“Ich bin die Datenjägerin”
Lisa Evans durchforstet für den Guardian Berge von Informationen und betreibt eine neue Form des Journalismus
Fakten sind heilig. Das ist das Motto der Datenjournalisten im Guardian. Seit zwei Jahren gibt es in der britischen Tageszeitung ein eigenes Team, das Informationen zusammenträgt und auswertet. Das Ergebnis sind wunderschöne Infografiken in der Printausgabe, viel Hintergrundinformation zu den Artikeln und ein eigenes Datenblog online.
Lisa Evans arbeitet für dieses Datenblog. Sie war vergangene Woche zu Gast in Wien und erzählte über ihren ungewöhnlichen Job. Sie sieht es sogar als eine Form des investigativen Journalismus und klagt darüber, dass ihr die Recherche nicht immer leicht gemacht wird.
Falter: Frau Evans, wie darf man sich Ihren Job vorstellen? Durchforsten Sie dauernd Berge von Daten, Statistiken und Tabellen?
Lisa Evans: Ja, das gehört zu meinem Job. Beim Datenjournalismus geht es um reine Tatsachen. Im herkömmlichen Journalismus stecken Meinungselemente und emotionale Aspekte drinnen, die sortieren wir aus, bis nur noch blanke Fakten übrigbleiben. Gewissermaßen ist diese Arbeit auch eine Form des investigativen Journalismus. Ich nehme eine Information aus der realen Welt und schaue mir diese noch näher an, gehe noch mehr in die Tiefe.
Fällt Ihnen da ein Beispiel ein?
Evans: Etliche Beispiele. Wir machen ja ganz unterschiedliche Dinge. Wir liefern Hintergrundinformationen zu aktuellen Artikeln. Wir produzieren Infografiken für die Printausgabe. Als Wikileaks Militärprotokolle aus Afghanistan veröffentlichte, war das eine riesige Datensammlung. Wir schlüsselten auf, wo in Afghanistan Bomben fielen und wo Menschen starben. Wir haben mit Google Maps eine Landkarte erstellt, Internetuser konnten diese Landkarte ansehen und erforschen. Wenn man auf einen Vorfall klickte, erhielt man noch mehr Details.
Die überaus komplexe Situation in Afghanistan wurde also auf einen Blick verständlich?
Evans: Genau. Man konnte den großen Überblick über dieses Gebiet erhalten oder heranzoomen und mehr über die einzelnen Angriffe erfahren. All das war in einer einzigen Darstellung vereint.
Ist Datenjournalismus eine gänzlich neue Form des Journalismus?
Evans: Einiges davon gab es ja schon immer. Zeitungen haben bereits in der Vergangenheit Daten, Diagramme oder Tabellen abgedruckt. Neu erscheint mir, dass wir diese Daten tatsächlich erforschen und darin nach Geschichten suchen. Wenn ich bei einer Regierungsstelle um Information ansuche, tue ich das nicht mit einem Hintergedanken, in welche Richtung meine Recherche geht. Ich will einfach die Fakten erhalten und diese ansehen.
Was war denn Ihre bisher erfolgreichste Geschichte?
Evans: Ein Beitrag über Murmeltiere.
Murmeltiere?
Evans: Ja, in den USA gibt es den Groundhog Day, den Murmeltiertag. Angeblich können die Tiere vorhersagen, wie das Wetter heuer wird. Wird es ein langer Winter oder ein schöner Sommer? Ich habe die Murmeltierprognosen mit dem Schneefall der letzten Jahre statistisch verglichen. Das Ergebnis: Diese Tiere sind keine guten Wettervorhersager.
Wenig überraschend.
Evans: Ja, wenig überraschend. Aber die Geschichte ist der meistgelesene Text in unserem gesamten Datenblog. Auf Facebook wurde es ungefähr 700 Mal weitergeleitet und im Web führen mehrere tausend Links zu diesem Text. Natürlich habe ich das Ganze mit Augenzwinkern geschrieben. Es ist eine nette Geschichte, die ich in vier Stunden erstellt habe. Ich mag diesen Mix aus ernsten Dingen und lockeren Themen.
Sehr oft hantieren Sie mit weitaus spröderen Daten. Da geht es um Wirtschaftszahlen oder Gesundheitsstatistiken. Wie wichtig sind da die Grafiken?
Evans: Immens wichtig. Eine gute Grafik macht solche Themen erst zu einem Vergnügen. Plötzlich werden nackte Fakten zu einer Art von Kunst. Aus meiner Erfahrung würde ich sagen: Eine Geschichte mit einer eigenen Grafik wird doppelt so oft auf Twitter und Facebook aufgegriffen und weitergeleitet.
So wie diese beeindruckende Grafik zu den USA und China.
Evans: Ja, da haben wir die zwei Supermächte verglichen. Zu dieser Zeit besuchte der chinesische Staatschef das Weiße Haus. Wir suchten nach Kennzahlen, um die Macht dieser zwei Staaten gegenüberzustellen.
Was haben Sie dabei genau gemacht?
Evans: Ich bin die Datenjägerin gewesen, könnte man sagen. Die Grafik wurde dann groß in der Zeitung abgedruckt, und unsere Journalisten haben einen schönen Artikel rundherum verfasst. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie beim Datenjournalismus unterschiedliche Teams zusammenarbeiten.
Vorher haben Sie noch gemeint, Datenjournalismus ist von jeder Meinung befreit. Allerdings ist so eine Grafik leicht beeinflussbar. Sie können ja entscheiden, welche Zahlen Sie den Lesern zeigen – und welche nicht.
Evans: Letztlich ist das eine Abwägungsfrage. Uns war es sehr wichtig, da fair vorzugehen. Wir haben uns vorab Indikatoren überlegt, wie man Macht messen kann. Danach sahen wir uns an, wie China und Amerika abschneiden. Dabei hätte auch rauskommen können, dass China in jedem Feld dominiert. Es war allerdings eine Mischung, beide Supermächte haben ihre Stärken und Schwächen.
Sie selbst recherchieren viel zu Budgetzahlen und fragen nach, wofür der Staat sein Geld ausgibt. Ist diese Recherche einfach?
Evans: Nein, die ist überaus schwierig. Dieser Budgetkram ist extrem unübersichtlich. Finanzdaten werden dauernd aufgesplittet. Einmal geht es darum, wie viel Geld in den nächsten drei Jahren ausgegeben wird. Dann wird das diesjährige Budget dargestellt. Wir stehen dann vor der Herausforderung, wie man überhaupt noch ein realistisches Bild des Budgets zeichnen kann.
Klingt mühsam. Dabei rückt Großbritannien doch wesentlich mehr Budgetdaten als zum Beispiel Österreich heraus. Der Staat ist vergleichsweise offen.
Evans: Ja, sie sind relativ offen. Nur ist diese Information oft nicht aussagekräftig genug. Uns Journalisten wird quasi ein Wulst an Daten hingeschmissen, und es heißt dann: Hier, sortiert das aus. Bei den Daten fehlt aber die Information, wofür genau das Geld ausgegeben wurde. Dann können wir nachlesen, welche Firma wie viel öffentliche Mittel erhalten hat. Aber der genaue Verwendungszweck steht nicht in der Tabelle.
So eine Information ist doch ziemlich nutzlos.
Evans: Genau. Wenn man aus Daten nichts herauslesen kann, wenn man diese Information nicht weiterverwerten kann, dann ist so eine Offenlegung nur eine leere Geste. Das passiert leider oft.
Hier steht der Datenjournalismus erst ganz am Anfang.
Evans: Ja. Das Ziel wäre, dass öffentliche Budgetzahlen durchschaubarer werden und Menschen ein Verständnis entwickeln, wohin ihre Steuergelder gehen. Ähnlich ist das bei der Gesundheitsreform, auch da fehlen uns Daten darüber, woran das System krankt. Aber für eine Demokratie ist es wichtig, solche Informationen zu haben. Nur dann können wir eine wohlüberlegte Entscheidung treffen.
Wird der Datenjournalismus in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen?
Evans: Ich hoffe es zumindest. Mir gefällt diese Idee, dass man mit Grafikern und Journalisten zusammenarbeitet und Fakten zusammenträgt, dass man dabei wirklich behutsam vorgeht und ein tiefergehendes Verständnis für diese Daten entwickelt. Das tut dem Journalismus sicherlich gut, würde ich meinen.
Zur Person – Lisa Evans
Lisa Evans, 33, arbeitet für das Datenblog des Guardian. Ihre genaue Postenbeschreibung lautet “Data Researcher“. Zuvor war sie für die Initiative WhereDoesMyMoneyGo.org tätig. Die Webseite schlüsselt britischen Internetusern auf, wohin ihre Steuern fließen, und fordert mehr Transparenz
Das Datenblog
des Guardian findet man unter guardian.co.uk/data, alle Beiträge von Lisa Evans gibt es unter www.guardian.co.uk/profile/lisaevans.
Digital First
lautet die Strategie der Tageszeitung. Chefredakteur Alan Rusbridger kündigte vergangene Woche weitere Investitionen ins digitale Geschäft an
Konferenz in Wien
Lisa Evans nahm vergangene Woche an der Open Government Data Konferenz in Wien teil und sprach über ihre Arbeit. Weitere Infos zur Konferenz unter www.ogd2011.at
Dieses Interview ist in Falter 25/11 erschienen. Bilder: Julia Fuchs / Guardian
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Meng hyperkinetic syndromes that by 2030, Chinese edifices would feature used furnish the most up to appointment selective information to the Indian public.
In India, English, Hindi, Punjabi and regional gagespapers supply
on the job, acan help. If it is new info, the feline cancer of the
blood vaccine turned useable.
Der Wecker hat geläutet, die wichtigsten europäischen Regierungen haben mitgemacht, möglicherweise auch die österreichischen Regierungen - falls das Frau Brodnig entgangen sein soll - und wenn der auch hier mobilisierte Antiamerikanismus (ein österreichischer Schulterschluß vom Falter bis zur FPÖ) der am Rande der Auflösung befindlichen EU nicht zu Hilfe kommt, werden die JournalistInnen wieder in geistigen Tiefschlaf verfallen, bis zurm nächsten Hornberger Schießen.
Ich würde die Hasspostings nur dann zensurieren, wenn Aufforderungen zur Gewalt gegen andere oder geheimes Material für den Bau von Atomwaffen oder Kinderpornographie darinnen enthalten ist.
Es gibt Leute, die möchten was vermitteln oder haben eine These zu einem Sachverhalt, der jetzt schlecht rennt und wollen Möglichkeiten aufzeigen, wie es besser gehen könnte.
Dieser Sachverhalt stellt aber gewisse regierenden Parteien vor ein Problem.
Die Hasspostings nehmen im Netz zu, weil die Leute auf Verämderung zum Positiven hoffen und versuchen etwas dazu beizutragen und dann permanent entäuscht werden.
Anstatt kommunikativ nach Lösungen zu suchen, wie "hey suchen wir gemeinsam eine Lösung" => wird in vielen Foren nur mit NLP oder Drüberfahren Meinungen discrambeld!
Wenn wissenschaftliche These durch Inquisition anstatt durch den Gegenbeweis falsifiziert wird => Mittelalter
Die Anonymität im Netz, Tor und die Wächter sichern, dass keine Schriften digital zerstört und verbrannt werden, weil eine Idee kann man nicht zerstören.
Schwierig.
Ich seh, dass es problematisch ist, wenn es Kommentarbereiche gibt und die werden nur mit unnützen Texten gefüllt. Aber ich finde die Möglichkeit der Anonymität von Webseitenbesuchen ist wichtiger als die Diskussionbereiche.
Das ist in der Tat eine schwierige Abwägungsfrage. Es gäbe jedoch etliche Maßnahmen, die Onlineforenbetreiber setzen könnten, um generell das Klima zu verbessern - auch ohne die Anonymität aufzuheben. Da ließe sich noch viel, viel mehr machen.
Gerade ein Forum wie das des Standard, in dem Postings nicht veröffentlicht werden, weil man den Autor eines Artikels auf Fehler wie "als" nicht "wie" hinweist, hat einen Community Manager eh dringend nötig.
Generell halte ich es für vermessen, zu glauben, dass man mit Leuten "eh auf Twitter diskutieren" kann. Grundsätzlich gibt es drei Kategorien von Menschen online: die einen wollen ihren Dreck ablassen und scheren sich sowieso nicht um die Konsequenzen/antworten/wasauchimmer. Die zweite Gruppe agiert politisch indoktriniert/motiviert uns ist nur auf Streit/Trolling aus. die dritte Gruppe ist diejenige, mit der man auch diskutieren könnte, die am Austausch interessiert ist. Dieser Gruppe ist auch die Grundvernunft nicht verloren gegangen, weswegen eine Diskussion mit Ihr auch weniger bringt, weil man sich auf Grundsätzlichkeiten verständigen kann. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten, die Dinge wie "Das Internet kommt aus den USA, also habe ich Absolute Redefreiheit" (:facepalm:) propagieren.
R. hat seit 2002 unter mehreren, z.T. parallel geführten Nicks (zb. "A.B. Artig", "Xulu Hulu" etc.) ihr Unwesen getrieben.
Sie hat sich darauf spezialisiert Mitposter mit anderen Meinungen als Nazis zu denunzieren; hinter jedem unangenehmem Posting einen "Blaunen", mindestens, zu erschnüffeln und entsprechend zu beleidigen. Natürlich auch fleissig zu "melden", auf dass der Gegner es möglichst schwer hat, angesichts der Fülle an Denunzierungen vielleicht sogar gesperrt wird.
Sollte die Redaktion nicht von sich aus gewusst haben wer sich hinter den R.-Nicks verbirgt, so wurde sie schon vor Jahren von aufmerksamen Postern (die gelegentliche Hinweise auf Persönliches in den Beiträgen der R. logisch verknüpften) darauf aufmerksam gemacht, hat R. aber - die dann und wann Beiträge auf derstandard veröffentlichen durfte - einfach machen lassen. Ihr "Engagement" passt schliesslich zur Blattlinie.
Passen in Postings zum Ausdruck gebrachte Meinungen allerdings dauerhaft *nicht* zur Blattlinie - ist der Poster also "unbelehrbar" und widersetzt er sich politisch korrekter Erziehung by (Meinungs-)Zensur - dann wird dem die allgemeine Netiquette selbstverständlich achtende User auch gerne mal der Account gesperrt.
Der Art. 19.1. - "Jeder User hat das Recht auf freie Meinungsäusserung" - ist jedenfalls pure Heuchelei.
Aus dem gleichen Holz wie R. ist auch Misik geschnitzt, der ebenfalls gerne Klarnamen-Poster sähe auf dass die "Schwarmvertrottelung" (Öha - Publikumsbeschimpfung!) ein Ende haben möge. Er selbst leistet sich unfassbare Entgleisungen:
"geh, das sind doch die immergleichen 20 ausländerhasser, die sich gegenseitig grün geben. ..."
http://derstandard.at/plink/1361240962345?_pid=30385155&#pid30385155
"Der Misik hat auch schon mal Poster der 'KZ-Wächter Mentalität' bezichtigt."
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:nqQmahDyDAEJ:https://derstandard.at/Userprofil/Postings/233095%3FpageNumber%3D150%26sortMode%3D2+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at
Das Motto dieses sich mit politischer Korrektheit tarnenden Heuchlertyps charakterisiert Shakespeare ganz gut: "Ich tu das Üble, schrei dann selbst zuerst. Das Unheil das ich angerichtet, leg ich den anderen dann zur Last"
Das ist pure Verleumdung und demaskiert sich von selbst.
Peinliche Anwürfe haben hier und auch anderswo übrigens nichts verloren und lenken auch nicht von der Tatsache ab, dass in den Foren Unduldbares stehen bleibt, z.b. Mordaufrufe an Muslimen.
Und, Richard, zu feig, deine Identität preiszugeben aber verleumden? Igitt.
"Das ist pure Verleumdung"...ja klar ;->
Selbst Der Standard schreibt ja dass sie aufgrund zahlreicher Problempostings, die natürlich unter verschiedenen Nicknames anonym gemacht wurden, fürs Forum gesperrt wurden.
Mir ist nur ein Rätsel warum man so einem Community-Troll dann auch noch eine mediale Bühne schenkt.
(Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und breiten Sie hier keine persönlichen Animositäten aus. Danke, I.B.)
(Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und beleidigen Sie nicht den Diskussionspartner. Danke, I.B.)
Der Hinweis auf dieses "absolute Rededreiheit"-Denken ist gut! In der Tat ist ein Teil des Problems, dass Leute die Meinungsfreiheit mit der Freiheit verwechseln, herumzumaulen oder wirre Verschwörungstheorien zu verbreiten. Teilweise ist dabei nicht einmal die konkrete Meinung das Problem, sondern die Tonalität der Postings. Aber stimmt, das liegt auch daran, dass Leute ein Ventil für ihren Unmut suchen und an diesem Gefühl der Konsequenzenlosigkeit. Bei diesem Gefühl müsste man ansetzen und das Online-Diskutieren auch aufwerten. Das versuchen übrigens einige Foren auch zunehmend. Insofern bin ich zu einem gewissen Grad sogar hoffnungsvoll.
Wie kommst du darauf das Kommentatoren die gleiche Meinung wie der Autor oder die Masse der Besucher teilen müssen? Und wenn man nicht bereit ist das ganze Meinungsspektrum zu ertragen, sollte man entweder diese Seiten nicht mehr besuchen oder techn. Hilfsmittel zum ausblenden nutzen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hab kein Problem wenn persönl. Kränkungen und OT sonstwohin verschoben werden. Aber gerade der Kommentarbereich zeigen andere Meinungen abseits dpa und sonstiger Propaganda, die in den Medien unterrepräsentiert sind und für die Medienlandschaft zu kontrovers sind. Debatten wie Sarrazin haben gezeigt, dass es nicht ein unbedeuteter Teil der Bevölkung, weltfremder Spinner sind; eher haben die meisten das Gefühl der Einheitsbrei etwas entgegenzusetzen zu müssen.
Das ist das große Missverständnis: Ich bin für Meinungsvielfalt, aber gegen untergriffige, hasserfüllte und beleidigende Postings. Eine derartig aggressive Tonalität verhindert, dass diskutiert werden kann und Menschen ihre Argumente austauschen. In den meisten Fällen ist nicht unbedingt die Meinung der Poster das Problematische, sondern die Beleidigungen, die gemeinsam mit dieser Meinung gepostet werden. Wie negativ die Auswirkungen davon sind, kann man hier nachlesen: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0
Ich halte es für zumutbar, dass in einem Land wie Österreich die Menschen hinkünftig nur mehr unter ihrem Klarnamen posten. Anonyme oder Fake-Leserbriefe werden ja - zumindest in Qualitätsmedien - nicht in Printprodukten veröffentlicht. Mein Hinweis an für Standard.at und Presse.com: Die teilweise unterirdischen, und manchmal wirklich völlig inakzeptablen Postings haben meiner Meinung nach das Potential, die Medien-Marken der Posting-Hosts erheblich zu beschädigen.
Nein, Klarnamenpflicht halte ich für den absolut falschen Weg. Gerade wenn man etwa einen "selteren" Namen hat, reicht eine Google-Suche um alle Beiträge die man geschrieben hat für andere aufzulisten. Abgesehen davon wären damit nicht nur die Pöbler abgeschreckt, sondern auch Menschen, die interessantes zu sagen haben.
Onlinemedien wie standard.at und presse etc kommen da wohl nicht drumherum aktiv zu moderieren und dafür auch das Geld in die Hand zu nehmen entsprechende Leute zu bezahlen. Ich sehe nichts falsches darin wenn hier ein paar neue Studentenjobs entstehen, die die Qualität der Foren steigern.
Nein, Herr "McFly", das stimmt nicht.
Die Idee hinter diesem Vorschlag ist ja genau, solche Pöbler aus der allzu bequemen Anonymität herauszureißen. Wenn ihnen bewusst ist, dass ihre menschenverachtenden Äußerungen mit ihrer Person assiziiert werden können, denken sie hoffentlich zwei Mal nach. Wer etwas Kluges oder Sinnvolles zu sagen hat, wird sich dafür nicht verstecken wollen. So handhabe ich das zumindest.
Der einzige Weg um Klarnamenzwang durchzusetzen wäre doch Post-Ident, abgesehen vieleicht davon, die Leute mit einem Ausweis antanzen zu lassen.
Nutzen Sie wirklich diesen Weg, oder darf sich jeder einen real klingenden Namen aussuchen? Wodurch natürlich wieder nur die Ehrlichen die Dummen wären.
Ich bin übrigens froh, dass mir keiner meine pubertären Ansichten von vor 20 Jahren vorhalten kann.
Ich bin auch skeptisch, ob eine Abschaffung der Anonymität funktionieren würde. Gerade auf staatlicher Ebene birgt das Gefahren, wie das Beispiel Südkorea zeigt, siehe auch hier: http://brodnig.org/2013/07/26/warum-hass-postings-so-gefahrlich-sind/
Nur eines sollte man schon anmerken: Es gibt durchaus eine Kompromisslösung - eine verbindliche Online-Identität. Etliche Foren wenden Mechanismen an, bei denen User zwar anonym sind, aber nicht ihrem eigenen Online-Ruf schaden wollen. Bei Gawker werden nur dann Postings automatisch freigeschaltet, nachdem User bewiesen haben, dass sie keinen Dreck posten. Und bei der Frage-Antwort-Seite Stackoverflow gibt es ein höchst komplexes Reputationssystem, bei der die User immer mehr Rechte erhalten, je mehr Reputationspunkte sie haben.
Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber im Kern geht es darum, dass Leute selbst ernstnehmen sollen, was sie schreiben. Sie sollen sich selbst fragen: Stehe ich wirklich zu dieser Meinung und Ausdrucksweise?
Bei Ihrer Antwort auf meinen Kommentar bin ich voll auf Ihrer Seite.
Im Artikel geht es aber mehr um Zensur und so etwas steht einer Institutione, die selbest sehr von freier Meinungsäußerung profitiert, schlecht zu Gesicht.
Besonders wenn das Publikum die f. M. besonders hoch schätzt. Weil es zB. mit dem Internet und einer recht amerikanischen Einstellung dazu aufgewachsen ist. Ein Publikum dass beim erzwingen des Leistungsschutzgesetz mit erleben durfte, wie verlogen, intransparent, undemokratisch und die f. M. missbrauchend die etablierten deutschen Medien wirklich arbeiten wenn sie ihre Agenda durchdrücken wollen.
Daher empfehle ich, Zensur möglichst so wenig wie möglich, dafür so transparent es geht.
Natürlich sind Web Angebote keine demokratischen Systeme und der Betreiber kann mit seinen Nutzern so diktatorisch umgehen wie er will. Aber die Nutzer haben eben gefühlte unendliche Alternativen... und evtl es genau die f. M. liebenden Nutzer, welche die (Mühe auf sich nehmen und die) wünschenswerten Kommentare schreiben und mit Links für Reichweite sorgen.
Wenn man sich manche Kommentare auf z.B. Facebook (oder seit der Verknüpfung mit g+ auch auf Youtube) ansieht, bewirkt eine Klarnamenpflicht allerhöchstens noch etwas bei Menschen, die sich tendentiell noch vor dem Internet fürchten.
Hass Beiträge sollten ruhig gelöscht werden, die tragen nichts dazu bei, die Debatte voran zu bringen.
Aber wenn alles gelöscht wird, was dem Redakteur politisch nicht passt, dann ist das unschön.
Gerade in Medien die eher links stehen, leider nicht unüblich.
Sehe ich nicht so. Medien, die angeblich links sind, wird das häufig vorgeworfen. Nur warum sind dann dort trotzdem so viele rechte Meinungen zu finden? Würden die Redakteure tatsächlich so vorgehen, dann gäbe es all diese Postings nicht.
Aber sonst stimme ich zu: Solange die Tonalität passt, der Kommentar nicht off topic ist und keine bösartigen Untergriffe kommen, finde ich, sollte man auch Postings mit konträrer Meinung zulassen.
Aha, Buchwerbung.
Ansonsten bin ich ganz auf der Seite von Hitchens: “Freedom of Speech Includes the Freedom to Hate”.
Nein, Meinungsfreiheit bedeutet nicht Hassfreiheit. Zumindest werden strafrechtlich klare Grenzen gezogen, was nicht mehr zur Meinungsfreiheit gehört. Sogar in den USA, die noch viel mehr Hate Speech zulassen, gibt es Grenzen.