X

3 Gründe, warum ich nicht mehr auf X bin

Ganz konkret: Was störte mich (zuletzt und seit der Übernahme durch Elon Musk) an Twitter. Ich bringe ein paar Beispiele und Zahlen

1.) Pure Aggression auf gut sichtbare Posts

Gerade für Profile mit vielen Followern oder einzelnen reichweitenstarken Posts ist X zu einer extrem unangenehmen Plattform geworden – wo man zugemüllt wird mit menschenfeindlichen Aussagen. Nur ein Beispiel von mir selbst: Ich habe im September ein Video thematisiert, in dem ein FPÖ-Kandidat die Regenbogenfahne in den Müll wirft. Wenn solch ein Tweet eine gewisse Reichweite erreicht, kriegt man prompt auch aggressive und LGBT-feindliche Rückmeldungen ab. Nur ein kleiner Auszug, insgesamt prasseln dann bei solchen Posts hunderte hämische Rückmeldungen ein:

Wichtig ist: Es kommt hier auf die Quantität an. Es ist das eine, zwei oder drei hämische oder LGBT-feindliche Posts zu erhalten (und ich möchte anmerken: viele Replys auf X sind auch einfach substanzloses Gestänkere oder so seltsam verfasst, dass man sie nicht sonderlich ernstnehmen kann). Es ist aber etwas anders, wenn man über Tage hinweg hunderte solche Replys erhält. Und einige größere Accounts, speziell jene, die politische Themen aufgreifen, kriegen eine geballte Ladung stichelnder Rückmeldungen.

Und es ist wichtig, diese Entwicklung einzuordnen: Hier spiegelt X überhaupt nicht den Durchschnitt der Bevölkerung wider – sondern die Plattform wird gezielt zum Beispiel von LGBT-feindlichen Personen genutzt, um Stimmung zu machen. Kein Mensch ist verpflichtet, auf einer Plattform zu bleiben, wo er oder sie oder ganzen Menschengruppen systematisch beleidigt werden von aggressiven Communitys, welche vom Eigentümer der Plattform toleriert oder sogar hofiert werden. Bei mir persönlich war es bei manchen Posts so: Ich kam nicht einmal mehr mit dem Blocken der aggressiven Accounts nach. Man muss davon ausgehen, dass solche Accounts einem viel Zeit und Energie stehlen wollen – und X ist mittlerweile so ausgerichtet, dass dieses Zuspammen all jener, die nicht solche Ansichten vertreten, gut funktioniert.

Was ich erzähle, ist nicht einfach nur ein Bauchgefühl: Zum Beispiel haben Forschende mehrere Universitäten in einer Untersuchung Anfang 2023 ermittelt, dass sich die durchschnittliche tägliche Hassrede von aggressiven Usern und Userinnen fast verdoppelte – seit der Übernahme durch Elon Musk. Es deutet also viel darauf hin, dass unter Musk gerade die toxischen Communitys umso aktiver wurden.

2.) Elon Musk hat Twitter uninteressant und uninformativ gemacht

Für mich war einer der wichtigsten Gründe, lange auf Twitter zu sein, weil ich dort regelmäßig schlauer wurde: So war es früher ein Ort, an dem man schnell Fachleute aus Themengebieten wie Virologie, Geopolitik, Klimawandel et cetera fand. Twitter eignete sich wirklich dafür, rasch gute Informationen von Expertinnen und Experten zu finden – aber Elon Musk hat dieses Service verschlechtert. Er hat als einen seiner ersten Schritte die Verifizierung de facto abgeschafft. Akademiker:innen, Journalist:innen, Abgeordnete verloren ihr blaues Häkchen. Der frühere blaue Haken war nicht perfekt, aber er half oft bei der raschen Orientierung. Wenn nun ein Krieg oder eine Krise ausbricht, lässt sich nicht so schnell erkennen, ist das wirklich ein Korrespondent oder eine Korrespondentin vor Ort (oder nur jemand, der sich als das ausgibt). Die Abschaffung der tatsächlich verifizierten blauen Häkchen hat Desinformation begünstigt. Zweitens ist hier das Problem: Weil gerade viele konstruktive Leute negative Erfahrungen auf Twitter unter Elon Musk machten, zogen sich einige bald zurück oder posteten dort wesentlich weniger. Zum Beispiel habe ich lange mit Listen auf Twitter gearbeitet, wo ich rasch einen Überblick bekam, was zB manche Personen aus der Wissenschaft posteten. Nur leider ist mein Eindruck, dass manche Fachleute ebenfalls zurückhaltender wurden, auf der Plattform überhaupt noch zu schreiben. Das heißt, während toxische Communitys angefeuert wurden, zogen sich manche Fachleute – und somit Stimmen mit tatsächlicher Expertise – zurück. Natürlich gibt es weiterhin exzellente Personen auf X, aber sie gehen meines Erachtens neben dem Krawall, der dort verbreitet wird, oft unter. Und somit verlor die Plattform einen großen Teil des Nutzens: Dass man oft wirklich einfach und schnell dazulernen konnte.

An dieser Stelle: Danke an all die konstruktiven Stimmen, die viele Jahre hinweg Twitter zu dieser hilfreichen und lesenswerten Plattform machten! Meine Hoffnung ist, dass auf Bluesky einige dieser Stimmen nun stärker in Erscheinung treten (keine Ahnung, ob das gelingt, aber zumindest erscheint mir Bluesky derzeit sehr lebendig).

3.) Elon Musk selbst: Er hat sich ein Desinformations-Sprachrohr gebaut

Derzeit höre ich oft den Satz: Wer garantiert denn, dass Bluesky nicht auch irgendwann zu einem düsteren Ort wird oder dorthin aggressive Accounts nachfolgen? Das ist ein wichtiger Punkt: Mit steigender Größe wachsen auch die Probleme auf Plattformen, etwa Hasskommentare, extremistische Communitys, die dort sichtbar sein wollen. Aber: Bisher kenne ich keine Plattform, die sich dermaßen negativ entwickelt hat wie Twitter/X unter Elon Musk. Es ist alles andere als gewiss, dass Bluesky langfristig dieser konstruktive, unterhaltsame Ort bleibt, der er derzeit ist. Nur eines erscheint mir sicher: Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt wenig Grund zur Annahme, dass es auf X bald besser wird. Elon Musk fiel ausgerechnet in den Wochen vor der US-Wahl besonders negativ auf: In nur zwei Wochen vor der Wahl hat er viele falsche und irreführende Behauptungen mitverbreitet, die zum Beispiel suggerierten, dass die Wahl manipuliert werden könnten. Diese falschen Behauptungen von Musk wurden fast 679 Millionen Mal aufgerufen – das beziffert eine Auswertung der Plattform Politifact. Mir ist keine Plattform bekannt, bei der der Eigentümer selbst so eine Schleuder von Desinformation ist. Eine große Frage ist natürlich, inwieweit auch seitens des Algorithmus aggressive Stimmen im neuen Twitter/X bessere Karten bekommen. Im Februar 2023 berichteten die gut informierte Technikjournalist:innen Casey Newton und Zoë Schiffer, dass Elon Musk den Algorithmus so umbauen ließ, dass seine Tweets prominenter angezeigt werden. Leider ist sehr undurchsichtig, wie der Algorithmus genau ausgerichtet ist oder welche Entscheidungen rund um den Algorithmus im vergangenen Jahr getroffen wurden. Mein persönlicher Eindruck ist: Im „For you“-Feed von X landen viele polarisierende Posts, oft auch Aussagen von Elon Musk, die zwar aufwühlend sind, aber die ich persönlich nicht als Bereicherung ansehen würde. Eine Daten-Analyse der Washington Post zeigte, dass demokratische Abgeordnete mittlerweile deutlich seltener virale Postings auf X erzielen als republikanische Abgeordnete. X ist zu einer Plattform mit Reichweiten-Knüllern der republikanischen Partei geworden:

Wichtig ist dazu, dass diese Auswertung nicht beantworten kann, ob diese Veränderung zum Beispiel am Algorithmus liegt oder an der veränderten Userinnen- und User-Struktur auf X, wo nun viel mehr rechte Akteur:innen aktiv sind. In beiden Fällen würde ich aber sagen, dass dies eine Entwicklung ist, die Elon Musk selbst mit seinen Unternehmensentscheidungen prägte. Musk kann als Eigentümer natürlich zu einem großen Grad entscheiden, wie er die Seite weiterentwickeln will, wem er dort eine Bühne bieten will. Nur wir alle können als einzelne können ebenso entscheiden, ob wir da mitmachen wollen. Oder wie es Erich Kästner einmal schrieb: „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken“

Und all das waren Gründe für mich, meinen X-Kanal stillzulegen, stattdessen will ich meine Zeit und Energie in Bluesky investieren. Hier könnt ihr euch auch gerne mit mir auf Bluesky austauschen. Wird Bluesky wirklich die Antwort auf diese Probleme sein? Das weiß ich nicht – ich kann nur sagen, im Moment fühlt es sich dort sehr lebendig an und ich erlebe einige konstruktive Diskussionen. Auf lange Sicht kann noch niemand sagen, wie sich Bluesky wirklich entwickeln wird. Aber  zum jetzigen Zeitpunkt finde ich es einen Versuch wert, zu schauen, ob ein Teil der wertvollen Debatten, die früher auf Twitter stattfanden, nun stattdessen auf Bluesky wieder stattfinden können.

 

Bilder: Post-Bild erstellt von DALL:E, Infografik aus diesem Beitrag der Washington Post, Screenshots gemacht auf X.com.

View Comments

  • Was ist mit dem viel grösseren Problem der Hasskommentare und Hassleitartikeln?

  • Danke. Sowoh für das Expertenvotum als auch die schöne verlinkbare Zusammenfassung hier,

  • Ich hatte schon befürchtet, dass es mal zu so einer Software kommen wird.
    Trotzdem gruselig

    (Und wer weiß in einem Jahr nicht alles, warum die Software entscheidet, wie sie entscheidet?)

  • Es gibt außerdem eine Vielzahl von Websites, die Kommentare ermöglichen, Daten und Passwörter der User_innen unverschlüsselt jedoch verarbeiten!! Da würde ich meine SV-Nr jedenfalls nicht eingeben.

  • Es gibt außerdem eine Vielzahl von Websites, die Kommentare ermöglichen, Daten und Passwörter der User_innen jedoch unverschlüsseltverarbeiten!! Da würde ich meine SV-Nr jedenfalls nicht eingeben.

  • Danke, dass du dich in diesem Bereich einsetzt. Es wäre ein irrsinniger Rückschritt für unsere Gesellschaft und erinnert fast an das für 2020 geplante Sozialcreditsystem mit Totalüberwachung in Peking, über das wir hier zu Lande den Kopf schütteln. Selbst beweisen wir uns eben gerade nicht in Systemverbesserungen.

  • Hallo Freunde ... saisonale Grüße an alle. Ich bin Mary Michael, ich komme aus Maryland. Vor ein paar Tagen las ich einen Kommentar zu einem Blog über Beziehungen. Ein Journalist, der wegen der Krankheit seiner Frau zwei Wochen lang die schnelle Heilung von schwachen Erektionen und Ejakulationen erforscht. Ich lese die Geschichte und neben Drigbinovia der Mann, der ihm geholfen hat, alles zu tun, die Seite, die er mit seiner Ex-Frau getrennt hatte acht Jahre nach der Trennung und Drigbinovia helfen ihm, seine Ehe zurückzubringen. Ich hatte großes Glück, die E-Mail-Adresse doctorigbinovia93 @ gmail .com online zu kopieren. Drigbinovia spricht über mögliche Probleme des Ehelebens. Ich brauchte so sorgfältig Hilfe, um zu meinem Mann zurückzukehren. Vor ein paar Monaten habe ich gegen meinen Mann gekämpft, am nächsten Tag sah er direkt in die Augen. Er sagte, es sei vorbei, wir haben geheiratet, er hat unseren Sohn genommen und ist nach Spanien gegangen. Seitdem versuche ich es Anrufen und Senden von Nachrichten über das Telefon, soziale Netzwerke. in der Mitte und per E-Mail, aber die komplett blockierte Leitung war erreicht, so frustriert, und ich musste meinem Sohn Felix beim Lesen helfen, sich zu entschuldigen, auch wenn wir beide wissen, dass ich missbrauche. sieben Monate lang keine Blätter ohne Rede. Diese Situation wird jeden Tag ermordet, ich war deprimiert und wollte dringend helfen, und es war dringend eine Lösung erforderlich, um das Problem zu lösen. Ich kontaktierte die E-Mail-Adresse in Drigbinovia, nur weil ich glaube, dass ich meinem Mann helfen kann, mit seinem Sohn nach Hause zurückzukehren . Ich sprach mit ihm und versicherte ihm, er könnte mir helfen, mit meinem Mann und meinen Kindern nach Hause zu kommen, zuzuhören und Schritt für Schritt. Zwei Tage später sagte Drigbinovia, dass eine Lustrationszeremonie in den Tempel gefallen sei. Alles wird von alleine gemacht und ich habe alles getan, ich habe nur die notwendigen Dinge zur Verfügung gestellt. Am selben Abend rief mich mein Mann Chandler an, um mich dafür zu entschuldigen, dass er sehr ruhig war. Er sprach mit mir, es tat ihm sehr leid, dass er Angst hatte. Chandlers Sohn ist gestern mit seinem Sohn nach Hause zurückgekehrt, und heute bin ich glücklich, meine Familie und meinen Mann wiederhergestellt zu haben, und wir lieben uns mehr als je zuvor. Ich schätze und schätze immer die Hilfe von Drigbin. Ich verspreche, mein gutes Zeugnis über meine Freunde und andere zu teilen. Ich habe die Absicht, dass es für mich funktionieren wird, und mir wurde klar, dass es gut wäre, mit Ihnen zu teilen, weil ich weiß, dass es andere inspirieren wird, wie ich kürzlich getroffen habe, ein lebendiger Zeuge zu sein, für den ich arbeite. Ich, mein Mann, kehrte innerhalb von sieben Tagen nach Hause zurück und ein unglaubliches Wunder. Der Rat sucht verzweifelt nach einer dauerhaften Lösung für die Krise und die Dringlichkeit romantischer Beziehungen, und wenn er verlorene Partner wiederfindet und eine glückliche Familie schafft. Der lebendige Glaube, dass Liebe zu Macht, diese Kräfte erwiesen sich als wirksam und um einige Tage nach der Exaktivierung zu planen, um um Verzeihung zu bitten. Ich wünsche Dir viel Glück

  • Ist es umweltfreundlicher, einen Film auf DVD / BluRay zu gucken statt auf Netflix?

    • Danke für den Link - auf dieses Projekt bezieht sich die Erwähnung im Text!

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