Lasst uns in Ruhe!
Rund um Wikileaks ist ein Krieg entbrannt. Staaten, Onlinegiganten und erzürnte Aktivisten kämpfen mit neuen Waffen um die Macht im Netz
Im Internet herrscht Krieg. So sieht das zumindest John Perry Barlow, eine Ikone der Onlinebewegung. Jüngst schrieb er auf Twitter: Der erste ernst zu nehmende Infokrieg ist ausgebrochen. Das Schlachtfeld ist Wikileaks. Ihr seid die Truppen.
In Barlows Informationskrieg wird aber nicht mehr um Territorien oder um Rohstoffe gefochten, sondern um den Zugang zu sensibler Information. Seit Wikileaks vor zwei Wochen damit begonnen hat, die amerikanische Diplomatie mit rund 250.000 Depeschen zu entblößen, reagieren die USA erzürnt. Sie spielen ihre Machtposition aus, setzen Geschäftspartner von Wikileaks unter Druck. Mastercard, Visa, Amazon oder PayPal – sie alle arbeiten mittlerweile nicht mehr mit der Webseite zusammen. Was bei den schlimmsten Diktatoren nicht gelang, ist bei Julian Assange vollbracht: Sein Schweizer Konto wurde eingefroren.
Die harte Reaktion der USA hat eine neue Protestbewegung ins Leben gerufen. Wikileaks-Sympathisanten mahnen nicht nur ihre Meinungsfreiheit ein, sondern fordern die Offenlegung staatlicher Daten unter dem Motto Information will frei sein. Ihre wichtigste Waffe ist das freie Wort und die Leichtigkeit, mit der Wikileaks-Daten im Netz gesichert werden können. Auf mehr als 1800 Webseiten sind die Inhalte von Wikileaks nun gespiegelt. Gleichzeitig wenden tausende Onlineaktivisten eine neue Form des Protests an. Sie stürmen feindliche Webseiten wie Mastercard.com und bringen deren Server zum Absturz.
Es ist eine virtuelle Auseinandersetzung, ein zumeist verbaler Kampf zwischen Hackern, Bloggern, Behörden und Politik, bei der es um eine Zukunftsfrage geht: Wer hat das Kommando im Netz, wer sperrt unerwünschte Information?
Rechtlich haben die USA einen schweren Stand. Das amerikanische Justizministerium rätselt, nach welchem Paragrafen es Wikileaks-Sprecher Julian Assange anklagen soll. Ob Assange und seine Webseite überhaupt gegen amerikanisches Recht verstoßen haben, ist völlig unklar. Und selbst wenn dem so wäre, würde das nicht notwendigerweise das Ende von Wikileaks bedeuten. Seine Server stehen außerhalb der USA, amerikanische Gerichte können darauf nicht zugreifen. Im dezentralen Internet stößt der Nationalstaat an seine Grenzen. Deswegen wenden die USA eine andere Strategie an: ökonomischen Druck.
Senator Joe Lieberman, demokratischer Hardliner und Vorsitzender des Ausschusses für Homeland Security, fordert Unternehmen auf, ihre Kooperation mit Wikileaks einzustellen. Seine Mitarbeiter riefen bei Firmen wie Amazon oder dem IT-Unternehmen Tableau Software an. Kurz darauf verbannte Amazon Wikileaks von seinen Servern (offiziell wegen eines Verstoßes gegen die Nutzungsregeln), Tableau Software wiederum untersagte Wikileaks die Verwendung seiner Programme. Auch andere große Firmen knickten ein.
Die Strategie der USA und der eilige Rückzug großer Internetkonzerne erzürnten die Onlinecommunity. Wirklich wütend wurden die Leute, als kurz darauf auch noch Julian Assange in London inhaftiert wurde. Er hatte sich selbst der Polizei gestellt. Gegen ihn wird in Schweden wegen des Verdachts der Vergewaltigung, der Belästigung und der sexuellen Nötigung ermittelt – ob diese Anschuldigungen berechtigt sind, ist höchst umstritten. Ein Gericht wird das letztlich klären.
Nach der Verhaftung von Assange brach jener Informationskrieg aus, den John Perry Barlow schon Tage zuvor auf Twitter prophezeit hatte. Für viele Netzaktivisten ist Barlow ein Held, bereits 1996 hielt der Bürgerrechtler und Mitgründer der Electronic Frontier Foundation in seiner Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace fest: Regierungen der industriellen Welt, ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Lasst uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt ihr keine Macht mehr.
Dass die Staaten entmachtet wurden, wollen die Netzaktivisten nun unter Beweis stellen. Die friedlichste Waffe der Netzaktivisten ist das freie Wort, gepostet und vervielfältigt auf Twitter, Facebook und Co. Die gefährlichste Waffe ist die sogenannte DDoS-Attacke, kurz für Distributed Denial of Service.
Es sind gezielte Angriffe auf Webseiten, bei denen tausende Computer zeitgleich eine Seite ansteuern, ihre Server überlasten und so zu Fall bringen. Profitorientierte Onlinedienste wie PayPal bluten förmlich, wenn ihr Dienst auch nur ein paar Minuten lang nicht erreichbar ist.
Die aktuellen Cyberattacken werden von einer Gruppe namens Anonymous gesteuert, einem losen Zusammenschluss tausender Internetuser, die sich in Onlinechats treffen und diskutieren, welche Webseite als Nächstes attackiert werden soll, ehe sie zur gemeinsamen Attacke antreten. Wer mitkämpfen will, kann eine eigene Software namens Low Orbit Ion Cannon, eine Ionenkanone, auf den Rechner laden. Spezielle technische Kenntnisse sind nicht erforderlich. Das Programm wandelt den eigenen Computer in ein Racheinstrument für Wikileaks um, das Webseiten wie Visa.com und Mastercard.com attackiert. Fast 3000 Rechner waren bei den Angriffen auf diese beiden Kreditkartenfirmen involviert, berichtet der Guardian. Nachhaltige technische Schäden hinterlässt so eine Attacke nicht, die Technik wird überlastet, aber nicht beschädigt.
In spanischsprachigen Ländern sind Aktivisten bereits für Wikileaks auf die Straße gegangen. Sie verbergen dabei ihr Gesicht hinter Guy-Fawkes-Masken, in der Onlinecommunity ein Symbol für zivilen Widerstand. Die Masken stammen ursprünglich aus dem Comic V for Vendetta, in denen ein namenloser Held gegen ein faschistisches Regime kämpft und schließlich eine riesige anonyme Protestbewegung ins Leben ruft.
Auch die Hacktivisten empfinden sich als moderne Widerstandskämpfer. In einer öffentlichen Nachricht schreibt das Kollektiv: Anonymous mahnt die Menschen dieser Erde, dem Kampf gegen jegliche Form von Zensur beizutreten, um Freiheit online und offline zu verteidigen. Wir existieren am Rande der Gesellschaft, sowohl online als auch offline, aber wenn ihr nach uns sucht, werden ihr uns finden. Dieser heroische und zugleich anmaßende Tonfall scheint vor allem jungen Männern zu imponieren. In den Niederlanden wurden zwei vermeintliche Anonymous-Mitglieder verhaftet, sie sind 16 und 19 Jahre alt.
Aber inwieweit haben Internetuser überhaupt das Recht zu zivilem Ungehorsam? Und wie schädlich sind ihre Attacken? Spiegel Online spricht von virtuellen Steinwürfen und Akten des Vandalismus, auf Blogs ist von einer digitalen Sitzblockade die Rede. Egal, welcher Diktion man anhängt, eines ist offensichtlich: DDoS-Attacken fügen den betroffenen Unternehmen einen finanziellen Schaden zu. Das ist die Zukunft des Aktivismus, prophezeit der britische Economist, sie ist sowohl ermächtigend als auch furchteinflößend.
Der Fall Wikileaks zeigt der Weltöffentlichkeit, welche Machtkämpfe und welche Waffen es im Web mittlerweile gibt. Neu sind diese Machenschaften allerdings nicht. Onlinekriminelle und korrupte Regierungen arbeiten seit Jahren mit DDoS-Attacken. In einer von Wikileaks publizierten US-Depesche ist davon die Rede, dass womöglich die chinesische Regierung Attacken gegen Google koordinierte. Ein hohes Parteimitglied fand kritische Berichte über sich auf der Suchmaschine. Im Jahr 2007 wiederum legten Hacker wichtige Computernetzwerke und Regierungsseiten in Estland lahm, vermutlich waren es russische Nationalisten.
Im Netz herrscht also dauernd Krieg. Der Begriff Cyberwar suggeriert einen Ausnahmezustand, in Wahrheit stehen solche Attacken auf der Tagesordnung. Neu ist nur, dass der Krieg um Wikileaks dies einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis bringt.
Nationalstaaten, die die Kontrolle über ihre Daten verlieren; Hacker, die für ihre Sache die Massen mobilisieren – das sind die neuen Fronten. Doch für die Ausrufung der totalen Webanarchie ist es zu früh. Die USA haben zwar an Macht verloren, aber sie sind weiterhin mächtiger als alle anderen. Der US-Regierung gehe es darum, der Enthüllungsseite langfristig zu schaden, ihr ihre finanziellen Quellen abzugraben, sie von der öffentlichen Bühne zu stoßen, meint der Politologe Henry Farrell von der George Washington University: Die USA erkennen, dass sie Wikileaks nicht mehr loswerden, sagt Farrell, aber sie versuchen, Wikileaks so sehr an den Rand zu drängen, dass es nicht mehr an wichtigen politischen Debatten teilnehmen kann.
Demokratiepolitisch ist dieses Vorgehen höchst bedenklich. Kein Richter hat Wikileaks jemals verurteilt, und trotzdem ziehen große Unternehmen ihre Unterstützung zurück. Mit der Visa- oder Mastercard kann ich mir Pornos kaufen oder fanatische Abtreibungsgegner, bigotte Schwulenhasser oder den Ku Klux Klan unterstützen. Aber ich kann sie nicht dazu verwenden, Wikileaks zu unterstützen, bloggt der amerikanische Journalist Jeff Jarvis. In den Weiten des Webs kann Wikileaks natürlich auf alternative Bezahldienste ausweichen, doch für die Plattform sind das mühsame Umwege. Somit wird eine Schwachstelle des vermeintlich unabhängigen Internets sichtbar: Es wird von großen Playern namens Amazon, Facebook und PayPal dominiert. Anscheinend genügt der Anruf eines US-Senators, damit diese Webdienste spuren.
Bisher wehrt sich die Onlinecommunity mit Erfolg, wenn auch mit umstrittenen Methoden. Die Frage ist nur: Wie lange hält Wikileaks dem Druck stand und wie lang ist der Atem der Sympathisanten? Schon jetzt zeigt sich, wie gespalten etwa die Anhänger von Anonymous sind. In Internetchats beflegeln und verdächtigen sie einander, Agenten der US-Behörden zu sein. Letzte Woche änderte das Anonymous-Kollektiv dann seine Strategie: Man wolle von den Cyberattacken abrücken und stattdessen die Wikileaks-Dokumente stärker verbreiten. Sie fürchten nicht die Ionenkanone, sie fürchten die Enthüllung, so ein Propagandaplakat von Anonymous, das online zu finden ist. Der Kampf rund um Wikileaks geht also in die nächste Runde.
Die Auseinandersetzung zeigt, dass im Netz andere Gesetze gelten und auch Nationalstaaten ihre Taktik überdenken müssen. Einmal verbreitete Information ist kaum mehr einzufangen, wohl aber können Staaten die Whistleblower und deren Gehilfen desavouieren, bis die veröffentlichte Information selbst diskreditiert ist.
Noch fehlen uns die richtigen Worte für diese neue Form des Informationskrieges. Sind die Cyberattacken eine Sitzblockade oder virtuelle Sabotage? Üben die USA eine moderne Form der Zensur aus oder ist ihr wirtschaftlicher Druck auf patriotische Unternehmen berechtigt? Wie in Demokratien üblich, geht es nun darum, ein Gleichgewicht zwischen den Interessen der Nationalstaaten und den Interessen der Internetbevölkerung zu finden. Womöglich wird sich dafür langfristig auch das Internet ändern. Im US-Senat feilen Hardliner schon an strengeren Gesetzen zur Informationsweitergabe. In den uneinsichtigen Winkeln des Webs denken Piraten darüber nach, wie sie sich noch stärker den Blicken der Behörden entziehen können. Nur eines ist in diesem Glaubenskrieg sicher: Wikileaks ist erst der Anfang.
Dieser Bericht ist im Falter 50/10 erschienen. Illustration: PM Hoffmann
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liebe ingrid, schön, dass es dich gibt! jede woche lese ich genussvoll deine kolumne und diesmal- ja es passt jedes wort- die nicht liker sind dieselben leute, die auch am gang nicht grüßen! klar- ja, denen fehlt es am emphatie und dass der like -knopft ist wie das lächelen des internets------ das kling wie eine wunderbare musik in den ohren- würde ich so gerne dir ein paar likes schenken! bleibe dir treu und stark wie du bist und macht deinen weg! ganz lg grüße irena
Vielen Dank für die ausführliche Behandlung des Themas. Damit sollten nun wirklich alle Fragen beantwortet sein.
Ich weiß den Aufwand zu schätzen!
Gottfried
1.) Das ist natürliche eine Auslegungsmöglichkeit, eine Einzelmeinung, die von StA od. vom Ministerium völlig anders ausgelegt werden kann und durch einen "Erlass" völlig anders regeln kann.
2.) was in Ö nicht gespeichert wird, wird oftmals im Ausland gespeichert (anderswo gibts auch die #dvs) sodass man sich halt von anderen Ländern wie D mittels Verfahrenshilfe (oder CD-Ankauf) die Infos holt.
3.) auch bei nicht-schweren Straftaten oder Nicht-Straftaten stellt man einfach einen fingierten oder übertriebenen "Verdacht" in den Raum, sodass man die Daten auch Unschuldiger (oftmals Dissidenten bzw. Andersdenkender) auswertet. Das ist ein ur-, ur-alter Schmäh in der Juristerei.
alles spacken hier
Hast mein volles Mitgefühl.
So war es für mich als man (Verbrecher) mein Rad klauten
ich finde es sehr schön den herrn piraten mit seinem eigenen businessmodell zu konfrontieren. das will er dann auch nicht: wie ein künstler bezahlt werden.
ich kann ihm auch nur raten, einmal flattr auszuprobieren. wenn er sich davon ein bier im halbjahr leisten kann, hat er glück.
so sehr ich gegen panikmache und kriminalisierungen bin, die lösungen der piraten sind nicht im geringsten tauglich.
Lesen Sie: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,828246,00.html
Der Pirat ist völlig vernebelt mit seinem "huuuuuh, Interneeeet! Und Flattr-Cents & CC retten uns alle" und Clara Luzia pocht (mir) zu sehr auf "Wenn du Musik hören willst, zahl dafür".
Erst einmal, was ist das für ein Ansatz "wovon sollen professionelle Musiker leben?".
Ist man nicht dann erst professionell, WENN man davon lebt?
Was soll dieses Berufsmusikertumdingens-hochgehalte? Wenn man davon leben kann, ist es großartig, aber wenn nicht, muss man sich halt tatsächlich andere Wege suchen, "an das Geld der Fans zu kommen"; sei es Merchandise oder besondere nichtdigitale Extras beim Album oder besondere Livequalitäten/"eine gute Show" oder sich reicherem, (älterem?) Publikum anbiedern oder oder.
Oder man ist halt nicht "Berufsmusiker" und muss sich wie viele andere Künstler aus anderen Bereichen mit Nebenerwerben oder Auftragsarbeiten durchschlagen.
Das kann einfach nicht mehr Rückgängig gemacht werden.
Es "wird" doch heutzutage nicht ernsthaft jemand MusikerIn, im Glauben, vom Verkauf von Alben leben zu können..?
Es ist schade, dass Musik oft nicht gewertschätzt wird, DAS sollte sich tatsächlich ändern. Aber in einer Zeit, wo jede_r, der Musik machen will und ein paar hundert Euro in einen PC/Instrumente investieren kann, auch Musik machen kann, ist jammern auch das falsche. Der Kuchen ist ja gleich groß, bzw. kleiner - er wird aber in viiiiiel mehr kleine Stücke geteilt.
(Und einer der erfolgreichsten Acts des Landes zu sein, reicht heutzutage natürlich nicht aus, wenn dieses Land die Größe von Österreich hat man und außerhalb des FM4-Universums wenig Aufmerksakeit bekommt...ich weiß ja nicht mehr genau, wie es "vor dem Internet" war, aber ich behaupte mal, dass es vor 20 Jahren nicht so viele österreichische Acts gab, die außerhalb der Landesgrenzen Beachtung bekamen..?)
stimmt, doch das mit den paar hundert euro stimmt überhaupt nicht, klar kannst Du musik machen mit billigsdorfer ausrüstung, doch das klingt dann eben jämmerlich, noch ist es nicht möglich nur annähernd den sound zu schaffen, der in millionenteuren studios produziert wird. eine akustische gitarre die wirklich gut klingt kostet minimum 3000 euro. eine komplette adäquat klingende CD mit 11 songs kostet an die 40 000 Euro. marketing ist da noch keines dabei und don't forget wer bezahlt die musiker, techniker und co., als einzelindividuum kannst Du vieles selber erreichen, doch es ist ein unterschied ob Du dich auskennst mit soundtechnik oder dies als beruf ausübst, ergo wird die qualität der musik vorerst rapide zurückgehen. wirklich begabte musiker werden zu beginn das handtuch werfen, denn wer will sich das ganze noch geben, es wurde durch die gratismentalität noch schwieriger sich gegen konzerne und gaballiers als auch ötzis durchzusetzen, denn nur wer das geld hat kann sich qualität leisten, der rest kann bleiben wo der pfeffer wächst und wer wirklich eine ahnung hat von der materie wird sich nicht die blösse geben ein home recording konstrukt anzubieten, geschweige denn dass man sich das selber anhören will, klingt eben shei....e, und die , die das gegenteil behaupten, kennen sich eben nicht aus, es gibt ja auch bei castingshows leute, die denken superstars zu sein und verstehen die welt nicht mehr wenn sie zur sau gemacht werden. dennoch hast Du gute ansätze in Deinem posting, lg
mein hobby kostet bisher auch leicht 20.000,- ich nenne mich deshalb aber nicht profesioneller radrennfahrer und jammere über die geringen preisgelder bzw mangelnde sponsoringverträge...
nicht alles was hinkt....
Dass dein Hobby dich eine gewisse Menge Geld gekostet hat, ist zwar schön, hat aber nicht das geringste mit dem Thema zu tun. Die Begriffe "Professionalisierung" und "erfolgreich" sind im Gegensatz zu dir als Rennradfahrer von aussen zugeschriebene und hinsichtilch Marktdurchdringung und kultureller Identität legitime Begriffe. Wenn du Rennrad fährst, interessiert das abgesehen von deinen Angehörigen wahrscheinlich niemanden, wenn CL´s Album ins Netz gestellt wir, werden 10.000 Downloads getätigt. You see??
Interessantes Interview der liebe Herr Kopaczynski argumentiert mMn sehr schwach - kann auch sein dass da Argumentationslücken der Piraten widergespiegelt werden.
Was mir fehlt ist allerdings die Diskussion über Vertriebswege/modelle von Musik per se z.B. Frage an C.L. "Wieviel Geld bekommst Du raus beim Albumverkauf um €10?"
Bekannte Künstler bekommen bei iTunes z.B. etwa EUR 3,- pro Download eines Albums um EUR 10,-
3 Euro kommt mir viel vor. Laut dieser mittlerweile legendären Grafik ist's deutlich weniger, nämlich 94 cent.
http://www.informationisbeautiful.net/2010/how-much-do-music-artists-earn-online/
Als Urheber meine ich mittlerweile: Jeder Generation das Recht auf Utopie. Unverständlich ist allerdings, dass die Piraten bislang nicht in der Lage sind, den §42 des Urheberrechts sinnerfassend zu lesen. Das Recht auf Privatkopie existiert seit den sechziger Jahren!
Eindeutig NICHT privat ist natürlich, wenn man ein geschütztes Werk (dessen Veröffentlichungsrecht man nicht hat) ins web stellt und so einen schwarzen Gratis-Vertriebskanal zu geschätzten 2 Milliarden potenzieller Konsumenten eröffnet. Das sollte auch jedem Teenager einleuchten. Und wenn nicht, sind die Erziehungsberechtigten gefordert. Man lässt Kinder ja auch nicht die Autobahn überqueren.