Alle Kinder gehen aufs Gimnazjum
Die Polen haben Grund zum Jubeln. Schritt für Schritt holen sie beim Pisa-Test auf. Sie haben ein marodes Schulwesen in ein modernes und international bestauntes Bildungswesen transformiert – und das binnen eines einzigen Jahrzehnts. Belegten sie im Jahr 2000 beim Lesen noch Platz 23, erreichten sie nun Platz zwölf – und sind damit das sechstbeste EU-Mitglied. Österreich hingegen stürzte im selben Zeitraum ab – von Platz 19 auf Platz 31.
Während der Erfolg der Pisa-Klassenbesten Finnland, Südkorea oder Kanada vielfach bestaunt, beschrieben und erklärt wurde ist, ist Polen bislang nur ein Geheimtipp unter Bildungsforschern.
Dabei hat das 40-Millionen-Einwohner-Land allen vorgemacht, dass eine große Schulreform überraschend schnell Früchte tragen kann – und dass sich Mut in der Bildungspolitik tatsächlich auszahlt.
Vor wenigen Jahren noch rangierte Polen am Ende des internationalen Schulrankings. Das Bildungssystem konnte international nicht mithalten, ein großer Teil der Bevölkerung wurde schlicht nicht hinreichend gefördert. 1998 wagte Polen die große Reform. Unter dem Motto Anschluss an Europa führte die damalige konservative Regierung eine Strukturreform durch. 1999 trat ihr Gesetz in Kraft: Die achtjährige Grundschule wurde um zwei Jahre verkürzt, dafür ein daran anschließendes dreijähriges Gimnazjum eingeführt.
Mit unserem Gymnasium hat das polnische Gimnazjum aber wenig zu tun. Ins Gimnazjum gehen alle polnischen Kinder, es ist quasi ihre Gesamtschule. Somit wurde die gemeinsame Schulpflicht um ein Jahr verlängert, erklärt Wolfgang Hörner, emeritierter Professor der Universität Leipzig und Polen-Experte. Während in Österreich und Deutschland die Kinder bereits mit zehn Jahren getrennt und in die Hauptschule oder aufs Gymnasium geschickt werden, wird in Polen erst mit 16 Jahren entschieden, wer ins Oberstufengymnasium oder etwa in eine berufsbildende Schule kommt.
Polen liefert den Beweis, dass sich eine längere Gesamtschulzeit positiv auf den Lernerfolg (und damit auch auf die Pisa-Ergebnisse) auswirkt – selbst wenn die Gesamtschuldauer nur um ein einziges Jahr ausgedehnt wird. Die Verbesserung der polnischen Schülerleistung, gemessen von Pisa, ist beeindruckend, steht in einem Bericht der OECD. Für den Aufstieg habe der verspätete Eintritt in die Berufsausbildung eine wesentliche Rolle gespielt. Bessere Ergebnisse bei Pisa heißt auch, dass es weniger Risikoschüler und weniger soziale Unterschiede als etwa hierzulande gibt.
Hat Polen Ende der 90er nur das Grundgerüst seines Schulsystems neu errichtet? Nein, das wäre zu kurz gegriffen. Das neue Gimnazjum sollte auch helfen, einen modernen Unterricht in den Klassenzimmern zu etablieren. Die polnischen Lehrpläne wurden abgespeckt, den Schulen wurde mehr Autonomie und Eigenverantwortung eingeräumt, und die Lehrer wurden motiviert, neue Unterrichtskonzepte auszuprobieren.
Die große Strukturreform war Anlass, auch die Didaktik im Klassenzimmer zu verändern. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund, warum Polen so schnell bei Pisa aufholen konnte: Eine massive und grundlegende Reform hat mehr Durchschlagskraft als die nahezu kosmetischen Eingriffe, wie sie etwa in Österreich durchgeführt werden, wo die ÖVP seit Jahrzehnten die Einführung der Gesamtschule blockiert und entscheidende Schritte parteipolitischen Scharmützeln geopfert werden.
Ausgerechnet die konservative Regierung unter Ministerpräsident Jerzy Buzek setzte die Reform durch und verlängerte die Gesamtschulzeit. Heute will niemand mehr zum alten System zurückkehren. Unabhängig von jeglicher Couleur hat niemand die neunjährige gemeinsamen Schule angetastet, erklärt Erziehungswissenschaftler Hörner.
Mehr noch: Die guten Pisa-Noten beflügeln die Polen zu weiteren Neuerungen. Für uns ist die Reform ein fortschreitender Prozess, erklärt Michal Federowicz, der polnische Pisa-Koordinator. Polen gibt sich mit seinen Ergebnissen noch keineswegs zufrieden und will weiter ins Spitzenfeld vordringen. Derzeit überarbeiten wir unsere Lehrpläne. Wir wollen weniger auf Information und mehr auf kritisches Denken setzen, erklärt der Pisa-Chef.
Digitalia ist die wöchentliche IT-Kolumne des Falter. Diese Kolumne wurde in Ausgabe 50/10 veröffentlicht. Illustration: Jochen Schievink
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Hallo,
werden Kommentare mit Links nicht angenommen? Ich hätte da noch einen Knaller.
Gruss G.
Man muss anscheinend ohne links auskommen. Aber ich habe auch noch etliche Beispiele, wo sich auch noch so mancher selbst zuerst einmal an die Nase fassen sollte, bevor er die schräge Argumentation von anderen kritisiert. So argumentieren z.B. etliche Politiker damit, dass die Klimakrise einfach nur durch freiwilligen Verzicht in den Griff zu bekommen wäre, weil das ja beim Ozonproblem angeblich auch ganz ohne Verbote funktioniert hat. In Wirklichkeit trat am 1. August 1991 trat in Deutschland eine Verordnung zum Verbot von bestimmten die Ozonschicht abbauenden Stoffen in Kraft. Und noch ein aktuelles Beispiel. Aktuell wird in Deutschland von einigen Politikern andauernd behauptet, dass OP-Masken hinsichtlich Eigenschutz vollkommen wirkungslos wären und dass der Normalbürger die ja sowieso unmöglich richtig anlegen könne. In Wirklichkeit sind die aber nur halt nicht in ausreichender Anzahl verfügbar. Das Problem ist von selbigen hausgemacht. Es ist ja verständlich, dass die knappen Masken dann dem Klinik-/Pflegepersonal vorbehalten sein müssen. Ich glaube aber nicht, dass die Verbreitung von solchen Falschmeldungen da weiterhilft. Es bestärkt lediglich die Leute, die oft mit den eigenen „Fake-News“ ja auch nur die Welt verbessern wollen. Es gibt zu dem Thema noch etliche weitere Beispiele.
Vielleicht noch eine herrliche Blüte, die man auch der Nachwelt nicht vorenthalten sollte.
Frank Ulrich Montgomery bei Maybrit Illner spezial am 17. März 2020 zur einfachen Mundschutz-Maske: „Schützt nicht. … und dass die Asiaten die tragen, das hat etwas mit deren Schönheitsideal zu tun ...“
Bei vielen asiatischen Frauen gilt helle Haut tatsächlich als Schönheitsideal. Aber einmal abgesehen davon, dass die Männer dort genau so häufig Masken tragen wie die Frauen, dürfte ein aufgehelltes Rechteck im Gesicht auch bei asiatischen Frauen nicht unbedingt als Schönheitsmerkmal gelten. Die Asiaten haben wohl eher aus der Erfahrung heraus gelernt. Nach dem Vogelgrippe-Ausbruch 2006, hat die Stadtverwaltung in Hongkong an etliche Haushalte Masken verteilt. Die Aktion hat anscheinend erfolgreich gegen die Verbreitung der Viren gewirkt. Die WHO hat offensichtlich auch daraus gelernt. Drei Jahre später hat dann auch die WHO das Tragen von Masken als Prophylaxe gegen eine H1N1-Infektion in belebten öffentlichen Räumen ganz offiziell empfohlen und auch beschrieben wie die Masken anzuwenden sind (Advice on the use of masks1 in the community setting in Influenza A (H1N1) outbreaks 1 May 2009 ).
Ich bin einfach nicht perfekt, beabsichtigter Link - WELT: https://www.welt.de/vermischtes/article207221877/Corona-Pandemie-Sterberate-bei-Beatmungspatienten-gibt-Raetsel-auf.html
Hätte mich ja gewundert, wenn in den üblichen Kreisen die Kriese nicht für die Vermarktung von MMS genutzt würde. Das Video mit dem Titel "Endlich wissenschaftlich erklärt - Warum ClO2 gegen Covid 19 hilft" ist alleine schon deshalb sehenswert, weil der Vortragende mit jeder Menge wissenschaftlich anmutender Fachausdrücke herumwirft, die oft noch nicht einmal selbst richtig aussprechen kann. Ich kann mir alleine von daher schon nicht vorstellen, dass der weiß, was er da redet. Ich kenne den Kanal ganz gut, weil er seit geraumer Zeit altes Videomaterial mit neuerem Material vermischt und dann unter die Leute bringt. Gespickt mit Halbwahrheiten zum Implizieren von Falschinformationen. Längst widerlegtes wird einfach neu verpackt unter die Leute gebracht. Verweise auf längst gelaufene entsprechende Untersuchungen dazu werden zensiert. Dazu gibt es gut dokumentierte Fälle. Es gibt auch noch einen gut dokumentierten Fall, wo die Kanalbetreiber zwei fachlich zu kompetente Kommentatoren, eine anstehende Sperrung angekündigt hat bevor die dann vollzogen wurde. Sollte wohl der Abschreckung dienen.
Über den Blog der Kanalbetreiber wird übrigens auch die am Adalbert Stifter Gymnasium verfasste vorwissenschaftliche Arbeit, “Freie Energie Eine unbekannte Quelle” vermarktet. Wer das abschreckend Beispiel lesen will, der findet die Arbeit aber auch als pdf im Netz.
Unter dem Video ist jetzt der folgende Eintrag zu finden:
COVID-19
Aktuelle, wissenschaftliche Informationen finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Das dürfte jetzt so manchem Zuschauer implizieren, dass das Video von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stammt und unter dem zugehörigen Link ergänzende Infos zu finden sind. Über die Unwirksamkeit von MMS ist dort nichts zu finden. Ich verstehe nicht, warum man solche Videos nicht einfach sperrt. Beim Sperren von Posts von Aufklärern tut sich YT deutlich leichter, offensichtlich weil die die Klickrate bremsen. Auch darüber gibt es dokumentierte Fälle.
Warum nicht gleich so:
Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die Community-Richtlinien von YouTube verstößt.
Inzwischen ist ganz weg. Jedenfalls an der Stelle.
Dezeit wird mal wieder haarsträubendes an Verschwörungstheorien und Falschmeldungen verbreitet.
Wolfgang Kubicki bezweifelt anscheinend, dass das Robert-Koch-Institut bei der Reproduktionsrate mit offenen Karten spielt. Wenn er das ernst meinen würde, dann hätte er längst selbst nachgerechnet oder wenigstens nachrechnen lassen. Die erforderlichen Daten sind alle über gleich mehrere Quellen frei verfügbar.
Christian Lindner versucht offensichtlich mit Halbwahrheiten Falschmeldungen zu implizieren.
30. April 2020 Christian Lindner bei Maybrit Illner 35:45. Wenn man den Medien glauben kann hat H. Drosten gestern gesagt:“Kinder sind so infektiös wie Erwachsene und heute sagt er, nur ein drittel so gefährlich wie unlängst berichtet worden ist. Also zwei gegenteilige Aussagen innerhalb von 24 Stunden“.
Er bezieht sich da offensichtlich auf den am Nachmittag des gleichen Tages veröffentlichten Prodcast vom NDR.
30. April 2020 Podcast 37 H.Drosten zu einer ganz aktuellen Untersuchung von seinem Team: “Wir können in Kindergruppen nicht nachweisen, dass die unterschiedliche Viruskonzentrationen in den Atemwegen haben, gegenüber Erwachsenen. .. Es gibt keine nachweisbaren Unterschiede in der Viruslast .. Es könnte gut sein, dass die genau so infektiös sind wie Erwachsene.“. Also genau das Gegenteil von dem, was H. Lindner zu verbreiten versucht. Das angesprochene Drittel bezieht sich auf eine Empfänglichkeit die man über Kontaktbereinigungen aus anderen Untersuchungen herleiten kann. Stark vereinfacht ausgedrückt ist das Risiko einer eingehenden Infektion dort bei Kindern ein Drittel und bei Älteren 1.5 mal so hoch wie bei Erwachsenen. Das sagt aber nichts darüber aus, wie ansteckend die verschiedenen Gruppen sind.
Erschreckend ist, dass jetzt offensichtlich einige Politiker mit ziemlich fragwürdigen Methoden versuchen die Naturwissenschaftler zu spalten. Die waren sich aber praktisch immer in allen wesentlichen Punkten einig.
Achtung, zwischen den Punkten Anzahl registrierter User und Umsatz ist ein und, kein oder.
Zuerst: Danke für den Hinweis! Ich habe das ursprünglich auch so gelesen, aber mir wurde erklärt, dass diese Formulierung im Gesetz sinngemäß wie ein "oder" zu lesen ist, weil nicht aufgezählt wird, wer inkludiert ist, sondern weil aufgezählt wird, wer exkludiert ist. Und diese Formulierung wirkt sich nach dieser Auskunft so aus, dass man erfasst ist, wenn man nur einen der Punkte erfüllt. Das Ganze ist jedenfalls sehr kompliziert formuliert, weil nicht aufgelistet wird, wer inkludiert ist, sondern in welcher Konstruktion man exkludiert ist.
Im Großen und Ganzen ist bekannt, was kommen soll: Das „Upskirting“-Verbot etwa, also das Verbot, mit oder ohne Kleidung bedeckte Geschlechtsteile heimlich zu fotografieren oder diese Aufnahmen zu verbreiten, was eben jener Fußballtrainer tat. Oder dass Kommunikationsplattformen künftig einen Ansprechpartner im Land haben und Transparenzberichte abliefern müssen.