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“Du solltest es mögen, gefickt zu werden“

Die Musikerin Amanda Palmer sammelte online 1,2 Millionen Dollar. Ein Gespräch über das Leben als Künstlerin in digitalen Zeiten

Interview: Gerhard Stöger & Ingrid Brodnig

Sie nennt sich kaum zufällig Amanda Fucking Palmer: Die als Teil des Cabaret-Punk-Duos The Dresden Dolls bekannt gewordene US-Musikerin flucht mit Leidenschaft und nimmt sich nie ein Blatt vor den Mund. Einen untergriffigen Text der britischen Zeitung Daily Mail beantwortete sie heuer im Sommer mit einer pointierten Nacktperformance (auf Youtube unter “Dear Daily Mail“ zu finden), die Scharmützel mit ihrem alten Plattenlabel trug sie öffentlich aus. Die Aufregung um ihr aktuelles Soloalbum “Theatre Is Evil“ hatte andere Gründe: Amanda Palmer sammelte auf dem Onlineportal Kickstarter dafür 1,2 Millionen Dollar und finanzierte es so zur Gänze über das Internet. Das Gespräch fand am Rande ihres umjubelten Auftritts beim Blue Bird Festival im Porgy & Bess statt.

Falter: Sie standen jahrelang beim großen Plattenlabel Roadrunner unter Vertrag. Warum haben Sie Ihr aktuelles Album über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert?

Amanda Palmer: Die Ehe mit Roadrunner war einfach eine Katastrophe, daher habe ich die Scheidung gefordert. Ich stand dann vor der Frage, ob ich zu einem Independent-Label gehe oder mich selbst um alles kümmere. Kickstarter erschien mir der praktischere Weg. Jetzt lebe ich mit meinen Fans quasi in einer offene Beziehung, und die funktioniert bisher sehr gut.

Wird unabhängig produzierte Popmusik künftig vor allem über Seiten wie Kickstarter finanziert?

Palmer: Man sollte das nicht zu hoch hängen. Aber einigen Künstlern erleichtert das sicher die Arbeit. Man kann heute dank dem Internet unmittelbar mit seinem Publikum kommunizieren, und künftig wird diese direkte Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und Publikum noch zunehmen. Deswegen ist Crowdfunding sicher keine Mode, die vorübergeht.

Aber ist es eine Antwort für alle?

Palmer: Nein! Für mich hat das wunderbar funktioniert, aber Kickstarter ist gewiss nicht die Antwort auf die Krise der Musikindustrie, es ist ein möglicher Weg aus der Krise. Ein Weg allerdings, für den gewiss nicht jeder geeignet ist.

Es scheint, als Musiker muss man heute auch Experte in Sachen digitaler Selbstpromotion sein. Sollten sich Künstler nicht lieber auf ihre Kunst konzentrieren?

Palmer: Klar, aber so läuft es leider nicht – so lief es nie. Künstler mussten sich immer schon mit allerlei Bullshit herumschlagen, durch die technologische Veränderung hat der Bullshit eben eine andere Farbe bekommen. Denken Sie nur an Mozart, Bach oder Andy Warhol. Auch bei denen findet man verrückte Geschichten, wie sie vor dem Ruhm die Miete finanzierten.

Kurz: Die Kunst ist ein hartes Brot?

Palmer: Sagen wir so: Du solltest es mögen, gefickt zu werden. Denn in dem Moment, in dem du dich für ein Leben als Künstler entscheidest, nimmst du das in Kauf.

Mozart wurde von Mäzenen durchgefüttert. Ist Crowdfunding die Fortführung dessen? Jetzt füttern Internetuser die Musiker durch?

Palmer: Musiker verheimlichen oft, wo ihre Unterstützung herkommt. Wohl auch wegen dieses romantischen Ideals des Künstlers als leidender Seele, für die nichts anderes zählt als die Kunst. Auch ich musste mir für das erste Dresden-Dolls-Album Geld von meinem Onkel ausborgen. Habe ich das herumposaunt? Nein. Dabei ist das nichts Beschämendes: Viele Bands brauchen anfangs einen reichen Kumpel oder einen wohltätigen Exzentriker, der sie unterstützt.

Warum ist die künstlerische Unschuld ausgerechnet im Pop so ein großes Thema?

Palmer: Gute Frage. Ich kann nur sagen: Es ist doch toll, wenn ein Freak mit Geld in deine Band anstatt in eine neue Rolex investiert! Bei einer Konferenz über neue Medien habe ich dazu kürzlich einen interessanten Vortrag über Henry David Thoreau gehört.

Thoreau lebte im 19. Jahrhundert, was hat der mit neuen Medien zu tun?

Palmer: Für sein wichtigstes Werk, “Walden“, zog sich Thoreau in die Wälder zurück und lebte dort. Viele wissen aber nicht: Wenn Thoreau hungrig war, brachten ihm seine Mutter und seine Schwester Donuts, wenn es im Wald zu kalt wurde, schlief er bei ihnen zu Hause. Die Pointe des Vortrags lautete: Nehmt die verdammten Donuts! Genau darum geht es: Man muss sich als Künstler nicht genieren, Hilfe anzunehmen, und es ist toll, wenn Menschen Hilfe freiwillig anbieten.

Viele Österreicher kennen Ihre Musik aus der TV-Werbung, seit Jahren läuft der Dresden-Dolls-Song “Coin-Operated Boy“ in Darbo-Spots. Fällt das auch unter “sich helfen lassen“?

Palmer: Ich wäge von Fall zu Fall ab, ob ich meine Musik für Werbung freigebe. Meistens sage ich Nein, bei Darbo fand ich es aber okay. Mir hat auch noch niemand vorgeworfen, ich hätte mich für Marmeladewerbung verkauft. Und wissen Sie was: Bis heute finanziert Darbo den Dresden Dolls die jährliche Gesundheitsversicherung. Das ist doch toll.

Bei Ihrer Crowdfunding-Kampagne haben rund 25.000 Menschen insgesamt 1.192.793 Dollar bezahlt. Was haben Sie mit so viel Geld angestellt?

Palmer: Bei einem Blick auf meine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung würden Sie aus allen Wolken fallen. Zuerst einmal musste ich die Schulden zurückzahlen, die ich mit der Aufnahme des Albums angehäuft hatte. Dann mussten all die Produkte, von der CD über die Vinylschallplatte bis zum Kunstbuch, produziert und alle beteiligten Künstler bezahlt werden. Dummerweise hatte ich auch allen Unterstützern einen weltweit kostenlosen Versand versprochen. Das alleine hat mich dann 300.000 Dollar gekostet.

“Hurra, ich bin reich!“, haben Sie sich also nie gedacht?

Palmer: Nein, keine Sekunde. Ich bin aber glücklich, wie gut es lief.

Ihre zwei teuersten Kickstarter-Pakete kosteten 5000 und 10.000 Dollar. Wer kauft sich das?

Palmer: Die Leute fragen immer: Sind das verrückte Reiche oder Stalker? Weder noch. Um 5000 Dollar spielte ich ein Privatkonzert. Da haben oft 50 Leute zusammengelegt, damit ich bei ihnen zu Hause spiele, speziell in Gegenden, wo ich sonst nie auftrete.

Zwei Leute haben auch 10.000 Dollar bezahlt. Wer war das?

Palmer: Die eine war eine schüchterne Frau in Washington. Für 10.000 Dollar hätte ich sie gezeichnet, aber das wollte sie gar nicht. Sie hatte ein dreijähriges Kind und war wieder schwanger, also haben mein Mann Neil und ich im Kinderzimmer ein Wandbild gestaltet. Der zweite Fan lebt in Australien und leistete sich das im Gedenken an einen verstorbenen Freund.

Gab es auch Fans, die meinten, Sie hätten Besitzansprüche an Ihnen, weil sie auf Kickstarter für Sie zahlten?

Palmer: Nein, aber meine Fans kennen mich und wissen, ich würde sie auslachen. Sie sollen auch nicht alles bedingungslos gut finden, was ich mache. Sonst wäre ich ja keine Künstlerin mehr, sondern eine Sektenführerin.

Was ist der Unterschied, wenn man nicht mehr bei einer Plattenfirma, sondern über Crowdfunding bei seinen Fans unter Vertrag steht?

Palmer: Es gibt nicht mehr den Druck, Geld für andere machen zu müssen. Beim Label gab es einen Typen in der Finanzabteilung, der quartalsmäßig Berichte über die Dresden Dolls vorlegte: Wie viel hatten wir ausgegeben? Wie viel hatten wir verdient? Nur das entschied, wie das Label über uns dachte. Die Kunst war zweitrangig.

Aber die Dresden Dolls waren doch eine erfolgreiche Band?

Palmer: In meinen Augen schon. In den Augen des Labels nicht. Unser Debütalbum lief extrem gut und Roadrunner dachte, der Nachfolger würde zehn Mal so viel verkaufen. Als das nicht funktionierte, widmeten sie ihre Aufmerksamkeit wieder Millionensellern wie Nickelback und Slipknot. Wir waren komplett gegenteiliger Ansicht darüber, was Erfolg bedeutet.

Sie haben den großen Popstartraum wirklich nie geträumt?

Palmer: Nein. Hätte uns der Zufall über Nacht in andere Erfolgsdimensionen katapultiert, wäre das wie Gift gewesen. Ich mag es, nahe an meinem Publikum zu sein. Bist du erst einmal Madonna, führt kein Weg zurück.

Wie meinen Sie das?

Palmer: Als Kind war Madonna für mich überlebensgroß. Die Idee, je Kontakt mit ihr zu haben, erschien mir völlig unvorstellbar. Aber was hat ihr der spektakuläre Erfolg denn gebracht? Sagen wir so: Ich glaube nicht, dass Madonna der glücklichste Mensch der Welt ist. Für mich selbst suchte ich einen anderen Weg: Wie kann ich so menschlich wie möglich sein und trotzdem diesen Job haben?

Und hat es funktioniert?

Palmer: Fuck ja. Ich bin tatsächlich ein großes Glückskind, ich komme nach Wien, habe zwei Stunden lang meinen Spaß auf der Bühne und werde auch noch dafür bezahlt.

Was können junge Musikerinnen und Musiker von Ihnen lernen?

Palmer: Ich habe nur einen Ratschlag: Verbringt Zeit mit euren Fans, setzt euch mit ihnen auseinander, sammelt ihre E-Mail-Adressen, bleibt in Kontakt! Bei jedem einzelnen Konzert achte ich als Erstes darauf, ob auch ja beim Merchandise-Stand eine Mailingliste liegt, auf der man sich eintragen kann. Myspace, Facebook und Twitter kommen und gehen, E-Mail wird bleiben. Wie soll ich sonst die Leute erreichen, wenn ich das nächste Mal nach Wien komme?

 

Zur Person:

Amanda Palmer wurde 2004 mit den Dresden Dolls berühmt, der größte Hit des US-Duos, “Coin-Operated Boy“, läuft noch heute in der Darbo-Werbung. Mittlerweile vor allem solo aktiv, hat die Musikerin ihr aktuelles Album via Kickstarter finanziert; sie bloggt, twittert und gilt als “Social-Media-Queen“. Palmer ist mit Autor Neil Gaiman verheiratet

Zum Album:

“Theatre Is Evil“ von Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra ist 2012 auf 8 ft. Records erschienen, dem Label der Künstlerin

 

Dieses Interview von Gerhard Stöger und mir erschien in Falter 51/13. Foto: Karin Wasner (oben), Albumcover “Theatre is evil” (unten) 

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  • Die Inhalte der Postings entsprechen sicher nicht der feinen englischen Art. Aber Hass, eher
    Nein. Sie bringen – zugegeben auf recht derbe Weise – das wieder, was die Bevölkerung
    von Heinisch-Hosek hält. Nämlich nicht sehr viel. Die SPÖ-Politikerin ist allgemein (und
    das hat nichts mit Gabalier zu tun) sehr unbeliebt. Sie ist abgehoben, präpotent und arrogant.
    Diese mehr als 14.000 Postings wurden von Personen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten verfasst und sind daher in der Auswertung aussagekräftiger, als jede ach so repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes.

    • Es ist immer schwierig zu definieren: Was ist ein Hassposting? Ab wann kann davon die Rede sein? Ich vermute, wir zwei haben da nicht die gleiche Definition, möchte ich einwenden

  • Kleine Korrektur: Gabalier ist kein Volksmusiker, sondern ein volksdümmlicher Musiker.
    Ansonsten super Artikel.

  • Ich hatte früher großen Respekt vor Heimisch-Hosek,
    aber sie ist nur bei bestimmten Frauen-Themata selbstsicher.
    Leider hat sie ebenfalls vollkommen in ihrer vorherigen letzten Position (Beamtenministerin) und aktuellen Position (Unterrichtsministerin) voll versagt.
    Die Bienalsprünge sind noch immer da und die werden der Republik viel Geld kosten und das Bildungssystem ist nicht einmal auf dem Weg zu einer Reform.
    Versagen gehört zum Leben, ich versagte und scheiterte auch einmal im Leben und zog die Konsequenzen und trat zurück.

    Leider kann das die Frauenministerin nicht, aber diese Schwäche betrifft nicht nur sie, sondern die ganze Bundesregierung.

    Sie ist nur stark bei gewissen Frauenthemen, aber bei Khol, Blecha, Hundstorfer, Neugebauer ist die gute so ein devotes Weiblein,
    das es ärger nicht mehr geht.
    Ich habe gehofft, dass Heinisch-Hosek hier tuff enough ist,
    aber leider hatte ich mich getäuscht und zu viel von ihr erwartet.

    • Ich glaube, Sie sind nicht der einzige, der von der Performance als Unterrichtsministerin nicht gerade überzeugt wurde. Die Pisa-Aufregung et cetera waren keine Glanzleistungen. Aber ich muss sagen, finde die Beschreibung "devotes Weiblein" ziemlich untergriffig - vielleicht könnte man das eine Spur neutraler formulieren. Als Frau stößt es mir übel auf, wenn andere Frauen als Weiblein bezeichnet werden - auch wenn ich verstehe, dass Ihre Kritik in erster Linie darauf fußt, dass Sie sich mehr erwartet haben!

      • Die einst sehr geschätzte Ministerin ist manchmal sehr provozierend, deswegen bediente ich mich auch des Stilmittels der Polemik.
        Es ist doch war, dass die Ministerin in Beantensachen sich nicht gegen die Macht des Neugebauers durchsetzen konnte.
        Das derzeitige Pensionssystem in der Altersgruppe 55+ bevorzugt generell Männer, besonders bei den Luxuspensionen.
        Da die Ministerin auch bei Frauenangelegenheiten diese Altersgruppe aussen vor ließ, habe ich bewusst provoziert.

        Oftmals wird das Gender-Pay-Gap von der Frauenministerin hergenommen. Ich möchte anmerken, dass das Gender-Pay-Gap in der Altersgruppe unter 30 nur marginal vorhanden ist. Das größte Gender-Pay-Gap ist in der Altersgruppe 50+ vorhanden. Viel größer als das Gender-Pay-Gap ist das Generation-Pay-Gap.
        Die Belastungen der jüngeren werden immer höher, es wird immer mehr Leustung abverlangt und durch die höheren Belastungen wird kommen geringere netto Gehälter heraus.

        Generationengerechtigkeit gibt es hier nicht und wer seinen Kindern eine öde abgewirtschaftete Wüste hinterlässt, der darf sich nicht wundern, wenn sich diese radikalen Ideen zuwenden.

  • Da schockierende ist, da posten Leute aus meiner Facebook-Timeline mit, die das auch noch stolz verkünden. Leute, die ich bis eben noch für aufgeklärte halblinke gehalten habe. Man merkt nicht nur bei dieser Aktion, dass sich die Leute im Recht fühlen, so zu agieren, was erlaubt sich diese Person, weg mit ihr! Die ist selbst schuld, das hat sie verdient, sie stellt sich gegen uns alle. Nicht die Taten, aber die Worte und Rechtfertigungen erinnern mich an einen Radiobericht aus 1938, den Peter Daser vor einiger Zeit auf Twitter verlinkte, in dem der Nazi-Reporter am Tag nach dem Synagogenbrand erklärt, warum das Volk das zurecht mache. Das sind ganz ähnliche Argumente! Von wenigen eindeutigen Postings abgesehen sehe im Heinisch-Hosek-Shitstorm allerdings gar nicht so sehr die feministische Komponente im Vorderdrund, sondern eher die Indentifikation mit dem vermeintlichen Helden, der es denen da oben zeigt. Ein männlicher Unterrichtsminister hätte hier nicht wesentlich weniger einstecken müssen.

    • Naja, also ich mag mir diesen Shitstorm aus psychohygienischen Gründen nicht anschauen, aber ich kenne die entsprechende "Diskussion" aus dem Standard-Forum. Und dort war es nach meinem Eindruck schon so, dass der antifeministische Aspekt im Vordergrund stand. Also nicht weil der Binnen-i-Verweigerer es "denen da oben" zeigt, ist er beliebt, sondern weil er "sich traut", es "den Feministinnen so richtig zu zeigen". Mir kommt es so vor, dass diese Wutbürger in Wirklichkeit nicht gegen "die da oben" sind, sondern eher nach dem klassischen Radfahrerprinzip handeln (nach oben buckeln, nach unten treten). So zumindest mein Eindruck.

    • Den Hinweis auf den "vermeintlichen Helden" finde ich sehr gut, tatsächlich wird da dem Musiker Gabalier die Rolle des Robin Hoods zugeschrieben, der sich mit den "Mächtigen" anlegt. Ich erinnere nur an einen weiteren solchen "Helden", der das politische System umkrempeln wollte: Frank Stronach. Wie das ausgegangen ist, wissen wir bekanntlich. Was die Frauen-Komponente betrifft, sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung. Ich bin auch dieser Ansicht, weil viele User dezidiert antifeministische Postings verfassen - und damit wäre ein männlicher Minister nun nicht konfrontiert. Aber man muss ja nicht überall zu 100 % einer Meinung sein: Let's agree to disagree (zumindest ein bisserl)!

  • Ich denke, dass die Hymne ein anderes Problem in Wahrheit betrifft.
    Die Leute haben einen tiefen Hass auf diese feudal beamtete Proporzregierung.
    Die Regierung ist komplett unfähig Reformen durchzuziehen, das System verschlingt Jahr für Jahr Milliarden an € mehr und es geht nur um dieae depperte Hymne, wie um Gessler seinen Hut.
    Weder sind die Frauen in der Altersgruppe 50+ gleichgestellt, noch wurden die feudal föderalen Ausgaben für den Hofstaat auf ein sinnvolles Maß reduziert. Da in Österreich ein sehr patriarchale unliberale Anti-Leister Gesinnung vorherrscht und die Regierung das vorlebt, darf frau sich nicht wundern, wenn das Volk das nachahmt.
    Eine Merkel würde es hier nie nach oben bringen, ebenso wenig wie ein Mario Draghi. Das System bevorzugt alte brave Parteisoldaten ohne Hirn und Männer bekommen den Großteil in den Parteien.

    daher sind die Töchter in der Hymne die reinste Verhöhnung und das Volk reagiert undifferenziert mit Wut.

  • Sehr geehrte Frau Brodnig!
    Einen klugen Kommentar haben Sie hier wieder abgeliefert. Wichtig finde ich auch den Hinweis, dass es egal ist, ob das Auftreten der Frau Minister hier unglücklich und peinlich ist oder nicht. So soll und darf mit einem Menschen, auch wenn er in der Öffentlichkeit steht, nicht umgegangen werden! Als Gegenmittel kann man allen Personen der Öffentlichkeit nur raten, nicht auf Plattformen aufzutreten, wo "jeder" mitposten kann, oder genügend Kontrollkapazitäten zu haben. Das ist schade; ich würde lieber in einer Gesellschaft leben, wo Menschen zivilisiert miteinander umgehen (auch medial) und der Begriff Shitstorm nicht existiert.
    Frau Brodnig, Sie sind eine der positivsten Erscheinungen im österreichischen Journalismus, was sich erst letztlich wieder durch ihre sachliche Auseinandersetzung zur "Klarnamendebatte" zeigte. Danke!

    • Vielen Dank für Ihre überaus freundlichen Worte! Leider stimmt es, dass viele Personen der Öffentlichkeit aufgrund dieser Angst diese offenen Plattformen meiden. Aber meine Hoffnung ist, dass in Zukunft die Social-Media-Kommunikation professioneller wird und gleichzeitig auch das Bewusstsein des einzelnen steigt, was noch ein angemessener Tonfall ist. Aber allein, dass wir diese Debatte führen, zeigt ja, dass dieses Thema vielen anscheinend wichtig ist.

  • Zum Thema AntifeministInnen ist eine interessante Beobachung, dass einige sozusagen aus den eigenen Reihen kommen. Viele Frauen verstehen das Verhalten ven sogenannten Emanzen und die Art zu integrieren auch nicht. Das Hauptproblem ist einfach das dieses Thema bis zum Exzess getrieben wurde und dadurch auch unser Kulturgut (Hymne) und unsere Sprache (Innen, die/der) verkompliziert und teilweise auch verschandelt hat. Diese hässlichen Kommentare unter der Gürtellinie sind definitiv Fehl am Platz und spiegelt leider einen Teil der Gesellschaft wieder, aber die Diskussion an sich ist leider schon überfällig und meiner Meinung auch angebracht und gerechtfertigt.
    Die Social Media Betreuer von Frau Bundesministerin haben leider ihr Berufsziel verfehlt.....auf einen Shitstorm (offene Brief der Grünen) so eine Stellung Beziehung ist politischer Selbstmord...aber da braucht man kein Genie zu sein um das zu erkennen. Fazit.....Gute und interessante Diskussion, PR-Berater vom Bundesministerium sollte deren Berufswahl nochmal kur überdenken, Kommentare mit Fikalsprache....naja manchmal ist es gut, dass diese Leute Nichtwählern gehen, FeministInnen einfach einmal reflektieren und darüber nachdenken ob manchmal weniger mehr ist!

  • Wieso werden die Morddrohungen gelöscht und nicht strafrechtlicher Verfolgung zugeführt? Hier gibt es nichts zu schützen.

    • Gelöscht wurden sie wohl, damit das nicht weiterhin so stehen bleibt. Ob es weitere strafrechtliche Konsequenzen geben wird, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Kann aber montags nochmal nachfragen, ob das Ministerium gegen einzelne Poster rechtlich vorgehen will.

  • Vielen Dank für die klaren Worte, ich finde die aktuellen Entwicklungen (auch) sehr bedenklich.

  • Die Anonymität des Internets zeigt uns nur, was schon lange prädigital in den Leuten brodelte. Aber nur über Sichtbares kann man diskutieren. Diese positiven Seiten sollte man auch sehen. Es mag tatsächlich im ersten Moment ein Schockeffekt eintreten, wenn man unbedarft auf eine Troll-Vorhölle stößt, aber das gibt sich mit der Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand, der ernsthaft zu einem Thema recherchiert und engagiert ist, von Trollen abschrecken lässt. Aus dem eigenen Blog kann man Trolle aussperren, bei Facebook und Google+ blockieren etc. Reine Beleidigungen kann man löschen. Wenn Beleidigungen mit Inhalten verknüpft sind, muss man halt entscheiden. Im Zweifel für den Troll, das ist meine persönliche Meinung. Ich möchte dass Menschen ihre Meinung sagen dürfen, auch die Frustrierten.

    • Ich sehe das anders: Sicher haben Sie Recht, dass viele dieser Gefühle auch schon früher da waren. Das Besondere an der digitalen Kommunikation ist aber, dass es dabei schneller zu verbalen Entgleisungen kommt, weil wichtige Signale fehlen, die auch die Empathie fördern. So fehlen in der schriftlichen Kommunikation im Internet viele nonverbale Signale und das führt dazu, dass Menschen mitunter gar nicht merken, wenn sie sich selbst in eine Rage reden und andere dadurch verletzen. Es fehlt zum Beispiel der Augenkontakt, der ein wichtiges Signal ist. Man sieht nicht, ob der andere nach einer Aussage gekränkt dreinblickt, ob Mithörende mit der Stirn runzeln oder ob die Stimme des anderen plötzlich leiser klingt. Das mag sich nach Nebensächlichkeiten anhören, ist es aber nicht: All diese Signale sind wichtig in der Gesellschaft, um einander (ganz unauffällig) Feedback zu geben und gegenseitig in einer Tonalität miteinander zu reden, die für alle in Ordnung ist. Dadurch, dass diese Signale online leider wegfallen, wird es oft schriller und das führt oft nicht zu mehr Erkenntnis oder einer ehrlicheren Debatte, sondern dass am Ende alle nur aufeinander wütend oder gekränkt sind. Dazu passend gibt's auch eine spannende Studie: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0

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