Reißt unsere Schulen ab!
Tafel, Glocke, Klassenbuch: Über unserer Schule liegt der Mief der autoritären Vergangenheit. Dabei gibt es längst neue Ideen
Inspektion: Ingrid Brodnig und Sibylle Hamann
1774 führte Maria Theresia die „Allgemeine Schulordnung“ und mit ihr die Schulpflicht ein. Damals wurde der Unterricht stark vom Militär und dessen Disziplinvorstellungen geprägt. Gehorsam war das oberste Bildungsziel. Mit dem industriellen Zeitalter setzten sich, ausgehend von Großbritannien, neue Prioritäten durch: Die Schule sollte möglichst viele berechenbar funktionierende Arbeitskräfte mit normierten Fähigkeiten hervorbringen, perfekt für das Fließband.
In der „globalisierten Wissensgesellschaft“, von der alle reden, sind diese Bildungsziele eigentlich obsolet. Eine postindustrielle Arbeitswelt braucht kein homogenes Arbeiterheer mehr. Eine Einwanderungsgesellschaft muss mit Vielfalt produktiv umgehen. Sie kann es sich nicht leisten, Kinder, die nicht gleich ins System passen, auszusortieren und auszuspucken. Innovationen kann sie nur hervorbringen, wenn sie Individualität, Selbstverantwortung und Überraschungen zulässt.
Dafür braucht es andere Lehrinhalte, andere Unterrichtsmethoden, eine andere Lehrerausbildung und andere Schulgebäude.
In den Volksschulen, den einzigen echten Gesamtschulen in Österreich, hat dieses Umdenken in den letzten Jahren bereits stattgefunden. In den Kindergärten ist einiges in Bewegung, ebenso in den neuen Mittelschulen. Ein Erwachsener, der eine typische AHS betritt, wird sich jedoch wundern, wie wenig sich dort seit der eigenen Schulzeit verändert hat. Schulglocke, Klassenbuch, Jahrgangsklassen, all das findet sich dort. Die Gymnasien, samt ihrer Lehrergewerkschaft, verteidigen sinnentleerte Rituale und Gewohnheiten, als regiere immer noch der Kaiser in der Hofburg.
Wer sich bewusst wird, wie viel Vergangenheit in der Gegenwart der Schule steckt, versteht: Es ginge auch ganz anders. Eine Übersicht.
Einst war das Schulgebäude das Wohnhaus des Lehrers und seiner Frau. Heute ist es das Haus, in dem der Unterricht stattfindet, und anschließend fahren alle heim.
Doch das muss nicht so sein. Schule kann auch hinausgehen: in Bibliotheken, Betriebe, auf Ämter und in die Natur; nicht nur gelegentlich bei Exkursionen, sondern systematisch. Die Walz zum Beispiel, ein privates Wiener Oberstufengymnasium, macht Biologie auf dem Bauernhof und fährt zum Sprachenlernen ins Ausland.
Heutige Schulgebäude schotten sich nach außen ab; oft sind sie sogar Fremdkörper in ihrer Umgebung. Besonders problematisch ist das bei den großen Schulgebäuden der 70er-Jahre. Sie wurden für mehrere tausend Schüler und Schülerinnen konzipiert, an der Peripherie gebaut, nur dort gab es für sie Platz. Heute ereilt diese Großschulen ein ähnliches Schicksal wie Einkaufszentren: Sie sind nicht mit der Stadt verwachsen und vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Die Zukunft liegt in kleineren, überschaubaren Einheiten, die auf ihre Umgebung reagieren und sie mit öffentlichen Angeboten für Nichtschüler bereichern. „Breite Schule“ heißt etwa ein Modell in den Niederlanden, das Schulen räumlich mit Bibliotheken, öffentlicher Verwaltung oder mit Wohnungen kombiniert.
Die Wiener Standardschulklasse misst heute – wie zur Kaiserzeit – 63 Quadratmeter. „Man rechnete einen Quadratmeter pro Kopf, anderthalb Quadratmeter für den Lehrer und weitere anderthalb für den Ofen“, erklärt Christian Kühn, Architekt an der TU Wien. Heute sitzen zwar statt 60 nur noch 25 Kinder drin, viele Möglichkeiten bietet sie jedoch nicht.
In Dänemark gibt es Schulen, die ganz ohne Klassenräume auskommen. Jeweils drei bis vier Klassen teilen sich dort eine „Lernzone“, diese besteht aus verschieden aufgestellten Tischen, PC-Arbeitsplätzen, Sitzecken und Rückzugsräumen, jeweils einer offenen Küche und einem Lehrerarbeitsraum.
Als „Homebase“ der jeweiligen Klassen dienen sechseckige Bereiche, die mit Paravents von der Lernzone abgeschirmt werden. Hier drin können sich bis zu 20 Kinder plus Lehrende für kurze, intensive Phasen des Zuhörens versammeln.
Das zentrale Nervensystem des österreichischen Schulgebäudes ist absurderweise der Gang, an dem entlang die Klassenzimmer aufgereiht sind, ähnlich wie in einer Kaserne. Das ist eine enorme Platzverschwendung: 30 bis 40 Prozent der Gesamtfläche sind dadurch als Verkehrsflächen blockiert und können nicht produktiv genützt werden. Denn ein Gang (samt „Gangaufsicht“) eignet sich beinahe ausschließlich dafür, sich zu langweilen oder Lärm zu machen.
Eine Schule, die sich von Gängen verabschiedet, kommt mit fünf Prozent Verkehrsflächen aus. Der gewonnene Platz stünde für Bewegungs-, Spiel-, Lese-, Rückzugs- oder Essräume zur Verfügung. Das Problem: Viele Schulgebäude in Österreich stammen aus dem 19. Jahrhundert und lassen sich nur schwer radikal umbauen. Mit jeder der vielen Schulrenovierungen, die derzeit stattfinden, wird das „Gang“-Prinzip auf Jahre hinaus einbetoniert.
In der ersten Klasse sitzen die Sechsjährigen, in der zweiten die Siebenjährigen: Das scheint uns selbstverständlich. Aber es war nicht immer so. Erst das Reichsvolksschulgesetz von 1869 teilte die Kinder nach Alter auf. „Das hat man dem Militär nachempfunden“, sagt Bildungsexperte Bernd Schilcher; die schulpflichtigen Kinder treten, ebenso wie die wehrpflichtigen Rekruten, ihren Dienst im Herbst an.
Vor 1869 hingegen ging man davon aus, dass nicht alle denselben Reifegrad hätten. Deswegen saßen Kinder unterschiedlichen Alters in einem Raum und lernten, je nach Fach, in verschiedenen Gruppen miteinander. Zu dieser Idee finden moderne Mehrstufenklassen heute zurück: Jedes Kind lernt hier in seinem eigenen Tempo, einzeln oder in Kleingruppen. Begabungen können individueller gefördert werden. In einigen Wiener Volksschulen wird dieses Modell heute mit großem Erfolg praktiziert.
Zentraler Baustein unseres Schulwesens ist die 50-Minuten-Stunde: Auf ihr bauen alle Stundenpläne auf, in ihrem Takt wechseln die Lehrer die Klassen. Warum eigentlich? Auch dies kommt vom Militär, bei dem jeweils eine Stunde lang exerziert wurde, zehn Minuten davon wurden fürs Austreten und Pfeiferauchen abgezogen.
Pädagogisch mache das keinen Sinn, meint Bildungsforscherin Christa Koenne, speziell in naturwissenschaftlichen Fächern: „50 Minuten sind nicht der Rhythmus, in dem man neugierig wird. Man muss in ein Thema versinken können, damit Interesse entsteht.“ Sie schlägt längere Lernphasen vor: ein Drittel des Schuljahrs etwa für Naturwissenschaften, das zweite Drittel für Kultur, das dritte zum Wiederholen des Gelernten. Nur was regelmäßiges Üben erfordert (Rechnen, Turnen), solle wöchentlich stattfinden.
Der 50-Minuten-Takt braucht ein akustisches Signal. „Die Schulglocke kommt von der Trillerpfeife“, sagt Bernd Schilcher. In den meisten Volksschulen läutet die Glocke heute gar nicht mehr oder nur, um große Pausen anzuzeigen. Solange dieselbe Lehrerin in der Klasse steht, kann sie auf Stimmungen und Konzentrationsphasen flexibel reagieren und den Stundenplan völlig ignorieren. An den AHS hingegen, wo alle 50 Minuten die Lehrperson wechselt, müsste man ohne Schulglocke das ganze System umstellen.
Als Maria Theresia die Schulpflicht einführte, waren die Schulen plötzlich voll. 120 Kinder steckte man in eine Klasse. Ungefähr gleich groß ist eine Kompanie. Wie auf dem Kasernenhof reduzierte sich der Unterricht dann aufs Fehlersuchen. Wer einen Tintenklecks, einen Rechenfehler, einen falschen Ton machte, den wies der Lehrer zurecht. Der Stoff wurde in Tabellenform niedergeschrieben, in kleine Portionen aufgeteilt. Die wurden solange widergekäut, bis die meisten Schüler sie beherrschten.
Der österreichische Unterricht ist von diesem Denken noch immer geprägt. Dem „Sachwissen“ wird viel Bedeutung beigemessen, während Länder wie Finnland mehr darauf achten, Kompetenzen zu vermitteln; die Fähigkeit, sich Sachwissen selbstständig anzueignen.
Das Wort „Taferlklassler“ erinnert an die kleine Schiefertafel, die jedes Volksschulkind einst zum Schreiben mit dem Griffel verwendete. Die große Tafel, die an der Stirnseite des Normklassenzimmers steht, wurde um 1800 in Schottland erfunden und ist heute an der Wand festgeschraubt. Damit nagelt sie die Kinder an ihren Plätzen fest und bestimmt ihre Blickrichtung für den Frontalunterricht.
Modellschulen in den 60er-Jahren versuchten, diese Starrheit mit mobilen Tafeln aufzubrechen, die auf Rollen im Raum umhergeschoben werden konnten. „Dann fiel eine Rolltafel einem Kind auf den Kopf, und es war mit der Tafelmobilität vorbei“, sagt Kühn.
Heute kommt statt Kreide und Tafel oft ein Beamer oder Smartboard zum Einsatz. Am Prinzip des Frontalunterrichts ändert das nichts.
Im 17. Jahrhundert hatten Schulkinder noch keine fixen Plätze. Im Raum standen Tische, in der Mitte an einem Pult saß der Lehrer. Lange waren Einzelbänke üblich, die man verrücken konnte. Die normierten Zweierschulbänke sind ein typisches Produkt des 19. Jahrhunderts. Ihre wichtigste Eigenschaft war, dass sie das Bodenwischen erleichterten.
Orthopäden haben seither viel Energie in die Optimierung von Schulbänken gesteckt. Die Kinder sollten sechs Stunden lang sitzen können, ohne Fehlhaltungen davonzutragen. „Wir müssen das Sitzen den Arbeitsmedizinern entziehen“, fordert allerdings Christian Kühn. Denn Haltungsschäden vermeidet man am besten, indem man das stundenlange Sitzen ganz abschafft – und stattdessen am Boden, im Liegen, im Stehen, in Bewegung oder sonst wie lernt.
145 Jahre lang war in Österreich die Ganztagsschule normal. 1919 tauschte sie der rote Bildungsreformer Otto Glöckel durch die Halbtagsschule aus. Das war ein Kompromiss zwischen der bürgerlichen und der linken Reichshälfte: Das Bürgertum wollte, dass der Nachwuchs nachmittags für standesgemäße Exerzitien wie Musik oder Sport frei war.
Die Halbtagsschule hat viel mit dem Familienideal zu tun. Kinder mittags nachhause zu schicken macht dann Sinn, wenn dort eine Hausfrau mit dem Essen auf sie wartet und mit ihnen Aufgaben macht. Je gebildeter und wohlhabender diese Hausfrau ist, desto größer ist der Bildungsvorsprung, den Kinder erwerben können. So verstärkt die Halbtagsschule die sozialen Unterschiede und hält gleichzeitig Mütter vom Arbeitsmarkt fern.
Eine moderne Gesellschaft könne sich diesen Anachronismus eigentlich nicht leisten, meint Bernd Schilcher. Die 140 Millionen Euro, die jedes Jahr für Nachhilfe ausgegeben werden, beweisen, dass das System nicht funktioniert. In fast allen OECD-Staaten ist längst die Ganztagsschule, samt Essen, Sport, Musik und Förderkursen, normal. Dafür jedoch braucht man andere Schulgebäude.
Die Aufteilung des Schuljahrs folgt vielen Interessen – jenen der Schüler und Schülerinnen allerdings am allerwenigsten. Die Weihnachts- und Osterferien verdanken wir der Kirche, die Semesterferien der Skiindustrie und die Sommerferien der Landwirtschaft. Zur Kaiserzeit begann der Unterricht nach der Ernte, Anfang November, und endete zu Michaelis am 29. September. Dazwischen halfen die Kinder den Eltern bei der Feldarbeit. Zusätzlich sperrten die Schulen im Sommer zu, wenn es zu heiß wurde.
Heute sind wir nicht mehr so abhängig vom Wetter, doch die langen Ferien sind geblieben. Berufstätige Eltern stellt das vor gewaltige organisatorische Probleme, während in den leeren Schulgebäuden Sportanlagen, Chemielabors und alle anderen Ressourcen ungenutzt bleiben.
Joseph II. führte das „Buch der Schande“ ein, das wir heute als Klassenbuch kennen. Es diente nicht nur zur Disziplinierung schlimmer Kinder, sondern auch zur Verhöhnung schlechterer Schüler, deren Fehler eingetragen wurden.
In seiner äußeren Form hat sich das Klassenbuch in 200 Jahren praktisch nicht verändert. Vorne wird die Anwesenheit samt Entschuldigungen protokolliert, hinten der Lehrstoff. „Es ist ein altmodisches Instrument, das der Kontrolle dient. Auf große Teile davon kann man verzichten“, urteilt AHS-Direktorin Heidi Schrodt. In ihrer Schule, der Rahlgasse, gibt es ab der sechsten Klasse, nach dem Ende der Schulpflicht, kein Klassenbuch mehr: Die Schüler und Schülerinnen können über ihre Absenzen selbst verfügen. Wer in einem Fach mehr als 20 Prozent fehlt, muss eine Feststellungsprüfung machen. Die Absenzen sind seither deutlich zurückgegangen.
Das Lehrerzimmer ist für Schüler ein geheimer Ort, den sie kaum je betreten. „Es ist Ausdruck dessen, woran das ganze System krankt“, sagt Direktorin Schrodt, „es ist ein Rückzugsraum, wo man sich vor den Schülern schützen kann.“ Zum Arbeiten taugt das Lehrerzimmer kaum. 1,40 Meter lang ist die Arbeitsfläche, die sich zwei Lehrende teilen müssen; unter Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) wurde auch noch die dazugehörige Lade eingespart. Mehr Fläche ist auch bei Neubauten nicht vorgesehen.
Ein „richtiger“ Lehrerarbeitsplatz müss te technisch besser ausgestattet sein, er müsste Raum für Besprechungen und für Rückzug bieten. Gekämpft hat die AHS-Lehrergewerkschaft jedoch nie wirklich dafür, weil die wenigsten Lehrer ihren Tag in der Schule verbringen wollen. Traditionell verstehen sie das Klassenzimmer und die eigene Wohnung als ihren Arbeitsplatz, im Lehrerzimmer wollen sie nur Hefte ablegen.
Dass neben dem Bild des Bundespräsidenten ein Kreuz hängt, liegt an einem Vertrag zwischen Österreich und dem Vatikan, „Schul-Konkordat“ genannt. 1962 vereinbarten die beiden Staaten, dass „in jeder Schulklasse, in der die Mehrzahl der Schüler ein christliches Religionsbekenntnis hat“, ein Kreuz zu hängen hat. Der Vertrag steht im Verfassungsrang und kann ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls nicht geändert werden.
Da längst nicht mehr alle Klassen christliche Mehrheiten haben, könnten viele Kreuze heute eigentlich abgehängt werden. Zumal das Konkordat anderen Verfassungsprinzipien widerspricht – etwa der Trennung von Staat und Kirche. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte jüngst, die Kreuze in italienischen Schulen verstoßen gegen das Gebot der Religionsfreiheit, der Staat müsse auch „die Freiheit jener schützen, die sich zu keiner Religion bekennen wollen“.
Lange gehörten „Leibesübungen“ nicht in die Schule; nur Ritter wurden in Fechten und Tanzen ausgebildet. Die Turngeräte, die heute in jedem Turnsaal stehen, Kasten, Reck, Ringe oder Schwebebalken, gibt es seit 1811. Erfunden hat sie der Berliner Hilfslehrer Friedrich Ludwig Jahn, später als „Turnvater“ bekannt. Er sah in der körperlichen Ertüchtigung die Vorstufe der militärischen Ausbildung und wollte die Preußen damit für den Befreiungskrieg gegen die Franzosen stärken. 1813 nahm Jahn mit seinen Turnern an der Völkerschlacht bei Leipzig teil, man trug (mit Österreich an der Seite) den Sieg davon.
Der gefürchtete Medizinball, der ebenfalls zur Standardausstattung des Turnsaals gehört, stammt aus den USA. Er dient, wie eine Hantel, zum Muskelaufbau und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Turner- und FKK-Bewegung nach Deutschland importiert. In einer modernen Schule könnte er zwischendurch die Schulbank ersetzen.
Zum Thema
„Fliegende Klassenzimmer. Eine interaktive Ausstellung über Orte zum Wachsen für alle von 6 bis 99 Jahren“. Diese Ausstellung beflügelt die Schulfantasie und ist bis 21. Februar 2010 im Kunsthaus Mürz in Mürzzuschlag zu sehen. Idee, Konzept und Gestaltung: Christian Kühn, Renate Stufer, Antje Lehn. Öffnungszeiten: Do–Sa 10–18, So 10–16 Uhr
Dieser Artikel ist im Falter 51/09 erschienen und wurde von Sibylle Hamann und mir verfasst. Illustrationen: Frauke Lehn
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Hallo,
werden Kommentare mit Links nicht angenommen? Ich hätte da noch einen Knaller.
Gruss G.
Man muss anscheinend ohne links auskommen. Aber ich habe auch noch etliche Beispiele, wo sich auch noch so mancher selbst zuerst einmal an die Nase fassen sollte, bevor er die schräge Argumentation von anderen kritisiert. So argumentieren z.B. etliche Politiker damit, dass die Klimakrise einfach nur durch freiwilligen Verzicht in den Griff zu bekommen wäre, weil das ja beim Ozonproblem angeblich auch ganz ohne Verbote funktioniert hat. In Wirklichkeit trat am 1. August 1991 trat in Deutschland eine Verordnung zum Verbot von bestimmten die Ozonschicht abbauenden Stoffen in Kraft. Und noch ein aktuelles Beispiel. Aktuell wird in Deutschland von einigen Politikern andauernd behauptet, dass OP-Masken hinsichtlich Eigenschutz vollkommen wirkungslos wären und dass der Normalbürger die ja sowieso unmöglich richtig anlegen könne. In Wirklichkeit sind die aber nur halt nicht in ausreichender Anzahl verfügbar. Das Problem ist von selbigen hausgemacht. Es ist ja verständlich, dass die knappen Masken dann dem Klinik-/Pflegepersonal vorbehalten sein müssen. Ich glaube aber nicht, dass die Verbreitung von solchen Falschmeldungen da weiterhilft. Es bestärkt lediglich die Leute, die oft mit den eigenen „Fake-News“ ja auch nur die Welt verbessern wollen. Es gibt zu dem Thema noch etliche weitere Beispiele.
Vielleicht noch eine herrliche Blüte, die man auch der Nachwelt nicht vorenthalten sollte.
Frank Ulrich Montgomery bei Maybrit Illner spezial am 17. März 2020 zur einfachen Mundschutz-Maske: „Schützt nicht. … und dass die Asiaten die tragen, das hat etwas mit deren Schönheitsideal zu tun ...“
Bei vielen asiatischen Frauen gilt helle Haut tatsächlich als Schönheitsideal. Aber einmal abgesehen davon, dass die Männer dort genau so häufig Masken tragen wie die Frauen, dürfte ein aufgehelltes Rechteck im Gesicht auch bei asiatischen Frauen nicht unbedingt als Schönheitsmerkmal gelten. Die Asiaten haben wohl eher aus der Erfahrung heraus gelernt. Nach dem Vogelgrippe-Ausbruch 2006, hat die Stadtverwaltung in Hongkong an etliche Haushalte Masken verteilt. Die Aktion hat anscheinend erfolgreich gegen die Verbreitung der Viren gewirkt. Die WHO hat offensichtlich auch daraus gelernt. Drei Jahre später hat dann auch die WHO das Tragen von Masken als Prophylaxe gegen eine H1N1-Infektion in belebten öffentlichen Räumen ganz offiziell empfohlen und auch beschrieben wie die Masken anzuwenden sind (Advice on the use of masks1 in the community setting in Influenza A (H1N1) outbreaks 1 May 2009 ).
Ich bin einfach nicht perfekt, beabsichtigter Link - WELT: https://www.welt.de/vermischtes/article207221877/Corona-Pandemie-Sterberate-bei-Beatmungspatienten-gibt-Raetsel-auf.html
Hätte mich ja gewundert, wenn in den üblichen Kreisen die Kriese nicht für die Vermarktung von MMS genutzt würde. Das Video mit dem Titel "Endlich wissenschaftlich erklärt - Warum ClO2 gegen Covid 19 hilft" ist alleine schon deshalb sehenswert, weil der Vortragende mit jeder Menge wissenschaftlich anmutender Fachausdrücke herumwirft, die oft noch nicht einmal selbst richtig aussprechen kann. Ich kann mir alleine von daher schon nicht vorstellen, dass der weiß, was er da redet. Ich kenne den Kanal ganz gut, weil er seit geraumer Zeit altes Videomaterial mit neuerem Material vermischt und dann unter die Leute bringt. Gespickt mit Halbwahrheiten zum Implizieren von Falschinformationen. Längst widerlegtes wird einfach neu verpackt unter die Leute gebracht. Verweise auf längst gelaufene entsprechende Untersuchungen dazu werden zensiert. Dazu gibt es gut dokumentierte Fälle. Es gibt auch noch einen gut dokumentierten Fall, wo die Kanalbetreiber zwei fachlich zu kompetente Kommentatoren, eine anstehende Sperrung angekündigt hat bevor die dann vollzogen wurde. Sollte wohl der Abschreckung dienen.
Über den Blog der Kanalbetreiber wird übrigens auch die am Adalbert Stifter Gymnasium verfasste vorwissenschaftliche Arbeit, “Freie Energie Eine unbekannte Quelle” vermarktet. Wer das abschreckend Beispiel lesen will, der findet die Arbeit aber auch als pdf im Netz.
Unter dem Video ist jetzt der folgende Eintrag zu finden:
COVID-19
Aktuelle, wissenschaftliche Informationen finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Das dürfte jetzt so manchem Zuschauer implizieren, dass das Video von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stammt und unter dem zugehörigen Link ergänzende Infos zu finden sind. Über die Unwirksamkeit von MMS ist dort nichts zu finden. Ich verstehe nicht, warum man solche Videos nicht einfach sperrt. Beim Sperren von Posts von Aufklärern tut sich YT deutlich leichter, offensichtlich weil die die Klickrate bremsen. Auch darüber gibt es dokumentierte Fälle.
Warum nicht gleich so:
Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die Community-Richtlinien von YouTube verstößt.
Inzwischen ist ganz weg. Jedenfalls an der Stelle.
Dezeit wird mal wieder haarsträubendes an Verschwörungstheorien und Falschmeldungen verbreitet.
Wolfgang Kubicki bezweifelt anscheinend, dass das Robert-Koch-Institut bei der Reproduktionsrate mit offenen Karten spielt. Wenn er das ernst meinen würde, dann hätte er längst selbst nachgerechnet oder wenigstens nachrechnen lassen. Die erforderlichen Daten sind alle über gleich mehrere Quellen frei verfügbar.
Christian Lindner versucht offensichtlich mit Halbwahrheiten Falschmeldungen zu implizieren.
30. April 2020 Christian Lindner bei Maybrit Illner 35:45. Wenn man den Medien glauben kann hat H. Drosten gestern gesagt:“Kinder sind so infektiös wie Erwachsene und heute sagt er, nur ein drittel so gefährlich wie unlängst berichtet worden ist. Also zwei gegenteilige Aussagen innerhalb von 24 Stunden“.
Er bezieht sich da offensichtlich auf den am Nachmittag des gleichen Tages veröffentlichten Prodcast vom NDR.
30. April 2020 Podcast 37 H.Drosten zu einer ganz aktuellen Untersuchung von seinem Team: “Wir können in Kindergruppen nicht nachweisen, dass die unterschiedliche Viruskonzentrationen in den Atemwegen haben, gegenüber Erwachsenen. .. Es gibt keine nachweisbaren Unterschiede in der Viruslast .. Es könnte gut sein, dass die genau so infektiös sind wie Erwachsene.“. Also genau das Gegenteil von dem, was H. Lindner zu verbreiten versucht. Das angesprochene Drittel bezieht sich auf eine Empfänglichkeit die man über Kontaktbereinigungen aus anderen Untersuchungen herleiten kann. Stark vereinfacht ausgedrückt ist das Risiko einer eingehenden Infektion dort bei Kindern ein Drittel und bei Älteren 1.5 mal so hoch wie bei Erwachsenen. Das sagt aber nichts darüber aus, wie ansteckend die verschiedenen Gruppen sind.
Erschreckend ist, dass jetzt offensichtlich einige Politiker mit ziemlich fragwürdigen Methoden versuchen die Naturwissenschaftler zu spalten. Die waren sich aber praktisch immer in allen wesentlichen Punkten einig.
Achtung, zwischen den Punkten Anzahl registrierter User und Umsatz ist ein und, kein oder.
Zuerst: Danke für den Hinweis! Ich habe das ursprünglich auch so gelesen, aber mir wurde erklärt, dass diese Formulierung im Gesetz sinngemäß wie ein "oder" zu lesen ist, weil nicht aufgezählt wird, wer inkludiert ist, sondern weil aufgezählt wird, wer exkludiert ist. Und diese Formulierung wirkt sich nach dieser Auskunft so aus, dass man erfasst ist, wenn man nur einen der Punkte erfüllt. Das Ganze ist jedenfalls sehr kompliziert formuliert, weil nicht aufgelistet wird, wer inkludiert ist, sondern in welcher Konstruktion man exkludiert ist.
Im Großen und Ganzen ist bekannt, was kommen soll: Das „Upskirting“-Verbot etwa, also das Verbot, mit oder ohne Kleidung bedeckte Geschlechtsteile heimlich zu fotografieren oder diese Aufnahmen zu verbreiten, was eben jener Fußballtrainer tat. Oder dass Kommunikationsplattformen künftig einen Ansprechpartner im Land haben und Transparenzberichte abliefern müssen.