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5 von 10 problematisch: Die Top-Meldungen zu Flüchtlingen

Auf Facebook waren diese Artikel Hits – doch vieles davon ist falsch. Hier eine Jahresauswertung von Texten über Flüchtlinge

Ich habe analysiert, was die 10 erfolgreichsten Artikel auf Facebook zum Thema Flüchtlinge waren – gemessen an der Zahl der Likes, Kommentare und Shares (sogenannte Interaktion). Gleich vorweg: Die erfolgreichste Meldung des Jahres 2017 über Flüchtlinge ist eine komplette Erfindung. Auch sonst findet sich viel Irreführung in dieser Liste:

Hier die Faktenchecks zu Meldung 1, Meldung 4, Meldung 5 und Meldung 9. Meldung 10 ist ein Beitrag der äußerst unseriösen Seite anonymousnews.ru, der zwei Berichte etablierter Medien äußerst tendenziös wiedergibt – mehr Infos zu unseriösen Seite “Anonymous News” hier. Danke den Seiten Mimikama.at, Uebermedien.de und Correctiv.org für die Recherche!

Zur Top-Meldung aus 2017: 

Komplett erfunden, aber löst immense Wut aus. Die Seite nachrichten.de.com sprach von  “700 Euro Weihnachtsgeld für Flüchtlinge” und behauptete, Kanzlerin Merkel würde das Geld verteilen. Diese erfundene Geschichte erzielte rund 180.000 Likes/Kommentare/Shares – ein immenser Wert. Es ist mit Abstand die erfolgreichste Meldung des Jahres 2017 auf Facebook. Dabei ist das Ganze Unsinn: Bei “nachrichten.de.com” handelt es sich um eine Fake-Seite, bei der Nutzer anonym Artikel erfinden können. In der Selbstbeschreibung heißt es: “Alle Witz dieser Seite sind frei erfunden und fiktiv, es ist alles nur Spaß!” Dieser vermeintliche “Spaß” wurde dann von rechten Seiten auf Facebook verbreitet – und viele Nutzern lassen sich von der Meldung in Wut versetzen, posten dazu Sätze wie: “Die sollen zurück ins heimatland gehen die dreckschweine !!danke frau merkel die dürfen hier morden und werden noch nicht mal bestraft supper echt geil ich kotz gleich” Sowie: “Kann mal einer die Alte aufhalten. Bei sowas wünsche ich mir die RAF zurück!”

Hier noch die Detail-Analyse, wieviel Interaktion (Likes/Kommentare/Shares) diese 10 Geschichten jeweils verursachten:

Zur Methodik: In dieser Statistik wird der Erfolg auf Facebook in sogenannter “Interaktion” gemessen, das ist die Gesamtzahl der Likes/Reactions/Kommentare/Shares. Erfasst wurden alle Artikel, in denen das Wort “Flüchtlinge” vorkommt, mit der Seite Buzzsumo.com (Zeitraum 1.1.2017 bis 31.12.2017).

Update: In einer vorigen Fassung war auf Platz 10 ein Artikel inkludiert, in dem es gar nicht um Flüchtlinge ging. Das Analysetool Buzzsumo hat diesen Artikel vermutlich als Text über Flüchtlinge eingestuft, weil in den Metadaten der HTML-Datei das Wort “Flüchtlinge” vorkam. Da aber im Artikel nirgendwo von Flüchtlingen die Rede ist, habe ich die Übersicht aktualisiert – auf Platz 10 befindet sich nun eine Meldung, in der es tatsächlich um Flüchtlinge geht. Danke für den Hinweis!

 

Foto oben: Pixabay.com

View Comments

  • liebe ingrid, schön, dass es dich gibt! jede woche lese ich genussvoll deine kolumne und diesmal- ja es passt jedes wort- die nicht liker sind dieselben leute, die auch am gang nicht grüßen! klar- ja, denen fehlt es am emphatie und dass der like -knopft ist wie das lächelen des internets------ das kling wie eine wunderbare musik in den ohren- würde ich so gerne dir ein paar likes schenken! bleibe dir treu und stark wie du bist und macht deinen weg! ganz lg grüße irena

  • Vielen Dank für die ausführliche Behandlung des Themas. Damit sollten nun wirklich alle Fragen beantwortet sein.

    Ich weiß den Aufwand zu schätzen!

    Gottfried

  • 1.) Das ist natürliche eine Auslegungsmöglichkeit, eine Einzelmeinung, die von StA od. vom Ministerium völlig anders ausgelegt werden kann und durch einen "Erlass" völlig anders regeln kann.

    2.) was in Ö nicht gespeichert wird, wird oftmals im Ausland gespeichert (anderswo gibts auch die #dvs) sodass man sich halt von anderen Ländern wie D mittels Verfahrenshilfe (oder CD-Ankauf) die Infos holt.

    3.) auch bei nicht-schweren Straftaten oder Nicht-Straftaten stellt man einfach einen fingierten oder übertriebenen "Verdacht" in den Raum, sodass man die Daten auch Unschuldiger (oftmals Dissidenten bzw. Andersdenkender) auswertet. Das ist ein ur-, ur-alter Schmäh in der Juristerei.

  • Hast mein volles Mitgefühl.
    So war es für mich als man (Verbrecher) mein Rad klauten

  • ich finde es sehr schön den herrn piraten mit seinem eigenen businessmodell zu konfrontieren. das will er dann auch nicht: wie ein künstler bezahlt werden.
    ich kann ihm auch nur raten, einmal flattr auszuprobieren. wenn er sich davon ein bier im halbjahr leisten kann, hat er glück.
    so sehr ich gegen panikmache und kriminalisierungen bin, die lösungen der piraten sind nicht im geringsten tauglich.

  • Der Pirat ist völlig vernebelt mit seinem "huuuuuh, Interneeeet! Und Flattr-Cents & CC retten uns alle" und Clara Luzia pocht (mir) zu sehr auf "Wenn du Musik hören willst, zahl dafür".

    Erst einmal, was ist das für ein Ansatz "wovon sollen professionelle Musiker leben?".
    Ist man nicht dann erst professionell, WENN man davon lebt?
    Was soll dieses Berufsmusikertumdingens-ho​chgehalte? Wenn man davon leben kann, ist es großartig, aber wenn nicht, muss man sich halt tatsächlich andere Wege suchen, "an das Geld der Fans zu kommen"; sei es Merchandise oder besondere nichtdigitale Extras beim Album oder besondere Livequalitäten/"eine gute Show" oder sich reicherem, (älterem?) Publikum anbiedern oder oder.
    Oder man ist halt nicht "Berufsmusiker" und muss sich wie viele andere Künstler aus anderen Bereichen mit Nebenerwerben oder Auftragsarbeiten durchschlagen.
    Das kann einfach nicht mehr Rückgängig gemacht werden.
    Es "wird" doch heutzutage nicht ernsthaft jemand MusikerIn, im Glauben, vom Verkauf von Alben leben zu können..?

    Es ist schade, dass Musik oft nicht gewertschätzt wird, DAS sollte sich tatsächlich ändern. Aber in einer Zeit, wo jede_r, der Musik machen will und ein paar hundert Euro in einen PC/Instrumente investieren kann, auch Musik machen kann, ist jammern auch das falsche. Der Kuchen ist ja gleich groß, bzw. kleiner - er wird aber in viiiiiel mehr kleine Stücke geteilt.

    (Und einer der erfolgreichsten Acts des Landes zu sein, reicht heutzutage natürlich nicht aus, wenn dieses Land die Größe von Österreich hat man und außerhalb des FM4-Universums wenig Aufmerksakeit bekommt...ich weiß ja nicht mehr genau, wie es "vor dem Internet" war, aber ich behaupte mal, dass es vor 20 Jahren nicht so viele österreichische Acts gab, die außerhalb der Landesgrenzen Beachtung bekamen..?)

    • stimmt, doch das mit den paar hundert euro stimmt überhaupt nicht, klar kannst Du musik machen mit billigsdorfer ausrüstung, doch das klingt dann eben jämmerlich, noch ist es nicht möglich nur annähernd den sound zu schaffen, der in millionenteuren studios produziert wird. eine akustische gitarre die wirklich gut klingt kostet minimum 3000 euro. eine komplette adäquat klingende CD mit 11 songs kostet an die 40 000 Euro. marketing ist da noch keines dabei und don't forget wer bezahlt die musiker, techniker und co., als einzelindividuum kannst Du vieles selber erreichen, doch es ist ein unterschied ob Du dich auskennst mit soundtechnik oder dies als beruf ausübst, ergo wird die qualität der musik vorerst rapide zurückgehen. wirklich begabte musiker werden zu beginn das handtuch werfen, denn wer will sich das ganze noch geben, es wurde durch die gratismentalität noch schwieriger sich gegen konzerne und gaballiers als auch ötzis durchzusetzen, denn nur wer das geld hat kann sich qualität leisten, der rest kann bleiben wo der pfeffer wächst und wer wirklich eine ahnung hat von der materie wird sich nicht die blösse geben ein home recording konstrukt anzubieten, geschweige denn dass man sich das selber anhören will, klingt eben shei....e, und die , die das gegenteil behaupten, kennen sich eben nicht aus, es gibt ja auch bei castingshows leute, die denken superstars zu sein und verstehen die welt nicht mehr wenn sie zur sau gemacht werden. dennoch hast Du gute ansätze in Deinem posting, lg

      • mein hobby kostet bisher auch leicht 20.000,- ich nenne mich deshalb aber nicht profesioneller radrennfahrer und jammere über die geringen preisgelder bzw mangelnde sponsoringverträge...

        • nicht alles was hinkt....
          Dass dein Hobby dich eine gewisse Menge Geld gekostet hat, ist zwar schön, hat aber nicht das geringste mit dem Thema zu tun. Die Begriffe "Professionalisierung" und "erfolgreich" sind im Gegensatz zu dir als Rennradfahrer von aussen zugeschriebene und hinsichtilch Marktdurchdringung und kultureller Identität legitime Begriffe. Wenn du Rennrad fährst, interessiert das abgesehen von deinen Angehörigen wahrscheinlich niemanden, wenn CL´s Album ins Netz gestellt wir, werden 10.000 Downloads getätigt. You see??

  • Interessantes Interview der liebe Herr Kopaczynski argumentiert mMn sehr schwach - kann auch sein dass da Argumentationslücken der Piraten widergespiegelt werden.

    Was mir fehlt ist allerdings die Diskussion über Vertriebswege/modelle von Musik per se z.B. Frage an C.L. "Wieviel Geld bekommst Du raus beim Albumverkauf um €10?"

  • Als Urheber meine ich mittlerweile: Jeder Generation das Recht auf Utopie. Unverständlich ist allerdings, dass die Piraten bislang nicht in der Lage sind, den §42 des Urheberrechts sinnerfassend zu lesen. Das Recht auf Privatkopie existiert seit den sechziger Jahren!

    Eindeutig NICHT privat ist natürlich, wenn man ein geschütztes Werk (dessen Veröffentlichungsrecht man nicht hat) ins web stellt und so einen schwarzen Gratis-Vertriebskanal zu geschätzten 2 Milliarden potenzieller Konsumenten eröffnet. Das sollte auch jedem Teenager einleuchten. Und wenn nicht, sind die Erziehungsberechtigten gefordert. Man lässt Kinder ja auch nicht die Autobahn überqueren.

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