Die Täter hinter der Tastatur
Selten war eine Recherche so schwierig: zu Besuch bei anonymen Postern und ihrer ganz geheimen Welt
Ob ich eine Zigarette will, fragt er als Erstes, oder vielleicht einen Kaffee. Martin Santner ist ein netter Typ, umgänglich, lustig – und seit kurzem wegen übler Nachrede verurteilt. Er hat im Affekt einen unachtsamen Kommentar veröffentlicht und wurde vom freiheitlichen Politiker Kurt Scheuch geklagt. Santner, Kellner in einem Wettcafé am Klagenfurter Stadtrand, versteht die Welt nicht mehr. Er schüttelt den Kopf. “Okay, mein Posting war vielleicht provokant, vielleicht frech“, meint der Kärntner, 50, “aber es war ganz sicher keine Drohung.“
Santner hat die Geschichte schon hundertmal erzählt: Vor Freunden, vor Journalisten, vor Gericht. Nun erzählt er sie auch mir. Am 31. Jänner 2012 schrieb er im Onlineforum der Kleinen Zeitung über Kurt Scheuch: “Klag mich (…), du Halstücherl tragender (damit der Strick, der auf dich wartet, nicht so scheuert?) Kurti.“ Der Politiker kam der Aufforderung nach.
Der verfolgte Poster
4000 Euro Strafe muss er nun zahlen. Er wurde zivil- und strafrechtlich verurteilt, laut Landesgericht Klagenfurt ging das Posting zu weit. Im Mittelalter sei der Strick ein Hinrichtungsmittel gewesen, das habe nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
Martin Santner schaut nicht aus wie ein Schläger, eher wie ein geselliger Kärntner, der sicher schon manch eine Nacht verzecht hat. “Ich hab das wirklich nicht als Drohung gemeint“, wiederholt er. Seine Waffe sei der Humor. Der Kellner sitzt am Laptop im Wettcafé: ein trostloser Ort mit Plastikdekoration und Bildschirmen, die permanent irgendwelche Wetten anpreisen. Aber Santner mag es hier, die meisten Gäste kommen erst abends. Untertags bleibt viel Zeit fürs Herumsurfen und Posten. Am liebsten macht er sich über die Rechtspopulisten im Land lustig. Nur Kurt Scheuch wollte nicht mitlachen.
Der Kellner versteht noch immer nicht, dass ein derartiges Posting klagbar ist, auch wenn es einen politischen Ungustl wie Scheuch trifft. Seine Interpretation: “Die Brüder Scheuch wollen ihre Kritiker nur mundtot machen.“ Santner war nicht der Einzige, der einen Brief der Rechtsanwälte von Kurt und Uwe Scheuch erhielt. Die Kanzlei Gheneff/Rami/Sommer forderte etliche FPK-kritische Internetuser auf, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben und für jeden unliebsamen Kommentar 840 Euro zu zahlen. Auch Santner erhielt so ein Schreiben, er weigerte sich aber und ging an die Öffentlichkeit. Jetzt verlor er erstinstanzlich das Gerichtsverfahren. “Die Sache ist noch nicht aus“, meint der streitlustige Kärntner, “ich gehe in Berufung.“ (Update: Das OLG gab Santner im Juni 2013 recht) Der Fall sorgt für Aufregung in den Internetforen. Vielen Usern ist nicht bewusst, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen, wenn sie online herumschimpfen wie beim Bier im Wirtshaus. Viele ihrer Aussagen sind rechtlich problematisch oder zumindest verletzend.
Die Onlinezeitungen werden strikter mit ihren Foren. Wer sich bei der Kleinen Zeitung registriert, muss mittlerweile eine gültige Handynummer angeben. Die Presse hat nun bekanntgegeben, dass Postings ohne Registrierung nicht mehr möglich sind. Der Standard führt in Kürze sogenannte “Poster-Profile“ ein, die Aktivitäten der User transparenter machen sollen. Spätestens seit Facebook, wo sich User unter ihrem echten Namen anmelden sollen, wird die Anonymität im Netz zunehmend hinterfragt. Wie sehen das die Poster selbst? Was treibt die Menschen dazu an, hunderte Stunden in Foren zu verbringen und sich dauernd Scharmützel zu liefern?
Ich habe mich auf eine Reise durch mehrere Bundesländer gemacht, um jene Menschen zu treffen, die gerne online den Mund aufmachen, aber ihren echten Namen verbergen. Martin Santner ist eine seltene Ausnahme: einer der wenigen, dem die Anonymität egal ist.
Der Standard hat eines der wichtigsten und umkämpftesten Foren. Mithilfe seiner Online-Redaktion wurden Dutzende User angeschrieben, nur wenige meldeten sich. Selten war eine Recherche so schwierig: Es dauerte Wochen, um genügend Interviewpartner zu finden. Fast alle von ihnen forderten Anonymität – und noch mehr als das: Viele Gespräche konnten nur unter der Zusage stattfinden, dass ihre Identität verschleiert wird. Für eine Journalistin ist das eine skurrile Situation: Man sitzt im Wohnzimmer einer Person, spricht über ihr Leben und kann nahezu nichts davon verwenden. Es herrscht Geheimhaltung, als würde man den Angehörigen eines Zeugenschutzprogramms interviewen.
Der anonyme Poster
So zum Beispiel beim User “Makronaut“. Der stimmt zwar sofort einem Interview zu und lädt mich in seine Altbauwohnung in Graz, doch der Deal lautet, personenbezogene Daten dürfen nicht rein. Nur so viel: Er ist um die 30, ein schlaksiger Typ, mit monotoner Stimme. Ein typischer Geek aus einem akademischen Milieu. Im Wohnzimmer stehen viele Bücher, daneben der große iMac. Dass es in der Wohnung keinen Fernseher gibt, betont er stolz.
Im persönlichen Gespräch wirkt er gar nicht streitsüchtig, eher zurückhaltend, denkt lange nach, bevor er antwortet. Im Netz liefert er sich aber einen Schlagabtausch nach dem anderen. Ihn treibt das Gefühl, er müsse falsche Meinungen im Netz korrigieren. DerMakronaut kommentiert hauptsächlich den Nahen Osten, verteidigt vor allem die Politik Israels. Die Anonymität sei dabei ganz zentral, weil er sogar schon Morddrohungen erhalten habe. Wie viele andere User fürchtet er, eines Tages stünde ein Schlägertrupp vor der Tür.
Im Netz wird die Anonymität noch einen Schritt weiter gedacht. Wer auf der Straße mit einem Fremden zu diskutieren beginnt, bleibt zwar anonym, trotzdem verraten Äußeres, Gewand und Auftreten manches über ihn. Online fällt das weg. Postern wie dem Makronauten gefällt, dass ihr Gegenüber nichts über sie weiß. “Ich schätze die Anonymität im Netz“, meint er, “man weiß nichts über die Person, die ein Argument verfasst. Nur das Argument zählt.“ Er hängt dem Glauben an, dass im Netz eine sachlichere Diskussion möglich sei, weil Äußerlichkeiten wie Hautfarbe oder soziale Herkunft unwichtig werden.Vielleicht ist jedoch das Gegenteil der Fall: Dass der Ton im Netz rauer ist, gerade weil die persönliche Ebene fehlt. Psychologen haben dafür einen eigenen Fachbegriff: “online disinhibition effect“, auf Deutsch: der Enthemmungseffekt online.
Der enthemmte Poster
Etliche Studien zeigen, dass Menschen online eher zu extremen Meinungen neigen und Dinge schreiben, die sie niemandem ins Gesicht sagen würden. Diese Enthemmung führen Forscher nicht nur auf die Anonymität zurück. Auch die Unsichtbarkeit der Akteure, die Asynchronizität der Kommunikation oder das Fehlen von Autorität spielen eine Rolle. Online sieht man nicht, wie eine Beleidigung beim Gegenüber Schmerz auslöst. Man muss sich nicht mit den Konsequenzen beschäftigen.
Im Standard-Forum gehört es fast schon zum Umgangston, die Redaktion zu beschimpfen. Da wird eine IT-Journalistin als “Hure“ bezeichnet, weil sie eine andere Meinung über ein Handy vertritt als der Poster. Jene User, die auf meine Interview-Anfragen reagieren, sind ohnehin die netteren Poster: Ein echter rechter Kampfposter hat anscheinend kein Interesse, mit dem Falter zu sprechen. Skurrile Typen gibt es aber auch anderswo. Der User “Santa Fe“ stimmt einem Interview zu, allerdings keinem persönlichen. “Ein physisches meeting ist dennoch zu meinem eigenen bedauern ein no-go für mich“, schreibt er per Mail, “wie ich schon sagte, bin ich zu einem skype-interview (eventuell auch mit live-kamera) bereit.“ Ich stimme zu, weil “Santa Fe“ ein gutes Beispiel für einen Kampfposter ist. Drei Jahre lang hat er mehr als 7000 Postings verfasst. Stets nur zu einem Thema: dem bedingungslosen Grundeinkommen. Egal, ob es ein Artikel im Sport oder in der Wirtschaft war, “Santa Fe“ forderte das Grundeinkommen und kritisierte nebenbei die Standard-Redaktion, auch diese sei nur ein Instrument der Finanzindustrie.
Vor der Webcam sitzt ein weißhaariger Mann jenseits der 60, der gerne weit ausholt und von der “Diktatur der Finanzindustrie“ erzählt. “Ich bin ein Kampfposter für das bedingungslose Grundeinkommen“, gibt er selbst zu. Im Chat merkt man, dieser Mann ist ein Getriebener und von einem einzigen Thema besessen. Kürzlich wurde er im Standard-Forum gesperrt.
Enthemmung im Netz kann positiv sein: Zum Beispiel wenn Schüchterne lernen das Wort zu ergreifen. Oder um Vorurteile abzulegen. Das nennen die Forscher die “benign disinhibition“, die gutartige Enthemmung. Das Gegenteil davon stellt eines der größten Probleme online dar: die “toxic disinhibition“, ein ätzendes Verhalten, bei dem es keinen Erkenntnisgewinn gibt. Die Diskussion dreht sich im Kreis, am Ende sind alle mit den Nerven fertig.
Die abgemeldete Posterin
Die Gefahr der Onlineforen ist, dass eine Handvoll Internettrolle – Störenfriede, denen es nur um die Provokation geht – die Diskussion auf ihr Niveau senken. Und dass die virtuelle Vox Populi nicht zur Stimme der Aufklärer, sondern zu jener der Demagogen wird. So jubelt manch ein User, wenn Extremsportler Felix Baumgartner eine “gemäßigte Diktatur“ einfordert.
“Ich habe zwei Jahre lang mitdiskutiert. Aber es ist den Aufwand nicht wert“, sagt die Schriftstellerin Julya Rabinowich. Für ihr Theaterstück “Fluchtarien“ hat sie User beobachtet und daraus Charaktere entwickelt. Irgendwann postete sie selbst auch: “Doch die Argumente sind völlig wurscht. Wenn Sie mit jemandem über die Existenz der Gaskammern streiten und ihn der Lüge überführen, ändert das nix. Der postet den gleichen Unsinn weiter.“ (Update: Sie beschrieb ihre Erlebnisse mittlerweile auch in einem Kommentar im Standard)
Der besorgte Poster
“Mit der Zeit lernt man, dass man nicht auf jeden Unsinn antworten muss“, meint der User “odrr“. Ich treffe ihn im Kaffeehaus. Hier lautet die Auflage: Entweder ich verwende seinen Usernamen und blende die personenbezogenen Details aus. Oder ich schreibe über seine Herkunft, sein Alter und verheimliche den Usernamen.
Wir feilschen lange herum, welche Details in der Geschichte stehen dürfen und welche nicht. Seine Herkunft will “odrr“ geheimhalten. Aber ich könne schreiben, dass er Mediziner sei. Das klingt mühsam, ansonsten ist “odrr“ aber ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Er spricht mit einer sanften Stimme, hat ein rundes, freundliches Gesicht und eine differenzierte Meinung. “Odrr“ wirkt nicht wie einer, der eine innere Wut mit sich trägt. Aber er kennt das Gefühl, wenn einen ein Posting in Rage bringt. “Jeder Mensch hat eine irrationale Seite“, meint er. Und die Anonymität bringe diese zum Vorschein.
Am einfachsten wäre es, die Anonymität aufzuheben. Facebook hat gezeigt, wie der Klarnamenzwang zu einem angenehmen Klima führen kann. Wird man dort doch einmal beleidigt, weiß man wenigstens, wie diese Person heißt. Wäre das eine Lösung? “Odrr“ schaut skeptisch: “Vielleicht ist das eine irrationale Angst“, sagt er, “aber ich würde dann nicht mehr posten.“ Viele fragen sich: Liest der Arbeitgeber vielleicht mit?
Der Vorschlag des Users: eine strengere Kontrolle. “Odrr“ postet auch bei Zeit Online und lobt deren Moderation. Da kann man zwar anonym posten, die Redaktion prüft aber jeden Kommentar. Wird etwas gelöscht, ist die Begründung für alle sichtbar. Dann steht dort etwa: “Entfernt. Bitte verfassen Sie sachliche Kommentare.“
“Die Qualität der Kommentare ist uns wichtiger als ihre Anzahl“, erklärt die Wochenzeitung in ihrer Netiquette und spricht das Dilemma der Qualitätsmedien an. Wer streng die Postings überwacht, vergrault womöglich User, verliert Clicks und Werbegelder. Außerdem muss man auch das Personal bezahlen, das diese Postings liest.
“Wenn wir wie die Zeit jedes Posting manuell prüfen würden“, sagt Christian Burger, Community Manager des Standard, “bräuchten wir siebenmal mehr Personal.“ derStandard.at hat 60.000 aktive Poster pro Jahr, die User sind Teil des Geschäftsmodells. Ende November wird die Onlineredaktion aber einige Auflagen verschärfen. Künftig können User nicht mehr per Mausklick ihren Namen wechseln und somit den Eindruck erwecken, mehrere Personen würden gerade diskutieren. Auch bekommen alle Community-Mitglieder ein sogenanntes “Profil“, dort sieht jeder, was man in den vergangenen 30 Tagen postete. Die Kommunikation soll transparenter und die User für andere sichtbarer werden. Viele Poster sind entsetzt – sie möchten ihre Meinung absondern, ohne auch nur irgendwie Rechenschaft dafür abzulegen.
Aber die Onlineredaktionen haben erkannt, dass es auch ihrer Marke schadet, wenn sich Hass in ihren Foren breitmacht. User wie “odrr“ stellen sich die Frage, ob die Onlinediskussion entgleist. “Mir behagen generell diese Wutbürger nicht“, sagt er, “ich frage mich, ob wir irgendwann alle wütend hinter unseren Computern sitzen, aber nicht mehr miteinander diskutieren.“
Ein Resümee? Es war meine bisher skurrilste Recherche. Ich habe dauernd Leute interviewt, die mit mir reden wollen und irgendwie auch wieder nicht. Und ich bin froh, dass so etwas nicht gang und gäbe ist. Denn so, kann ich sagen, funktioniert Öffentlichkeit ganz sicher nicht.
Dieser Artikel erschien im Falter (45/12). Update: Über die Anonymität im Internet habe ich mittlerweile ein Buch verfasst
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Auf einer Tageszeitung-online wurde mein Account manipuliert. Was kann ich tun? Herzlichen Dank.
Lieber Herr Scheu, ich glaube, Sie sind bei mir nicht ganz an der richtigen Stelle. Aber was meinen Sie denn mit "Account manipuliert"? Sie können mir auch gerne ein E-Mail schreiben und ich schaue, ob ich Ihnen doch helfen kann. Hier finden Sie die Adresse: https://www.brodnig.org/impressum/ Besten Gruß, Ingrid Brodnig
Ich finde die breite Semantik beim Begriff Troll nicht problematisch, sondern natürlich. Das hat Sprache so an sich.
Ich bin auf Ihren Beitrag leider erst heute gestoßen, über Rivva. Denn schon einen Tag nach Ihnen hatte ich ebenfalls meine Meinung dazu notiert (vgl. http://sajonara.de/2015/01/25/nico-lumma-per-definition-ein-troll/). Geht es nach mir, darf und soll man sich mit Trollen anlegen dürfen, allerdings nur, wenn man genügend gesunde Arroganz besitzt. Wer den verbalen Kampf nicht aushalten kann, sollte ihn gar nicht erst beginnen. Von daher ist die Strategie Lummas für manche sinnvoll, für andere geht sie womöglich nach hinten los.
Danke für den Link zum Blogeintrag, habe ich mit Interesse gelesen! Auf zwei Aspekte möchte ich eingehen:
1.) Ich glaube auch, dass das Zurücktrollen nicht jedermanns Sache ist. Wobei ich da nicht rein von Arroganz sprechen würde: Sehr oft entlarven diese sarkastischen Postings, wie absurd die Meinung manch eines wütenden Posters ist. Ein Beispiel: Ein User wirft der Redaktion vor, Teil der Lügenpresse zu sein und nur die Wahrheit der "Mächtigen" zu verbreiten. Da finde ich es schon okay, wenn sich der angesprochene Redakteur als "Zionisten-Bilderberger-CIA-Illuminaten-Presseoffizier" zu Wort meldet und den Leser bittet: „Posten Sie hier keine Links, die unsere weltumspannende Verschwörung enttarnen könnten. Wir haben uns so viel Mühe gegeben.“ Das ist meines Erachtens nicht arrogant, sondern zeigt, wie skurril manch ein Vorwurf oder gar Weltbild ist.
2.) Zur Frage der Meinungsfreiheit, die im Blogeintrag angesprochen wird: Sehr oft wird im Netz Meinungsfreiheit falsch ausgelegt und als Narrenfreiheit verstanden. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass ich jederzeit und überall Gehör finden muss. Wenn ich den Blogeintrag richtig interpretiere, sehen wir das aber ohnehin ähnlich: Es ist kein Forenbetreiber verpflichtet, jemanden Raum für seine Meinung zu geben - auf meiner eigenen Webseite darf ich sehr wohl bestimmen, innerhalb welchen Rahmens und mit welcher Tonalität diskutiert wird. Dazu ein etwas älterer Blogpost: https://www.brodnig.org/2014/09/15/wie-wir-diskutieren-wollen/
ich weiß nicht, ob sie das internet wirklich schützen können. die diskussionskultur ihres forums und derer, in denen sie sich bewegen, können sie verbessern und gestalten.
ich kommen aus einer kultur, die es fast nicht mehr gibt und die in emailclients und newsreadern stattfindet. da teile ich die menge der als troll bezeichneten noch in nützliche und (irgend_ein_schimpfwort) ein. der nützliche troll kann der diskussion die möglichkeit geben, einen unvorhergesehenen gang zu nehmen, der weiter führt.
der begriff ist für mich höchstens nutzbar, um menschen, die sich in einer diskussion unangemessen verhalten, weiter zu reizen. das kann sehr hilfreich sein, ist aber vermutlich nicht der grund, warum sie oben den begriff benutzen.
.~.
Danke für den Kommentar! Ich glaube, wir haben hier wirklich einen anderen Troll-Begriff. Der nützliche Troll ist meines Erachtens eben kein richtiger Troll. Da wird die Herkunft des Begriffs sehr spannend beschrieben: http://smg.media.mit.edu/papers/Donath/IdentityDeception/IdentityDeception.pdf Womöglich liegt unsere unterschiedliche Haltung gegenüber Trollen auch daran, dass wir von ganz anderen Diskussionsstilen reden: Ich persönlich mag keine Diskussionen, die hauptsächlich von der Provokation leben. Solche Debatten sind vielleicht besonders "lebhaft" (um nicht zu sagen: untergriffig), aber selten kommen Menschen dabei auf einen gemeinsamen Nenner oder gar auf eine neue Erkenntnis. Aber korrigieren Sie mich, wenn ich Sie falsch verstanden haben oder Sie dies anders sehen!
Ich teile diese Meinung, nachdem ich eben eine Vorfrühstückrunde durch die Artikel gemacht habe. Spröde und auch ein wenig gespreizt sind die Zugänge der NZZ.at bisher - nichts hat mich wirklich gepackt oder dazu angeregt, den link weiterzuleiten oder zu empfehlen (was mir bei "le monde diplomatique", z.B. nur, dauernd ein Bedürfnis ist.
Trotzem habe ich es jetzt mal abonniert, war allerdings auch gleich verärgert, weil die Rechnung von wirklich stolzen 14 € für den ersten Monat gleich mit dem Promo Angebot von 1€ abgebucht wurde. Kommt nicht gut.
Danke für den Hinweis! Das fiel mir noch gar nicht auf, dass NZZ.at 15 Euro statt 1 Euro abbucht, muss gleich mal meine Rechnung überprüfen. Ich kann gut nachvollziehen, was Sie zu le monde diplomatique erzählen. Ein solches Mitteilungsbedürfnis ist der beste Beleg, dass der jeweilige Autor irgendetwas richtig gemacht hat.
Eine Zwischenbilanz kann man angesichts des kurzen Bestehens wagen, für mehr ist es noch zu früh: Mir fehlt bislang eine klare Notwendigkeit, warum ich ein Medium mehr lesen soll (es mangelt ja nicht an Informationen).
Ich glaube, dass die NZZ den heimischen Markt grundsätzlich richtig eingeschätzt hat: Im Segment Qualität gibt es noch Platz und wenn es gelingt eine gute und neue (andere bzw. ergänzende) Berichterstattung zur heimischen Politik zu etablieren, könnte das Vorhaben Erfolg haben (die Konkurrenz im außerösterreichischen Bereich der internationalen Politik ist sehr groß).
Mir liegt weder das Design, noch der konzeptionelle Aufbau, aber das kann sich noch ändern. --- Michael Fleischhacker hat sich m.E. seit seiner Zeit bei der Presse doch etwas von dem Berserkerdasein wegbewegt.
Ich finde Ernst und Sprödigkeit gut, Infotainment (Wein, Essen, Kochen, Unterhaltung, usw.) gibt es genug. --- Ich sehe es weder als Qualitätsmerkmal, noch als Aufgabe von Journalismus an, dem Leser etwas zu einem Anliegen zu machen (der kann und sollte darüber selbst befinden, mich interessieren soweit das vollständig möglich ist, Fakten und sonst nichts, also: Genauigkeit, Objektivität, Neutralität, usw.).
Es scheinen sich die Journalisten erstmals in der Geschichte ihre Definionsmacht mit den Konsumenten teilen zu müssen. Das ist offensichtlich ungewohnt und kann durchaus beunruhigen :-)
Nach 30 Jahren Erfahrung (Mailboxen, Modem-Netze, Usenet und dann die Webforen) erlaube ich mir, ein Resume ziehen:
Es leider hilft nix, es braucht auch Talent dazu, mit Postings, und auch "Trollen", richtig umzugehen. Und das Dumme dabei ist, dieses Talent kann man nicht lernen. Wer Schweinsohren hat, wird auch nach Jahrzehnten Musikstudium kein Musiker, ebenso ist es mit Moderatoren: ohne Sprachgefühl, Wortwitz, Persönlichkeit und Allgemeinbildung wird er es nicht schaffen, sich durchzusetzen, außer, er löscht alles Störende - und das ist dann meist reine Willkür und verscheucht gerade die Originellen. Dass man jetzt sogar eine Software sucht, um Trolle zu entdecken, ist ein absolutes Armutszeugnis.
Die meisten Leute schreiben ohnehin nix, die lesen nur mit.
Das Hauptmotiv beim Posten ist sehr oft, einfach cool rüberzukommen, wurscht, worum es geht.
Die Mehrheit der Poster hat von nichts eine Ahnung oder/und es fehlt an Persönlichkeit. Man schreibt ausschließlich nach der aktuellen politisch korrekten Mode, was das Risiko von Kritik von vorneherein minimiert. Meldungen der Tagespresse werden empört oder zustimmend kommentiert, eigene Meinungen wagt man kaum, weil das immer risikobehaftet ist. Man sieht Posten als Kampf, wo es eher darum geht, andere "niederzumachen", Argumente sind weniger wichtig, es geht ums "Gewinnen". Bemerkt der Moderator nicht, dass diese Leute überhaupt nicht ihre eigene Meinung verlautbaren, sondern nur das, wovon sie denken, dass es gut und gefahrlos rüberkommt, wird das Forum immer öder. Und die Poster, die diese Heuchelei stört, werden spöttisch und sarkastisch und sind dann die "Trolle".
In Foren ist es nicht anders als in den herkömmlichen Medien und auch der Politik: das einfachste Mittel, um unbequeme Leute stillzulegen, ist, ihnen Rechtslastigkeit, -Populismus, -Extremismus und Neonazitum draufzunageln. Ob das auch stimmt, ist irrelevant, es wird ohnehin kaum wer zu widersprechen wagen, weil man ihm sofort Nähe zu obiger Geisteshaltungen unterstellen kann. Und wem solche Vorgangsweisen nicht gefallen, der ist dann der "Troll", wenn der Moderator nicht kompetent ist.
Interessant war auch der Übergang aus der vor-Internetzeit ins Internet. Waren vorher eher die Freaks und Nerds beteiligt, wurden nun die Universitäten eingebunden. Leider brachte das keine Qualitätsverbesserung: Studenten und Professoren beeindruckten nur durch den Versuch, Inkompetenz hinter aggressiver Rhetorik und Überheblichkeit zu verstecken.
Ich schätze den Anteil an sachlichen, kompetenden Schreibern, mit denen es sich überhaupt zu diskutieren lohnt, auf maximal 5% und das quer durch alle Schichten, vom Hilfsarbeiter zum Dreifachdoktor. Diese 5% zu erkennen und zu halten ist die hohe Kunst, die Moderatoren einfach beherrschen müssen, wenn nicht nach einiger Zeit nur Wichtigtuer, Nichts-Sager, Beschimpfer und Provokateure übrigbleiben sollen, eben die wirklichen "Trolle".
Das größte Problem ist natürlich, dass es überhaupt nichts gibt, was nicht irgendjemand Anderen stören könnte. Eliminiert man alles irgendwie Konfliktträchtige, kann man alle Foren getrost abschalten - es bliebe einfach nichts lohnendes übrig, außer dem Wetterbericht, vielleicht. Twits von Politikern sind Musterbeispiele von beliebiger Inhaltsleere, um nur ja nirgends anzuecken - absolut verzichtbar.
Diskrepanzen und Eigen-Dynamiken in Foren aufzulösen und das Potential zu nutzen, intelligenten Leuten zuzuhören und die überflüssigen Trolle einzubremsen, ist die hohe Kunst des Moderators. Sicher nicht einfach, aber diese Fähigkeiten haben Zukunft.
Hallo Frau Brodnig,
ich habe gerade Ihren Beitrag im ARD Mittagsmagazin gesehen. Ihre Aussage "Demokratie lebt vom Konsens" hat mich jedoch ein wenig stutzig gemacht. Meiner Meinung nach lebt die Demokratie intersubjektiv betrachtet von dem "Konflikt". Da Sie kurz vorher im Beitrag meine Sichtweise teilten, "Demokratie lebt von Gegensätzen" unterstelle ich Ihnen völlig unwissend, dass Sie sich versehentlich falsch äußerten.
Beste Grüße
Johannes Pfaller
Demokratie lebt davon, dass alle die gleichen Chancen haben. Und genau das ist immer mehr bedroht, je mehr Einschuechterung stattfindet. Einschuechterung ist zB das Raufen von Peter Westenthaler, FPOe, dann BZOe. Und genau diese beliebigen Aufspaltungen des 3. Lagers in FPOe, BZOe, FPK ... sind verfassungswidrig.
Ich bin mit meinem Kommentar spät dran, weil der Text schon älter ist, aber ich muss dazu etwas sagen. Trollen muss meiner Meinung nicht per se etwas Schlechtes sein. Es mag sein, dass es vielen Trollen nur darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen und andere zu verstören. Aber gerade das Zurücktrollen kann man auch als Gegenstrategie sehen.
Ein Beispiel: Nicht nur in der konservativen und Boulevardpresse, sondern sogar in der einzigen liberalen Tageszeitung in Österreich wird das Forum oft überschwemmt mit rassistischen, sexistischen, homophoben, antisemitischen Postings. Die Frage, wie man damit umgeht, stellt sich jetzt nicht nur für die Redaktion, sondern auch für die anderen PosterInnen, die damit nicht einverstanden sind.
Nun kann man versuchen, sachlich zu bleiben und das Diskussionsniveau zivilisiert zu halten. Oder man kann eben auch zurücktrollen. Damit meine ich nicht, dass man sich auf das gleiche Niveau wie die Trolle begibt. Aber man muss auch nicht sachlich bleiben. Man kann ja durchaus die Welle aus rassistischen, sexistischen usw. Postings zu unterbrechen versuchen, indem man etwas schreibt, das darauf abzielt, "die Trolle zu trollen". Also etwas schreiben, womit man vielleicht die Trolle ärgert, bzw. sind es ja oft sogar Hater und nicht "nur" Trolle. Nicht durch Beschimpfung und Erniedrigung, aber eben zb durch Sarkasmus, Polemik, was ich hier absolut für angebracht halte.
Es ist halt die Frage, was man erreichen möchte. Und ich finde, es ist okay, wenn man beim Umgang mit Trollen nicht immer sachlich bleibt. Und eben stattdessen Dinge schreibt, über die sich ein Troll dann selbst ärgert. Das ist wahrscheinlich keine Antwort auf die Frage, wie die Diskussionskultur im Internet zu retten ist. Aber es ist zumindest ein Ansatz, um sich nicht jede Frechheit von den Trollen gefallen lassen zu müssen.
ch möchte alle warnen
http://www.telepathietelekineseterror.blogspot.com
Sendet den Link an alle möglichen Leute weiter.
Fakt ist das es Telepathen gibt die das können und an Menschen üben und wissen das man ihnen Ausgeliefert ist da es nicht offiziell anerkannt ist und als Psychose abgetan wird. In meinem Blog steht im Tatsachenbericht wie si es bei mir machten detailliert dokumentiert. Ich bin mir sicher das diese Telepathen für eine menge Selbstmorde verantwortlich sind. Eben so ist es nicht unwahrscheinlich das sie das an Menschen üben um Schlüsselpersonen in Politik, Wirtschaft und auch Psychologie zu kontrollieren. Die Analyse stellt Lediglich einen Erklärungsversuch nach den Wahrscheinlichsten Möglichkeiten dar, ist also reine Hypothese.