch wenn er in der Öffentlichkeit steht, nicht umgegangen werden! Als Gegenmittel kann man allen Personen der Öffentlichkeit nur raten, nicht auf Plattformen aufzutreten, wo "jeder" mitposten kann, oder genügend Kontrollkapazitäten zu haben. Das ist schade; ich würde lieber in einer Gesellschaft leben, wo Menschen zivilisiert miteinander umgehen (auch medial) und der Begriff Shitstorm nicht existiert.
Frau Brodnig, Sie sind eine der positivsten Erscheinungen im österreichischen Journalismus, was sich erst letztlich wieder durch ihre sachliche Auseinandersetzung zur "Klarnamendebatte" zeigte. Danke!
Vielen Dank für Ihre überaus freundlichen Worte! Leider stimmt es, dass viele Personen der Öffentlichkeit aufgrund dieser Angst diese offenen Plattformen meiden. Aber meine Hoffnung ist, dass in Zukunft die Social-Media-Kommunikation professioneller wird und gleichzeitig auch das Bewusstsein des einzelnen steigt, was noch ein angemessener Tonfall ist. Aber allein, dass wir diese Debatte führen, zeigt ja, dass dieses Thema vielen anscheinend wichtig ist.
Zum Thema AntifeministInnen ist eine interessante Beobachung, dass einige sozusagen aus den eigenen Reihen kommen. Viele Frauen verstehen das Verhalten ven sogenannten Emanzen und die Art zu integrieren auch nicht. Das Hauptproblem ist einfach das dieses Thema bis zum Exzess getrieben wurde und dadurch auch unser Kulturgut (Hymne) und unsere Sprache (Innen, die/der) verkompliziert und teilweise auch verschandelt hat. Diese hässlichen Kommentare unter der Gürtellinie sind definitiv Fehl am Platz und spiegelt leider einen Teil der Gesellschaft wieder, aber die Diskussion an sich ist leider schon überfällig und meiner Meinung auch angebracht und gerechtfertigt.
Die Social Media Betreuer von Frau Bundesministerin haben leider ihr Berufsziel verfehlt.....auf einen Shitstorm (offene Brief der Grünen) so eine Stellung Beziehung ist politischer Selbstmord...aber da braucht man kein Genie zu sein um das zu erkennen. Fazit.....Gute und interessante Diskussion, PR-Berater vom Bundesministerium sollte deren Berufswahl nochmal kur überdenken, Kommentare mit Fikalsprache....naja manchmal ist es gut, dass diese Leute Nichtwählern gehen, FeministInnen einfach einmal reflektieren und darüber nachdenken ob manchmal weniger mehr ist!
Wieso werden die Morddrohungen gelöscht und nicht strafrechtlicher Verfolgung zugeführt? Hier gibt es nichts zu schützen.
Gelöscht wurden sie wohl, damit das nicht weiterhin so stehen bleibt. Ob es weitere strafrechtliche Konsequenzen geben wird, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Kann aber montags nochmal nachfragen, ob das Ministerium gegen einzelne Poster rechtlich vorgehen will.
Vielen Dank für die klaren Worte, ich finde die aktuellen Entwicklungen (auch) sehr bedenklich.
gerne! danke für die aufmerksamkeit
Die Anonymität des Internets zeigt uns nur, was schon lange prädigital in den Leuten brodelte. Aber nur über Sichtbares kann man diskutieren. Diese positiven Seiten sollte man auch sehen. Es mag tatsächlich im ersten Moment ein Schockeffekt eintreten, wenn man unbedarft auf eine Troll-Vorhölle stößt, aber das gibt sich mit der Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand, der ernsthaft zu einem Thema recherchiert und engagiert ist, von Trollen abschrecken lässt. Aus dem eigenen Blog kann man Trolle aussperren, bei Facebook und Google+ blockieren etc. Reine Beleidigungen kann man löschen. Wenn Beleidigungen mit Inhalten verknüpft sind, muss man halt entscheiden. Im Zweifel für den Troll, das ist meine persönliche Meinung. Ich möchte dass Menschen ihre Meinung sagen dürfen, auch die Frustrierten.
Ich sehe das anders: Sicher haben Sie Recht, dass viele dieser Gefühle auch schon früher da waren. Das Besondere an der digitalen Kommunikation ist aber, dass es dabei schneller zu verbalen Entgleisungen kommt, weil wichtige Signale fehlen, die auch die Empathie fördern. So fehlen in der schriftlichen Kommunikation im Internet viele nonverbale Signale und das führt dazu, dass Menschen mitunter gar nicht merken, wenn sie sich selbst in eine Rage reden und andere dadurch verletzen. Es fehlt zum Beispiel der Augenkontakt, der ein wichtiges Signal ist. Man sieht nicht, ob der andere nach einer Aussage gekränkt dreinblickt, ob Mithörende mit der Stirn runzeln oder ob die Stimme des anderen plötzlich leiser klingt. Das mag sich nach Nebensächlichkeiten anhören, ist es aber nicht: All diese Signale sind wichtig in der Gesellschaft, um einander (ganz unauffällig) Feedback zu geben und gegenseitig in einer Tonalität miteinander zu reden, die für alle in Ordnung ist. Dadurch, dass diese Signale online leider wegfallen, wird es oft schriller und das führt oft nicht zu mehr Erkenntnis oder einer ehrlicheren Debatte, sondern dass am Ende alle nur aufeinander wütend oder gekränkt sind. Dazu passend gibt's auch eine spannende Studie: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0