Reißt unsere Schulen ab!
Tafel, Glocke, Klassenbuch: Über unserer Schule liegt der Mief der autoritären Vergangenheit. Dabei gibt es längst neue Ideen
Inspektion: Ingrid Brodnig und Sibylle Hamann
1774 führte Maria Theresia die „Allgemeine Schulordnung“ und mit ihr die Schulpflicht ein. Damals wurde der Unterricht stark vom Militär und dessen Disziplinvorstellungen geprägt. Gehorsam war das oberste Bildungsziel. Mit dem industriellen Zeitalter setzten sich, ausgehend von Großbritannien, neue Prioritäten durch: Die Schule sollte möglichst viele berechenbar funktionierende Arbeitskräfte mit normierten Fähigkeiten hervorbringen, perfekt für das Fließband.
In der „globalisierten Wissensgesellschaft“, von der alle reden, sind diese Bildungsziele eigentlich obsolet. Eine postindustrielle Arbeitswelt braucht kein homogenes Arbeiterheer mehr. Eine Einwanderungsgesellschaft muss mit Vielfalt produktiv umgehen. Sie kann es sich nicht leisten, Kinder, die nicht gleich ins System passen, auszusortieren und auszuspucken. Innovationen kann sie nur hervorbringen, wenn sie Individualität, Selbstverantwortung und Überraschungen zulässt.
Dafür braucht es andere Lehrinhalte, andere Unterrichtsmethoden, eine andere Lehrerausbildung und andere Schulgebäude.
In den Volksschulen, den einzigen echten Gesamtschulen in Österreich, hat dieses Umdenken in den letzten Jahren bereits stattgefunden. In den Kindergärten ist einiges in Bewegung, ebenso in den neuen Mittelschulen. Ein Erwachsener, der eine typische AHS betritt, wird sich jedoch wundern, wie wenig sich dort seit der eigenen Schulzeit verändert hat. Schulglocke, Klassenbuch, Jahrgangsklassen, all das findet sich dort. Die Gymnasien, samt ihrer Lehrergewerkschaft, verteidigen sinnentleerte Rituale und Gewohnheiten, als regiere immer noch der Kaiser in der Hofburg.
Wer sich bewusst wird, wie viel Vergangenheit in der Gegenwart der Schule steckt, versteht: Es ginge auch ganz anders. Eine Übersicht.
Einst war das Schulgebäude das Wohnhaus des Lehrers und seiner Frau. Heute ist es das Haus, in dem der Unterricht stattfindet, und anschließend fahren alle heim.
Doch das muss nicht so sein. Schule kann auch hinausgehen: in Bibliotheken, Betriebe, auf Ämter und in die Natur; nicht nur gelegentlich bei Exkursionen, sondern systematisch. Die Walz zum Beispiel, ein privates Wiener Oberstufengymnasium, macht Biologie auf dem Bauernhof und fährt zum Sprachenlernen ins Ausland.
Heutige Schulgebäude schotten sich nach außen ab; oft sind sie sogar Fremdkörper in ihrer Umgebung. Besonders problematisch ist das bei den großen Schulgebäuden der 70er-Jahre. Sie wurden für mehrere tausend Schüler und Schülerinnen konzipiert, an der Peripherie gebaut, nur dort gab es für sie Platz. Heute ereilt diese Großschulen ein ähnliches Schicksal wie Einkaufszentren: Sie sind nicht mit der Stadt verwachsen und vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Die Zukunft liegt in kleineren, überschaubaren Einheiten, die auf ihre Umgebung reagieren und sie mit öffentlichen Angeboten für Nichtschüler bereichern. „Breite Schule“ heißt etwa ein Modell in den Niederlanden, das Schulen räumlich mit Bibliotheken, öffentlicher Verwaltung oder mit Wohnungen kombiniert.
Die Wiener Standardschulklasse misst heute – wie zur Kaiserzeit – 63 Quadratmeter. „Man rechnete einen Quadratmeter pro Kopf, anderthalb Quadratmeter für den Lehrer und weitere anderthalb für den Ofen“, erklärt Christian Kühn, Architekt an der TU Wien. Heute sitzen zwar statt 60 nur noch 25 Kinder drin, viele Möglichkeiten bietet sie jedoch nicht.
In Dänemark gibt es Schulen, die ganz ohne Klassenräume auskommen. Jeweils drei bis vier Klassen teilen sich dort eine „Lernzone“, diese besteht aus verschieden aufgestellten Tischen, PC-Arbeitsplätzen, Sitzecken und Rückzugsräumen, jeweils einer offenen Küche und einem Lehrerarbeitsraum.
Als „Homebase“ der jeweiligen Klassen dienen sechseckige Bereiche, die mit Paravents von der Lernzone abgeschirmt werden. Hier drin können sich bis zu 20 Kinder plus Lehrende für kurze, intensive Phasen des Zuhörens versammeln.
Das zentrale Nervensystem des österreichischen Schulgebäudes ist absurderweise der Gang, an dem entlang die Klassenzimmer aufgereiht sind, ähnlich wie in einer Kaserne. Das ist eine enorme Platzverschwendung: 30 bis 40 Prozent der Gesamtfläche sind dadurch als Verkehrsflächen blockiert und können nicht produktiv genützt werden. Denn ein Gang (samt „Gangaufsicht“) eignet sich beinahe ausschließlich dafür, sich zu langweilen oder Lärm zu machen.
Eine Schule, die sich von Gängen verabschiedet, kommt mit fünf Prozent Verkehrsflächen aus. Der gewonnene Platz stünde für Bewegungs-, Spiel-, Lese-, Rückzugs- oder Essräume zur Verfügung. Das Problem: Viele Schulgebäude in Österreich stammen aus dem 19. Jahrhundert und lassen sich nur schwer radikal umbauen. Mit jeder der vielen Schulrenovierungen, die derzeit stattfinden, wird das „Gang“-Prinzip auf Jahre hinaus einbetoniert.
In der ersten Klasse sitzen die Sechsjährigen, in der zweiten die Siebenjährigen: Das scheint uns selbstverständlich. Aber es war nicht immer so. Erst das Reichsvolksschulgesetz von 1869 teilte die Kinder nach Alter auf. „Das hat man dem Militär nachempfunden“, sagt Bildungsexperte Bernd Schilcher; die schulpflichtigen Kinder treten, ebenso wie die wehrpflichtigen Rekruten, ihren Dienst im Herbst an.
Vor 1869 hingegen ging man davon aus, dass nicht alle denselben Reifegrad hätten. Deswegen saßen Kinder unterschiedlichen Alters in einem Raum und lernten, je nach Fach, in verschiedenen Gruppen miteinander. Zu dieser Idee finden moderne Mehrstufenklassen heute zurück: Jedes Kind lernt hier in seinem eigenen Tempo, einzeln oder in Kleingruppen. Begabungen können individueller gefördert werden. In einigen Wiener Volksschulen wird dieses Modell heute mit großem Erfolg praktiziert.
Zentraler Baustein unseres Schulwesens ist die 50-Minuten-Stunde: Auf ihr bauen alle Stundenpläne auf, in ihrem Takt wechseln die Lehrer die Klassen. Warum eigentlich? Auch dies kommt vom Militär, bei dem jeweils eine Stunde lang exerziert wurde, zehn Minuten davon wurden fürs Austreten und Pfeiferauchen abgezogen.
Pädagogisch mache das keinen Sinn, meint Bildungsforscherin Christa Koenne, speziell in naturwissenschaftlichen Fächern: „50 Minuten sind nicht der Rhythmus, in dem man neugierig wird. Man muss in ein Thema versinken können, damit Interesse entsteht.“ Sie schlägt längere Lernphasen vor: ein Drittel des Schuljahrs etwa für Naturwissenschaften, das zweite Drittel für Kultur, das dritte zum Wiederholen des Gelernten. Nur was regelmäßiges Üben erfordert (Rechnen, Turnen), solle wöchentlich stattfinden.
Der 50-Minuten-Takt braucht ein akustisches Signal. „Die Schulglocke kommt von der Trillerpfeife“, sagt Bernd Schilcher. In den meisten Volksschulen läutet die Glocke heute gar nicht mehr oder nur, um große Pausen anzuzeigen. Solange dieselbe Lehrerin in der Klasse steht, kann sie auf Stimmungen und Konzentrationsphasen flexibel reagieren und den Stundenplan völlig ignorieren. An den AHS hingegen, wo alle 50 Minuten die Lehrperson wechselt, müsste man ohne Schulglocke das ganze System umstellen.
Als Maria Theresia die Schulpflicht einführte, waren die Schulen plötzlich voll. 120 Kinder steckte man in eine Klasse. Ungefähr gleich groß ist eine Kompanie. Wie auf dem Kasernenhof reduzierte sich der Unterricht dann aufs Fehlersuchen. Wer einen Tintenklecks, einen Rechenfehler, einen falschen Ton machte, den wies der Lehrer zurecht. Der Stoff wurde in Tabellenform niedergeschrieben, in kleine Portionen aufgeteilt. Die wurden solange widergekäut, bis die meisten Schüler sie beherrschten.
Der österreichische Unterricht ist von diesem Denken noch immer geprägt. Dem „Sachwissen“ wird viel Bedeutung beigemessen, während Länder wie Finnland mehr darauf achten, Kompetenzen zu vermitteln; die Fähigkeit, sich Sachwissen selbstständig anzueignen.
Das Wort „Taferlklassler“ erinnert an die kleine Schiefertafel, die jedes Volksschulkind einst zum Schreiben mit dem Griffel verwendete. Die große Tafel, die an der Stirnseite des Normklassenzimmers steht, wurde um 1800 in Schottland erfunden und ist heute an der Wand festgeschraubt. Damit nagelt sie die Kinder an ihren Plätzen fest und bestimmt ihre Blickrichtung für den Frontalunterricht.
Modellschulen in den 60er-Jahren versuchten, diese Starrheit mit mobilen Tafeln aufzubrechen, die auf Rollen im Raum umhergeschoben werden konnten. „Dann fiel eine Rolltafel einem Kind auf den Kopf, und es war mit der Tafelmobilität vorbei“, sagt Kühn.
Heute kommt statt Kreide und Tafel oft ein Beamer oder Smartboard zum Einsatz. Am Prinzip des Frontalunterrichts ändert das nichts.
Im 17. Jahrhundert hatten Schulkinder noch keine fixen Plätze. Im Raum standen Tische, in der Mitte an einem Pult saß der Lehrer. Lange waren Einzelbänke üblich, die man verrücken konnte. Die normierten Zweierschulbänke sind ein typisches Produkt des 19. Jahrhunderts. Ihre wichtigste Eigenschaft war, dass sie das Bodenwischen erleichterten.
Orthopäden haben seither viel Energie in die Optimierung von Schulbänken gesteckt. Die Kinder sollten sechs Stunden lang sitzen können, ohne Fehlhaltungen davonzutragen. „Wir müssen das Sitzen den Arbeitsmedizinern entziehen“, fordert allerdings Christian Kühn. Denn Haltungsschäden vermeidet man am besten, indem man das stundenlange Sitzen ganz abschafft – und stattdessen am Boden, im Liegen, im Stehen, in Bewegung oder sonst wie lernt.
145 Jahre lang war in Österreich die Ganztagsschule normal. 1919 tauschte sie der rote Bildungsreformer Otto Glöckel durch die Halbtagsschule aus. Das war ein Kompromiss zwischen der bürgerlichen und der linken Reichshälfte: Das Bürgertum wollte, dass der Nachwuchs nachmittags für standesgemäße Exerzitien wie Musik oder Sport frei war.
Die Halbtagsschule hat viel mit dem Familienideal zu tun. Kinder mittags nachhause zu schicken macht dann Sinn, wenn dort eine Hausfrau mit dem Essen auf sie wartet und mit ihnen Aufgaben macht. Je gebildeter und wohlhabender diese Hausfrau ist, desto größer ist der Bildungsvorsprung, den Kinder erwerben können. So verstärkt die Halbtagsschule die sozialen Unterschiede und hält gleichzeitig Mütter vom Arbeitsmarkt fern.
Eine moderne Gesellschaft könne sich diesen Anachronismus eigentlich nicht leisten, meint Bernd Schilcher. Die 140 Millionen Euro, die jedes Jahr für Nachhilfe ausgegeben werden, beweisen, dass das System nicht funktioniert. In fast allen OECD-Staaten ist längst die Ganztagsschule, samt Essen, Sport, Musik und Förderkursen, normal. Dafür jedoch braucht man andere Schulgebäude.
Die Aufteilung des Schuljahrs folgt vielen Interessen – jenen der Schüler und Schülerinnen allerdings am allerwenigsten. Die Weihnachts- und Osterferien verdanken wir der Kirche, die Semesterferien der Skiindustrie und die Sommerferien der Landwirtschaft. Zur Kaiserzeit begann der Unterricht nach der Ernte, Anfang November, und endete zu Michaelis am 29. September. Dazwischen halfen die Kinder den Eltern bei der Feldarbeit. Zusätzlich sperrten die Schulen im Sommer zu, wenn es zu heiß wurde.
Heute sind wir nicht mehr so abhängig vom Wetter, doch die langen Ferien sind geblieben. Berufstätige Eltern stellt das vor gewaltige organisatorische Probleme, während in den leeren Schulgebäuden Sportanlagen, Chemielabors und alle anderen Ressourcen ungenutzt bleiben.
Joseph II. führte das „Buch der Schande“ ein, das wir heute als Klassenbuch kennen. Es diente nicht nur zur Disziplinierung schlimmer Kinder, sondern auch zur Verhöhnung schlechterer Schüler, deren Fehler eingetragen wurden.
In seiner äußeren Form hat sich das Klassenbuch in 200 Jahren praktisch nicht verändert. Vorne wird die Anwesenheit samt Entschuldigungen protokolliert, hinten der Lehrstoff. „Es ist ein altmodisches Instrument, das der Kontrolle dient. Auf große Teile davon kann man verzichten“, urteilt AHS-Direktorin Heidi Schrodt. In ihrer Schule, der Rahlgasse, gibt es ab der sechsten Klasse, nach dem Ende der Schulpflicht, kein Klassenbuch mehr: Die Schüler und Schülerinnen können über ihre Absenzen selbst verfügen. Wer in einem Fach mehr als 20 Prozent fehlt, muss eine Feststellungsprüfung machen. Die Absenzen sind seither deutlich zurückgegangen.
Das Lehrerzimmer ist für Schüler ein geheimer Ort, den sie kaum je betreten. „Es ist Ausdruck dessen, woran das ganze System krankt“, sagt Direktorin Schrodt, „es ist ein Rückzugsraum, wo man sich vor den Schülern schützen kann.“ Zum Arbeiten taugt das Lehrerzimmer kaum. 1,40 Meter lang ist die Arbeitsfläche, die sich zwei Lehrende teilen müssen; unter Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) wurde auch noch die dazugehörige Lade eingespart. Mehr Fläche ist auch bei Neubauten nicht vorgesehen.
Ein „richtiger“ Lehrerarbeitsplatz müss te technisch besser ausgestattet sein, er müsste Raum für Besprechungen und für Rückzug bieten. Gekämpft hat die AHS-Lehrergewerkschaft jedoch nie wirklich dafür, weil die wenigsten Lehrer ihren Tag in der Schule verbringen wollen. Traditionell verstehen sie das Klassenzimmer und die eigene Wohnung als ihren Arbeitsplatz, im Lehrerzimmer wollen sie nur Hefte ablegen.
Dass neben dem Bild des Bundespräsidenten ein Kreuz hängt, liegt an einem Vertrag zwischen Österreich und dem Vatikan, „Schul-Konkordat“ genannt. 1962 vereinbarten die beiden Staaten, dass „in jeder Schulklasse, in der die Mehrzahl der Schüler ein christliches Religionsbekenntnis hat“, ein Kreuz zu hängen hat. Der Vertrag steht im Verfassungsrang und kann ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls nicht geändert werden.
Da längst nicht mehr alle Klassen christliche Mehrheiten haben, könnten viele Kreuze heute eigentlich abgehängt werden. Zumal das Konkordat anderen Verfassungsprinzipien widerspricht – etwa der Trennung von Staat und Kirche. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte jüngst, die Kreuze in italienischen Schulen verstoßen gegen das Gebot der Religionsfreiheit, der Staat müsse auch „die Freiheit jener schützen, die sich zu keiner Religion bekennen wollen“.
Lange gehörten „Leibesübungen“ nicht in die Schule; nur Ritter wurden in Fechten und Tanzen ausgebildet. Die Turngeräte, die heute in jedem Turnsaal stehen, Kasten, Reck, Ringe oder Schwebebalken, gibt es seit 1811. Erfunden hat sie der Berliner Hilfslehrer Friedrich Ludwig Jahn, später als „Turnvater“ bekannt. Er sah in der körperlichen Ertüchtigung die Vorstufe der militärischen Ausbildung und wollte die Preußen damit für den Befreiungskrieg gegen die Franzosen stärken. 1813 nahm Jahn mit seinen Turnern an der Völkerschlacht bei Leipzig teil, man trug (mit Österreich an der Seite) den Sieg davon.
Der gefürchtete Medizinball, der ebenfalls zur Standardausstattung des Turnsaals gehört, stammt aus den USA. Er dient, wie eine Hantel, zum Muskelaufbau und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Turner- und FKK-Bewegung nach Deutschland importiert. In einer modernen Schule könnte er zwischendurch die Schulbank ersetzen.
Zum Thema
„Fliegende Klassenzimmer. Eine interaktive Ausstellung über Orte zum Wachsen für alle von 6 bis 99 Jahren“. Diese Ausstellung beflügelt die Schulfantasie und ist bis 21. Februar 2010 im Kunsthaus Mürz in Mürzzuschlag zu sehen. Idee, Konzept und Gestaltung: Christian Kühn, Renate Stufer, Antje Lehn. Öffnungszeiten: Do–Sa 10–18, So 10–16 Uhr
Dieser Artikel ist im Falter 51/09 erschienen und wurde von Sibylle Hamann und mir verfasst. Illustrationen: Frauke Lehn
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Mich würde interessieren, wie es dir in und nach den 2 Wochen gegangen ist.
Aus dem Falter wissen ja alle, dass du dein Handy mit ins Bett nimmst ...
Gute Frage! Grundsätzlich war es angenehm, ich habe auf meinem iPhone den Mail-Account gelöscht, hatte gar nicht das Bedürfnis, all die eintreffenden Mails zu lesen. Doch dann habe ich selbst gegen mein Sabbatical verstoßen: Während der Feiertage hat sich bei mir etwas Privates ereignet und ich wollte meine Kollegen diesbezüglich verständigen. Nur was tun? Jeden einzelnen anrufen? An alle ein SMS? Mir schien E-Mail die beste Kommunikationsform und schließlich habe ich dann gemailt. So ganz habe ich mein Sabbatical also nicht eingehalten, aber trotzdem zwei Dinge gelernt: 1.) Es ist eine gute Idee, den Mail-Empfang am iPhone während des Urlaubs zu deaktivieren - das werde ich weiterhin machen. 2.) Ganz auf E-Mail zu verzichten, ist aber gar nicht so leicht, vor allem wenn man selbst einen großen Mitteilungsdrang hat. Mir ging eher das Mail-Versenden als das Mail-Empfangen ab...
OK. Das heißt ja wohl, dass du nur auf die Mails verzichtet hast. ;-)
Musste den Artikel noch mal lesen, um das zu verstehen. Dass heißt, du hast dich nur auf das "normale" Urlaubslevel runtergesetzt. Ich dachte, du willst es OHNE Internet schaffen. Sprich: OHNE Mail, OHNE Surfen, OHNE Online-Spiele - OHNE Internet eben.
Das hast du dir zu einfach gemacht, finde ich. Und dann nicht mal ganz eingehalten.
Ingrid ich habe heute leider kein Foto für dich ...
Interessanter Einwand - aus meiner Sicht habe ich das weggelassen, was mich während des Urlaubs am meisten stört (eben, dass ich trotzdem ständig E-Mails checke). Aber wenn ich zwischendurch nach einem guten Lokal google oder online einen Routenplan suche, stört mich keine Sekunde lang. Im Gegenteil: Ich würde es als extreme Benachteiligung empfinden, wenn ich in meiner Freizeit darauf verzichten müsste.
Natürlich kann man's auch so sehen, dass das nur ein Schmalspur-Sabbatical war. Den echten Offline-Test haben schon andere gemacht, zum Beispiel Alex Rühle für sein Buch "Ohne Netz". http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=33075&SESSID= Aber schauen wir mal, vielleicht wage ich mich doch noch über eine echte Auszeit drüber. Bisher verspüre ich jedenfalls nicht den Drang, das Internet gänzlich abzudrehen...
Da kommt also ein Gerät heraus, welches kleiner und leichter ist, doppelt so viel Prozessorleistung bietet, eine 9x schnellere Grafik, ein verbessertes Display, einen FullHD-Ausgang für externe Präsentationen und die Nachrüstung der viel bemängelten Kameras. Und das ist dann keine Innovation. Alright.
Ja, das ist eine Verbesserung, aber noch keine Innovation. Etwas anderes zu behaupten, ist echt gewagt.
11. Gebot - Du sollst Apple nicht kritisieren.
neuer Link für Conan O'Brien
http://teamcoco.com/content/apple-employees-can%E2%80%99t-help-gloat-about-new-ipad
Falls dich die Details interessieren sollten:
http://imgur.com/BghEN
Interessant, Danke für den Link! Diese komischen Geräusche hatten also einen Grund...
Und genau da liegt das Problem fuer
Wenn sich Werbepreise fuer Online Ads den Offline Ads, also Zeitungsinseraten, annaehern wuerden, waere die ganze Geschichte auch ohne Paywall finanzierbar. Denn zieht man bei einer Zeitung die Druckkosten und die Lieferkosten ab, bleibt unterm Strich auch nichts mehr uebrig (oder noch weniger). Zwar wird von den Werbeagenturen immer mehr Geld vom offline ins online advertising verschoben, doch hat das in den letzten Jahren nicht den erhofften Preisanstieg gegeben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass 15 Dollar pro User nur durch on page advertising praktisch nicht erreichbar sind. Selbst wenn die NYT pro 1000 aufgerufenen Seiten 10 Dollar bekommt (was derzeit eh nicht realistisch ist, eher 1/3 - 1/10 davon), muesste ein User 1500 Seiten pro Monat aufrufen um damit auf 15 Dollar zu kommen.
Andererseits stellt sich die Frage wie lange es dauern wird um den Aufwand, der die Implementierung und Wartung einer Paywall mit sich bringt, mit Abos zu finanzieren.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wo das in den naechsten Monaten/Jahren hinfuehren wird :-)
Danke für den spannenden Einblick in die Zahlen! Was ich mich frage: Ist es realistisch, dass sich die Onlinewerbepreise irgendwann den Offlinepreisen angleichen? In den letzten Jahren ist das ja leider nicht passiert.
Im App-Store von Apple kommt übrigens ein neues Problem für die Zeitungshäuser hinzu: Da kassiert Apple 30 Prozent des Umsatzes ein, dazu gibt's auch wieder heftige Debatten (siehe zB http://www.tagesschau.de/wirtschaft/apple142.html).
Darauf kann man natuerlich nicht pauschal mit ja oder nein antworten. Da erstens die Werbeformen sowohl offline als auch online zu verschieden sind. Wenn man online Werbung auf Zeitungsportalen mit Zeitungsanzeigen vergleicht, wuerde ich eher dazu tendieren und "nein" zu sagen. Unterm Strich wird wohl in den naechsten Jahren immer noch mehr mit Zeitungsanzeigen zu holen sein. Doch koennen gewisse Online Kampagnen natuerlich ueber den offline Preisen liegen. Wenn zB gezielt Werbung fuer eine gewisse Zielgruppe geschaltet wird ("nur die 25-35 jaehrigen, alleinstehenden Maenner mit Sportwagen") sind die Preise dementsprechend hoeher.
Ich moechte auch noch anmerken, dass die Zahlen, die ich oben geschrieben haben nicht die wirklichen Zahlen der NYT sind. Es sind lediglich Schaetzungen aufgrund meiner Erfahrungen (beschaeftige mich seit 2001 mit Online Werbung und die Preise sind seither stetig gesunken - Ende 90er Jahre waren die Preise am ehesten mit Offline Preisen zu vergleichen). Darueber hinaus bin ich mir ziemlich sicher, dass die NYT bessere Preise fuer Online Kampagnen erzielt als irgendein 08/15 Blog. Trotzdem sind die Preise im Keller, auch wenn die NYT einen 50-fach hoeheren Preis bekommt :-)
Zu apple: der von dir verlinkte Artikel ist leider etwas einseitig geschrieben. Kurz die Gegenseite: Das mit den 30% stimmt. Allerdings nur fuer "neue" Kunden, also Kunden, die ueber die App angeworben wurden. Es steht jedem Verlag frei, ausserhalb des App Stores Abos zu verkaufen (die dann natuerlich auch innerhalb der App genutzt werden koennen). Fuer solche Verkaeufe bekommen die Verlage dann 100%. So das Argument von Apple.
Natuerlich sitzt der Dollar lockerer wenn man in der App ist, die Zahlungsdaten hinterlegt sind und man nur noch auf "abonnieren" druecken muss. Das weiss Apple natuerlich auch ...
Warum ich es schrecklich und unverständlich finde, dass so viele Leute so viel Geld für Dreckjournale ohne Wert ausgeben, während niemand für echten Journalismus zahlen will:
http://karinkoller.wordpress.com/2011/03/26/dinge-die-wir-hassen-frauenzeitschriften/
Selbstredend gibt nichts dagegen zu sagen für die NYT zu zahlen. Vielleicht nur, dass wir in seltsamen medialen Zeiten leben, wenn eine Journalistin eine Art Rechtfertigung dafür postet. Es ist aber auch mehr als nur "für guten Journalismus" zahlen - es ist ein Commitment zur Marke, zum Medium und wahrscheinlich eine Art Freude über das implizite Bildungsversprechen einer Zeitung wie die New York Times. Und unterstreicht den Mangel an solchen Angeboten in Österreich. Was ein derartiges Commitment zu geben zur Zeit schwer macht, ist die schiere mediale Vielfalt am Bildschirm. Ein zunehmend diffuser gewordenes Angebot, die oft zitierte mediale Herausforderung. Tageszeitung lesen, Magazine rezipieren und sich dann um die Feeds kümmern. Welches Medium greife ich heraus, um es finanziell zu unterstützen? - NYT, SZ, NZZ, FAZ,...,....,....,....,.....,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,.Glückwunsch, wenn man hier klar sieht und für sich zu einer Entscheidung kommt. Unglücklich hingegen finde ich die Formulierung "guter Journalismus". Was das ist, ist stets persektiven-abhängig und kommt meist oberlehrerhaft herüber. Ob die Strasser-Aufdeckung etwa ein Beispiel für "guten Journalismus" ist, halte ich etwa für dikussionswürdig - Büros mieten, Politiker in Versuchung führen usw. Eine Top-Story allemal. Aber "guter Journalismus". Naja, für mich verwunderlich. Aber egal. Schönes Wochenende.