X

3 Gründe, warum ich nicht mehr auf X bin

Ganz konkret: Was störte mich (zuletzt und seit der Übernahme durch Elon Musk) an Twitter. Ich bringe ein paar Beispiele und Zahlen

1.) Pure Aggression auf gut sichtbare Posts

Gerade für Profile mit vielen Followern oder einzelnen reichweitenstarken Posts ist X zu einer extrem unangenehmen Plattform geworden – wo man zugemüllt wird mit menschenfeindlichen Aussagen. Nur ein Beispiel von mir selbst: Ich habe im September ein Video thematisiert, in dem ein FPÖ-Kandidat die Regenbogenfahne in den Müll wirft. Wenn solch ein Tweet eine gewisse Reichweite erreicht, kriegt man prompt auch aggressive und LGBT-feindliche Rückmeldungen ab. Nur ein kleiner Auszug, insgesamt prasseln dann bei solchen Posts hunderte hämische Rückmeldungen ein:

Wichtig ist: Es kommt hier auf die Quantität an. Es ist das eine, zwei oder drei hämische oder LGBT-feindliche Posts zu erhalten (und ich möchte anmerken: viele Replys auf X sind auch einfach substanzloses Gestänkere oder so seltsam verfasst, dass man sie nicht sonderlich ernstnehmen kann). Es ist aber etwas anders, wenn man über Tage hinweg hunderte solche Replys erhält. Und einige größere Accounts, speziell jene, die politische Themen aufgreifen, kriegen eine geballte Ladung stichelnder Rückmeldungen.

Und es ist wichtig, diese Entwicklung einzuordnen: Hier spiegelt X überhaupt nicht den Durchschnitt der Bevölkerung wider – sondern die Plattform wird gezielt zum Beispiel von LGBT-feindlichen Personen genutzt, um Stimmung zu machen. Kein Mensch ist verpflichtet, auf einer Plattform zu bleiben, wo er oder sie oder ganzen Menschengruppen systematisch beleidigt werden von aggressiven Communitys, welche vom Eigentümer der Plattform toleriert oder sogar hofiert werden. Bei mir persönlich war es bei manchen Posts so: Ich kam nicht einmal mehr mit dem Blocken der aggressiven Accounts nach. Man muss davon ausgehen, dass solche Accounts einem viel Zeit und Energie stehlen wollen – und X ist mittlerweile so ausgerichtet, dass dieses Zuspammen all jener, die nicht solche Ansichten vertreten, gut funktioniert.

Was ich erzähle, ist nicht einfach nur ein Bauchgefühl: Zum Beispiel haben Forschende mehrere Universitäten in einer Untersuchung Anfang 2023 ermittelt, dass sich die durchschnittliche tägliche Hassrede von aggressiven Usern und Userinnen fast verdoppelte – seit der Übernahme durch Elon Musk. Es deutet also viel darauf hin, dass unter Musk gerade die toxischen Communitys umso aktiver wurden.

2.) Elon Musk hat Twitter uninteressant und uninformativ gemacht

Für mich war einer der wichtigsten Gründe, lange auf Twitter zu sein, weil ich dort regelmäßig schlauer wurde: So war es früher ein Ort, an dem man schnell Fachleute aus Themengebieten wie Virologie, Geopolitik, Klimawandel et cetera fand. Twitter eignete sich wirklich dafür, rasch gute Informationen von Expertinnen und Experten zu finden – aber Elon Musk hat dieses Service verschlechtert. Er hat als einen seiner ersten Schritte die Verifizierung de facto abgeschafft. Akademiker:innen, Journalist:innen, Abgeordnete verloren ihr blaues Häkchen. Der frühere blaue Haken war nicht perfekt, aber er half oft bei der raschen Orientierung. Wenn nun ein Krieg oder eine Krise ausbricht, lässt sich nicht so schnell erkennen, ist das wirklich ein Korrespondent oder eine Korrespondentin vor Ort (oder nur jemand, der sich als das ausgibt). Die Abschaffung der tatsächlich verifizierten blauen Häkchen hat Desinformation begünstigt. Zweitens ist hier das Problem: Weil gerade viele konstruktive Leute negative Erfahrungen auf Twitter unter Elon Musk machten, zogen sich einige bald zurück oder posteten dort wesentlich weniger. Zum Beispiel habe ich lange mit Listen auf Twitter gearbeitet, wo ich rasch einen Überblick bekam, was zB manche Personen aus der Wissenschaft posteten. Nur leider ist mein Eindruck, dass manche Fachleute ebenfalls zurückhaltender wurden, auf der Plattform überhaupt noch zu schreiben. Das heißt, während toxische Communitys angefeuert wurden, zogen sich manche Fachleute – und somit Stimmen mit tatsächlicher Expertise – zurück. Natürlich gibt es weiterhin exzellente Personen auf X, aber sie gehen meines Erachtens neben dem Krawall, der dort verbreitet wird, oft unter. Und somit verlor die Plattform einen großen Teil des Nutzens: Dass man oft wirklich einfach und schnell dazulernen konnte.

An dieser Stelle: Danke an all die konstruktiven Stimmen, die viele Jahre hinweg Twitter zu dieser hilfreichen und lesenswerten Plattform machten! Meine Hoffnung ist, dass auf Bluesky einige dieser Stimmen nun stärker in Erscheinung treten (keine Ahnung, ob das gelingt, aber zumindest erscheint mir Bluesky derzeit sehr lebendig).

3.) Elon Musk selbst: Er hat sich ein Desinformations-Sprachrohr gebaut

Derzeit höre ich oft den Satz: Wer garantiert denn, dass Bluesky nicht auch irgendwann zu einem düsteren Ort wird oder dorthin aggressive Accounts nachfolgen? Das ist ein wichtiger Punkt: Mit steigender Größe wachsen auch die Probleme auf Plattformen, etwa Hasskommentare, extremistische Communitys, die dort sichtbar sein wollen. Aber: Bisher kenne ich keine Plattform, die sich dermaßen negativ entwickelt hat wie Twitter/X unter Elon Musk. Es ist alles andere als gewiss, dass Bluesky langfristig dieser konstruktive, unterhaltsame Ort bleibt, der er derzeit ist. Nur eines erscheint mir sicher: Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt wenig Grund zur Annahme, dass es auf X bald besser wird. Elon Musk fiel ausgerechnet in den Wochen vor der US-Wahl besonders negativ auf: In nur zwei Wochen vor der Wahl hat er viele falsche und irreführende Behauptungen mitverbreitet, die zum Beispiel suggerierten, dass die Wahl manipuliert werden könnten. Diese falschen Behauptungen von Musk wurden fast 679 Millionen Mal aufgerufen – das beziffert eine Auswertung der Plattform Politifact. Mir ist keine Plattform bekannt, bei der der Eigentümer selbst so eine Schleuder von Desinformation ist. Eine große Frage ist natürlich, inwieweit auch seitens des Algorithmus aggressive Stimmen im neuen Twitter/X bessere Karten bekommen. Im Februar 2023 berichteten die gut informierte Technikjournalist:innen Casey Newton und Zoë Schiffer, dass Elon Musk den Algorithmus so umbauen ließ, dass seine Tweets prominenter angezeigt werden. Leider ist sehr undurchsichtig, wie der Algorithmus genau ausgerichtet ist oder welche Entscheidungen rund um den Algorithmus im vergangenen Jahr getroffen wurden. Mein persönlicher Eindruck ist: Im „For you“-Feed von X landen viele polarisierende Posts, oft auch Aussagen von Elon Musk, die zwar aufwühlend sind, aber die ich persönlich nicht als Bereicherung ansehen würde. Eine Daten-Analyse der Washington Post zeigte, dass demokratische Abgeordnete mittlerweile deutlich seltener virale Postings auf X erzielen als republikanische Abgeordnete. X ist zu einer Plattform mit Reichweiten-Knüllern der republikanischen Partei geworden:

Wichtig ist dazu, dass diese Auswertung nicht beantworten kann, ob diese Veränderung zum Beispiel am Algorithmus liegt oder an der veränderten Userinnen- und User-Struktur auf X, wo nun viel mehr rechte Akteur:innen aktiv sind. In beiden Fällen würde ich aber sagen, dass dies eine Entwicklung ist, die Elon Musk selbst mit seinen Unternehmensentscheidungen prägte. Musk kann als Eigentümer natürlich zu einem großen Grad entscheiden, wie er die Seite weiterentwickeln will, wem er dort eine Bühne bieten will. Nur wir alle können als einzelne können ebenso entscheiden, ob wir da mitmachen wollen. Oder wie es Erich Kästner einmal schrieb: „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken“

Und all das waren Gründe für mich, meinen X-Kanal stillzulegen, stattdessen will ich meine Zeit und Energie in Bluesky investieren. Hier könnt ihr euch auch gerne mit mir auf Bluesky austauschen. Wird Bluesky wirklich die Antwort auf diese Probleme sein? Das weiß ich nicht – ich kann nur sagen, im Moment fühlt es sich dort sehr lebendig an und ich erlebe einige konstruktive Diskussionen. Auf lange Sicht kann noch niemand sagen, wie sich Bluesky wirklich entwickeln wird. Aber  zum jetzigen Zeitpunkt finde ich es einen Versuch wert, zu schauen, ob ein Teil der wertvollen Debatten, die früher auf Twitter stattfanden, nun stattdessen auf Bluesky wieder stattfinden können.

 

Bilder: Post-Bild erstellt von DALL:E, Infografik aus diesem Beitrag der Washington Post, Screenshots gemacht auf X.com.

View Comments

  • Auf einer Tageszeitung-online wurde mein Account manipuliert. Was kann ich tun? Herzlichen Dank.

    • Lieber Herr Scheu, ich glaube, Sie sind bei mir nicht ganz an der richtigen Stelle. Aber was meinen Sie denn mit "Account manipuliert"? Sie können mir auch gerne ein E-Mail schreiben und ich schaue, ob ich Ihnen doch helfen kann. Hier finden Sie die Adresse: https://www.brodnig.org/impressum/ Besten Gruß, Ingrid Brodnig

  • Ich finde die breite Semantik beim Begriff Troll nicht problematisch, sondern natürlich. Das hat Sprache so an sich.

    Ich bin auf Ihren Beitrag leider erst heute gestoßen, über Rivva. Denn schon einen Tag nach Ihnen hatte ich ebenfalls meine Meinung dazu notiert (vgl. http://sajonara.de/2015/01/25/nico-lumma-per-definition-ein-troll/). Geht es nach mir, darf und soll man sich mit Trollen anlegen dürfen, allerdings nur, wenn man genügend gesunde Arroganz besitzt. Wer den verbalen Kampf nicht aushalten kann, sollte ihn gar nicht erst beginnen. Von daher ist die Strategie Lummas für manche sinnvoll, für andere geht sie womöglich nach hinten los.

    • Danke für den Link zum Blogeintrag, habe ich mit Interesse gelesen! Auf zwei Aspekte möchte ich eingehen:

      1.) Ich glaube auch, dass das Zurücktrollen nicht jedermanns Sache ist. Wobei ich da nicht rein von Arroganz sprechen würde: Sehr oft entlarven diese sarkastischen Postings, wie absurd die Meinung manch eines wütenden Posters ist. Ein Beispiel: Ein User wirft der Redaktion vor, Teil der Lügenpresse zu sein und nur die Wahrheit der "Mächtigen" zu verbreiten. Da finde ich es schon okay, wenn sich der angesprochene Redakteur als "Zionisten-Bilderberger-CIA-Illuminaten-Presseoffizier" zu Wort meldet und den Leser bittet: „Posten Sie hier keine Links, die unsere weltumspannende Verschwörung enttarnen könnten. Wir haben uns so viel Mühe gegeben.“ Das ist meines Erachtens nicht arrogant, sondern zeigt, wie skurril manch ein Vorwurf oder gar Weltbild ist.

      2.) Zur Frage der Meinungsfreiheit, die im Blogeintrag angesprochen wird: Sehr oft wird im Netz Meinungsfreiheit falsch ausgelegt und als Narrenfreiheit verstanden. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass ich jederzeit und überall Gehör finden muss. Wenn ich den Blogeintrag richtig interpretiere, sehen wir das aber ohnehin ähnlich: Es ist kein Forenbetreiber verpflichtet, jemanden Raum für seine Meinung zu geben - auf meiner eigenen Webseite darf ich sehr wohl bestimmen, innerhalb welchen Rahmens und mit welcher Tonalität diskutiert wird. Dazu ein etwas älterer Blogpost: https://www.brodnig.org/2014/09/15/wie-wir-diskutieren-wollen/

  • ich weiß nicht, ob sie das internet wirklich schützen können. die diskussionskultur ihres forums und derer, in denen sie sich bewegen, können sie verbessern und gestalten.

    ich kommen aus einer kultur, die es fast nicht mehr gibt und die in emailclients und newsreadern stattfindet. da teile ich die menge der als troll bezeichneten noch in nützliche und (irgend_ein_schimpfwort) ein. der nützliche troll kann der diskussion die möglichkeit geben, einen unvorhergesehenen gang zu nehmen, der weiter führt.

    der begriff ist für mich höchstens nutzbar, um menschen, die sich in einer diskussion unangemessen verhalten, weiter zu reizen. das kann sehr hilfreich sein, ist aber vermutlich nicht der grund, warum sie oben den begriff benutzen.

    .~.

    • Danke für den Kommentar! Ich glaube, wir haben hier wirklich einen anderen Troll-Begriff. Der nützliche Troll ist meines Erachtens eben kein richtiger Troll. Da wird die Herkunft des Begriffs sehr spannend beschrieben: http://smg.media.mit.edu/papers/Donath/IdentityDeception/IdentityDeception.pdf Womöglich liegt unsere unterschiedliche Haltung gegenüber Trollen auch daran, dass wir von ganz anderen Diskussionsstilen reden: Ich persönlich mag keine Diskussionen, die hauptsächlich von der Provokation leben. Solche Debatten sind vielleicht besonders "lebhaft" (um nicht zu sagen: untergriffig), aber selten kommen Menschen dabei auf einen gemeinsamen Nenner oder gar auf eine neue Erkenntnis. Aber korrigieren Sie mich, wenn ich Sie falsch verstanden haben oder Sie dies anders sehen!

  • Ich teile diese Meinung, nachdem ich eben eine Vorfrühstückrunde durch die Artikel gemacht habe. Spröde und auch ein wenig gespreizt sind die Zugänge der NZZ.at bisher - nichts hat mich wirklich gepackt oder dazu angeregt, den link weiterzuleiten oder zu empfehlen (was mir bei "le monde diplomatique", z.B. nur, dauernd ein Bedürfnis ist.

    Trotzem habe ich es jetzt mal abonniert, war allerdings auch gleich verärgert, weil die Rechnung von wirklich stolzen 14 € für den ersten Monat gleich mit dem Promo Angebot von 1€ abgebucht wurde. Kommt nicht gut.

    • Danke für den Hinweis! Das fiel mir noch gar nicht auf, dass NZZ.at 15 Euro statt 1 Euro abbucht, muss gleich mal meine Rechnung überprüfen. Ich kann gut nachvollziehen, was Sie zu le monde diplomatique erzählen. Ein solches Mitteilungsbedürfnis ist der beste Beleg, dass der jeweilige Autor irgendetwas richtig gemacht hat.

  • Eine Zwischenbilanz kann man angesichts des kurzen Bestehens wagen, für mehr ist es noch zu früh: Mir fehlt bislang eine klare Notwendigkeit, warum ich ein Medium mehr lesen soll (es mangelt ja nicht an Informationen).

    Ich glaube, dass die NZZ den heimischen Markt grundsätzlich richtig eingeschätzt hat: Im Segment Qualität gibt es noch Platz und wenn es gelingt eine gute und neue (andere bzw. ergänzende) Berichterstattung zur heimischen Politik zu etablieren, könnte das Vorhaben Erfolg haben (die Konkurrenz im außerösterreichischen Bereich der internationalen Politik ist sehr groß).

    Mir liegt weder das Design, noch der konzeptionelle Aufbau, aber das kann sich noch ändern. --- Michael Fleischhacker hat sich m.E. seit seiner Zeit bei der Presse doch etwas von dem Berserkerdasein wegbewegt.

    Ich finde Ernst und Sprödigkeit gut, Infotainment (Wein, Essen, Kochen, Unterhaltung, usw.) gibt es genug. --- Ich sehe es weder als Qualitätsmerkmal, noch als Aufgabe von Journalismus an, dem Leser etwas zu einem Anliegen zu machen (der kann und sollte darüber selbst befinden, mich interessieren soweit das vollständig möglich ist, Fakten und sonst nichts, also: Genauigkeit, Objektivität, Neutralität, usw.).

  • Es scheinen sich die Journalisten erstmals in der Geschichte ihre Definionsmacht mit den Konsumenten teilen zu müssen. Das ist offensichtlich ungewohnt und kann durchaus beunruhigen :-)

    Nach 30 Jahren Erfahrung (Mailboxen, Modem-Netze, Usenet und dann die Webforen) erlaube ich mir, ein Resume ziehen:

    Es leider hilft nix, es braucht auch Talent dazu, mit Postings, und auch "Trollen", richtig umzugehen. Und das Dumme dabei ist, dieses Talent kann man nicht lernen. Wer Schweinsohren hat, wird auch nach Jahrzehnten Musikstudium kein Musiker, ebenso ist es mit Moderatoren: ohne Sprachgefühl, Wortwitz, Persönlichkeit und Allgemeinbildung wird er es nicht schaffen, sich durchzusetzen, außer, er löscht alles Störende - und das ist dann meist reine Willkür und verscheucht gerade die Originellen. Dass man jetzt sogar eine Software sucht, um Trolle zu entdecken, ist ein absolutes Armutszeugnis.

    Die meisten Leute schreiben ohnehin nix, die lesen nur mit.

    Das Hauptmotiv beim Posten ist sehr oft, einfach cool rüberzukommen, wurscht, worum es geht.

    Die Mehrheit der Poster hat von nichts eine Ahnung oder/und es fehlt an Persönlichkeit. Man schreibt ausschließlich nach der aktuellen politisch korrekten Mode, was das Risiko von Kritik von vorneherein minimiert. Meldungen der Tagespresse werden empört oder zustimmend kommentiert, eigene Meinungen wagt man kaum, weil das immer risikobehaftet ist. Man sieht Posten als Kampf, wo es eher darum geht, andere "niederzumachen", Argumente sind weniger wichtig, es geht ums "Gewinnen". Bemerkt der Moderator nicht, dass diese Leute überhaupt nicht ihre eigene Meinung verlautbaren, sondern nur das, wovon sie denken, dass es gut und gefahrlos rüberkommt, wird das Forum immer öder. Und die Poster, die diese Heuchelei stört, werden spöttisch und sarkastisch und sind dann die "Trolle".

    In Foren ist es nicht anders als in den herkömmlichen Medien und auch der Politik: das einfachste Mittel, um unbequeme Leute stillzulegen, ist, ihnen Rechtslastigkeit, -Populismus, -Extremismus und Neonazitum draufzunageln. Ob das auch stimmt, ist irrelevant, es wird ohnehin kaum wer zu widersprechen wagen, weil man ihm sofort Nähe zu obiger Geisteshaltungen unterstellen kann. Und wem solche Vorgangsweisen nicht gefallen, der ist dann der "Troll", wenn der Moderator nicht kompetent ist.

    Interessant war auch der Übergang aus der vor-Internetzeit ins Internet. Waren vorher eher die Freaks und Nerds beteiligt, wurden nun die Universitäten eingebunden. Leider brachte das keine Qualitätsverbesserung: Studenten und Professoren beeindruckten nur durch den Versuch, Inkompetenz hinter aggressiver Rhetorik und Überheblichkeit zu verstecken.

    Ich schätze den Anteil an sachlichen, kompetenden Schreibern, mit denen es sich überhaupt zu diskutieren lohnt, auf maximal 5% und das quer durch alle Schichten, vom Hilfsarbeiter zum Dreifachdoktor. Diese 5% zu erkennen und zu halten ist die hohe Kunst, die Moderatoren einfach beherrschen müssen, wenn nicht nach einiger Zeit nur Wichtigtuer, Nichts-Sager, Beschimpfer und Provokateure übrigbleiben sollen, eben die wirklichen "Trolle".

    Das größte Problem ist natürlich, dass es überhaupt nichts gibt, was nicht irgendjemand Anderen stören könnte. Eliminiert man alles irgendwie Konfliktträchtige, kann man alle Foren getrost abschalten - es bliebe einfach nichts lohnendes übrig, außer dem Wetterbericht, vielleicht. Twits von Politikern sind Musterbeispiele von beliebiger Inhaltsleere, um nur ja nirgends anzuecken - absolut verzichtbar.

    Diskrepanzen und Eigen-Dynamiken in Foren aufzulösen und das Potential zu nutzen, intelligenten Leuten zuzuhören und die überflüssigen Trolle einzubremsen, ist die hohe Kunst des Moderators. Sicher nicht einfach, aber diese Fähigkeiten haben Zukunft.

  • Hallo Frau Brodnig,

    ich habe gerade Ihren Beitrag im ARD Mittagsmagazin gesehen. Ihre Aussage "Demokratie lebt vom Konsens" hat mich jedoch ein wenig stutzig gemacht. Meiner Meinung nach lebt die Demokratie intersubjektiv betrachtet von dem "Konflikt". Da Sie kurz vorher im Beitrag meine Sichtweise teilten, "Demokratie lebt von Gegensätzen" unterstelle ich Ihnen völlig unwissend, dass Sie sich versehentlich falsch äußerten.

    Beste Grüße
    Johannes Pfaller

  • Demokratie lebt davon, dass alle die gleichen Chancen haben. Und genau das ist immer mehr bedroht, je mehr Einschuechterung stattfindet. Einschuechterung ist zB das Raufen von Peter Westenthaler, FPOe, dann BZOe. Und genau diese beliebigen Aufspaltungen des 3. Lagers in FPOe, BZOe, FPK ... sind verfassungswidrig.

  • Ich bin mit meinem Kommentar spät dran, weil der Text schon älter ist, aber ich muss dazu etwas sagen. Trollen muss meiner Meinung nicht per se etwas Schlechtes sein. Es mag sein, dass es vielen Trollen nur darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen und andere zu verstören. Aber gerade das Zurücktrollen kann man auch als Gegenstrategie sehen.

    Ein Beispiel: Nicht nur in der konservativen und Boulevardpresse, sondern sogar in der einzigen liberalen Tageszeitung in Österreich wird das Forum oft überschwemmt mit rassistischen, sexistischen, homophoben, antisemitischen Postings. Die Frage, wie man damit umgeht, stellt sich jetzt nicht nur für die Redaktion, sondern auch für die anderen PosterInnen, die damit nicht einverstanden sind.

    Nun kann man versuchen, sachlich zu bleiben und das Diskussionsniveau zivilisiert zu halten. Oder man kann eben auch zurücktrollen. Damit meine ich nicht, dass man sich auf das gleiche Niveau wie die Trolle begibt. Aber man muss auch nicht sachlich bleiben. Man kann ja durchaus die Welle aus rassistischen, sexistischen usw. Postings zu unterbrechen versuchen, indem man etwas schreibt, das darauf abzielt, "die Trolle zu trollen". Also etwas schreiben, womit man vielleicht die Trolle ärgert, bzw. sind es ja oft sogar Hater und nicht "nur" Trolle. Nicht durch Beschimpfung und Erniedrigung, aber eben zb durch Sarkasmus, Polemik, was ich hier absolut für angebracht halte.

    Es ist halt die Frage, was man erreichen möchte. Und ich finde, es ist okay, wenn man beim Umgang mit Trollen nicht immer sachlich bleibt. Und eben stattdessen Dinge schreibt, über die sich ein Troll dann selbst ärgert. Das ist wahrscheinlich keine Antwort auf die Frage, wie die Diskussionskultur im Internet zu retten ist. Aber es ist zumindest ein Ansatz, um sich nicht jede Frechheit von den Trollen gefallen lassen zu müssen.

  • ch möchte alle warnen
    http://www.telepathietelekineseterror.blogspot.com
    Sendet den Link an alle möglichen Leute weiter.
    Fakt ist das es Telepathen gibt die das können und an Menschen üben und wissen das man ihnen Ausgeliefert ist da es nicht offiziell anerkannt ist und als Psychose abgetan wird. In meinem Blog steht im Tatsachenbericht wie si es bei mir machten detailliert dokumentiert. Ich bin mir sicher das diese Telepathen für eine menge Selbstmorde verantwortlich sind. Eben so ist es nicht unwahrscheinlich das sie das an Menschen üben um Schlüsselpersonen in Politik, Wirtschaft und auch Psychologie zu kontrollieren. Die Analyse stellt Lediglich einen Erklärungsversuch nach den Wahrscheinlichsten Möglichkeiten dar, ist also reine Hypothese.

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