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How to fight online hate – mein Talk von TEDxLinz (Video & Transkript)

Dieses Thema ist mir wichtig: Ich habe für TEDxLinz zusammengefasst, warum es zu so viel Hass im Internet kommt und wie man dagegen vorgehen kann

Denn Tag für Tag erleben wir online Hass und Häme und ich glaube, dass das einige Menschen besorgt. Danke an das Team von TEDxLinz, dass ich zu Wort kommen durfte!

 

Hier das Transkript:

Ich muss mich zuallererst bei Ihnen allen entschuldigen, weil ich ein bisschen nachdenklicher reden werde, weil ich über die dunkleren Facetten des Internets spreche. Auch die gibt es.

Ich stehe heute hier, weil mir nicht behagt, wie wir online miteinander reden
Ich stehe heute hier, weil mir nicht behagt, wie wir online miteinander reden, wie einzelne Menschen, Gruppierungen und Meinungen niedergemacht werden und viel zu oft die Rüpel den Ton angeben. Die Menschen, die man im Englischen als Bullys bezeichnen würde, als diejenigen, die sich groß fühlen, wenn sie andere klein machen.

Ich will Ihnen ein ganz ein aktuelles Beispiel nennen, kürzlich hielt Emma Watson eine Rede vor der UN. Die Schauspielerin ist auch die UN-Botschafterin für Frauenrechte. Und sie erzählte aus ihrer ganz persönlichen Sicht, warum sie eine Feministin ist und wie sie schon von klein auf beobachtete, dass Burschen eine Spur anders behandelt werden als Mädchen, dass Frauen später eine Spur anders behandelt werden als Männer. Sie sagte: “Ich glaube, es ist mein Recht als Frau, dass ich die gleiche Bezahlung wie meine männlichen Kollegen bekomme. Ich glaube auch, dass ich gesellschaftlich den gleichen Respekt verdiene.” Für sie ist das ein Menschenrecht und sie lud auch alle Männer ein, gemeinsam mit ihr für dieses Menschenrecht zu kämpfen.

Und dann sagte sie einen Satz, der hat mich sehr beeindruckt. Diese weltberühmte Schauspielerin, die sicherlich überall auftreten kann und überall Gehör findet, sagte: Sie dachte sehr lange nach, ob sie diese Rede halten soll, ob sie die Richtige dafür ist. Und sie kam dann zum Schluss: “Wenn nicht ich das sage, wer sagt es dann? Und wenn ich das nicht jetzt sage, wann wird das gesagt?”

Mir ist es so dabei gegangen, dass ich so richtig Gänsehaut bekommen habe. Und ich habe gedacht: Boah, tolle Rede, ich glaube, viele Menschen haben das ähnlich gesehen. Aber nicht alle.

Wir beobachteten prompt wieder etwas, das man als Hass und Häme im Internet bezeichnen kann
Und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Punkt: Wir beobachteten prompt wieder etwas, das man als Hass und Häme im Internet bezeichnen kann. Nur zwei Beispiele: Auf der Diskussionsplattform 4chan, die für ihren argen Ton berühmt ist, schrieb einer: “Feminismus ist wie Krebs”. Und was machen wir mit Krebs? Das ist ein Geschwür, das schneiden wir weg. Und in Österreich auf, der Webseite des Standard, schrieb einer im Forum über Emma Watson: “Darauf hat die Welt gewartet”. Und eine andere kommentierte gleich daneben: “Was für eine Lebenserfahrung hat die denn?” Soll heißen: Was pudelt sich die da auf?

Manchmal scheint mir, als sei der Hass und die Häme im Internet grenzenlos. Nicht nur bei wichtigen gesellschaftlichen Themen wie dem Feminismus und der Gleichstellung, nein, auch bei komplett lächerlichen Sachen wie bei MP3-Playern.

Wahre Geschichte: Ein Journalist schrieb in einer Onlinezeitung eine Rezension über einen MP3-Player und ein Leser antwortete ihm mit den Worten dann: “Lieber David, zuallererst möchte ich sagen, du redest nur Scheiße”. Es geht hier um einen MP3-Player. Ich bin mir nicht sicher, ob die Rezension eines MP3-Players es wert ist, Menschen aufs übelste zu beleidigen. Und tatsächlich beobachten wir, dass das aber dauernd passiert. Dass Menschen im Internet eine Spur enthemmter, eine Spur ungezügelter und auch aggressiver werden.

Es gibt Erklärungen aus der Psychologie und Verhaltensforschung, warum das so ist. Die wichtigste Theorie ist der Online Disinhibition Effect. Zu Deutsch der Online-Enthemmungs-Effekt, dieser Begriff wurde von dem Psychologen John Suler geprägt, er nennt auch mehrere Faktoren, die dazu führen, die die Enthemmung im Netz fördern. Ich möchte nur zwei davon nennen. Erstens: die Anonymität. Die Anonymität ist natürlich ein Grund, warum Menschen sich etwas leichter tun, wenn sie ausfällig werden,. Wenn man nicht mit seinem eigenen Namen dazu stehen muss, tut man sich leichter. Aber den zweiten Faktor finde ich noch eine Spur interessanter. Der zweite Faktor ist die Unsichtbarkeit im Internet.

Jetzt werden Sie vielleicht fragen: Warum unsichtbar? Das ist kompletter Blödsinn, ich werde ja nicht unsichtbar, weil ich hinter der Tastatur sitze. Gemeint ist damit, dass ich mein Gegenüber nicht sehe, seine Stimme nicht höre. Im Internet kommunizieren wir großteils schriftlich, natürlich können wir Videokonferenzen via Skype halten, aber meistens tun wir das nicht. Meistens kommunizieren wir über die Tastatur und dabei fallen wesentliche non-verbale Signale weg: Der Augenkontakt, die Stimme, die Gestik.

Der Augenkontakt fördert die Empathie, doch im Netz haben wir meistens nicht Augenkontakt
Wenn ich den Herren in der ersten Reihe, der gerade etwas tippt und einen grauen Schal trägt, anschaue und ihn beleidige und ich sehe ihn, dann sehe ich mit einem Blick, wie er darauf reagiert. Ich sehe, wenn er beschämt seine Augen abwendet oder wenn er mich ganz schockiert anschaut und sich denkt: Oh Gott, was passiert mir jetzt gerade? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich bereits in dieser Sekunde mir denke: Oh je, da bin ich vielleicht zu weit gegangen. Das ist auch nur ein Mensch und vielleicht hätte ich meine Kritik, meine Meinung sanfter formulieren können. Das erleben wir, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht sehen. Der Augenkontakt fördert die Empathie. Das zeigten übrigens auch die israelischen Forscher Noam Lapidot-Lefler und Azy Barak in einer Studie.

Der Augenkontakt fördert die Empathie, doch im Netz haben wir meistens nicht Augenkontakt. Wir haben keine Mimik und Gestik und auch ein Smiley kann kein Lächeln ersetzen.

Was also tun? Meistens kommen dann sofort die Rufe nach dem Ende der Anonymität. Der Gedanke ist, schaffen wir die Anonymität im Internet ab und dann sind alle Probleme gelöst. Ich habe ein Buch über dieses Thema geschrieben und kam zum Schluss, das stimmt so nicht. Die Anonymität ist nämlich nicht der einzige Faktor, warum Menschen oft eine Spur ruppiger online werden. Schauen Sie sich nur Facebook an: Auch dort findet man mitunter unangenehme Dinge, findet man manch ein Hassposting.

Nein. Ich glaube, wir müssen etwas tiefer gehen und die Architektur des Internets überdenken und unseren Umgang damit. Wir mach es nämlich viel zu Oft den Rüpeln zu einfach.

Ein Beispiel: Internetforen haben sich eigentlich seit den 90er-Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt. Gehe ich heute in ein Internetforum, ist es meistens so, dass ich als Oberstes den neuesten Kommentar sehe. Das Forum wird also chronologisch gereiht und das hilft jenen, die gar nicht diskutieren wollen sondern nur die anderen zutexten.

Nehmen wir an, ich poste hundert Mal in einem Forum, dann bin ich 100 Mal an erster Stelle, ganz oben, prominent sichtbar. Aber was ist, wenn ich nur einmal poste, weil ich eigentlich nur eine Sache zu sagen habe, und wenn ich diesen Punkt dann eingebracht habe, dann passt es für mich, dann habe ich meinen Beitrag geleistet? Dann poste ich einmal und ich bin nur einmal oben. Ich bin nur ganz kurz oben sichtbar. Aber ist meine eine Wortmeldung, denn so viel weniger wert als die Wortmeldung des anderen, der auf Teufel komm raus hundert Mal postet?

Technik ist nur ein Teil der Lösung. Das Entscheidende ist, dass Webseitenbetreiber Verantwortung übernehmen
Genau solche Systeme helfen jenen, die extrem aggressiv kommunizieren und eigentlich die anderen nur niedertexten wollen. Die gute Nachricht ist aber: Das müsste überhaupt nicht so sein, es gibt bereits Webseiten, die das ganz anders praktizieren. Ein gutes Beispiel ist das amerikanische Blog Gawker, das hat eine andere Reihung eingeführt, dort wird nicht mehr der neueste Kommentar ganz oben angezeigt, sondern man hebt die spannendsten Diskussionen hervor. Und Gawker versteht als spannendste Diskussion jene Wortmeldungen, die oft geteilt, empfohlen, diskutiert wurden oder wo auch die Journalisten der Webseite selbst mitdiskutiert haben. Die Idee ist also, dass man jene Wortmeldungen hervorhebt, die vielleicht auch für die meisten User interessant sind. Und dass man vor allem die Wortmeldungen, die destruktiv sind, etwas stärker ausblendet, etwas weiter nach hinrein bringt – allein das hilft schon, allein so ein System fördert bereits Verantwortung.

Aber Technik, Technik ist nur ein Teil der Lösung. Das Entscheidende ist, dass Webseitenbetreiber Verantwortung übernehmen, dass es eigentlich ganz normal wird, dass man die eigene Community vor den Rüpeln beschützt, dass man User in Schutz nimmt vor denen, die offensichtlich zu weit gehen. Und es gibt auch hier Orte, wo das bereits passiert.

Zum Beispiel die deutsche Wochenzeitung die Zeit, auf deren Online-Ausgabe wird tatsächlich jeder der 16.000 Kommentare, die in der Woche gepostet werden, gelesen. Die Zeit Online hat ein Community-Team, das aus zwei Redakteuren und zwölf Moderatoren besteht. Und die greifen notfalls ein, sind dabei aber extrem transparent. Sie schreiben zum Beispiel, wenn etwas gelöscht wird, warum das passiert. Da steht dann: “Entfernt, da unsachlich.” Oder: “Entfernt, bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit seriösen Quellen. Danke, die Redaktion”. Das Ziel ist, dass man den eigenen Lesern auch zeigt, was für eine Debatte man sich wünscht, und klarmacht, wo man die Grenze zieht zwischen einer zulässigen Meinung und einer Verschwörungstheorie oder einer polemischen, untergriffigen Reaktion.

Es ist eine große Leistung unserer Gesellschaft, dass wir lernen, mit unseren Aggressionen so umzugehen, dass wir nicht ständig andere verletzen
Die Idee ist dort auch, dass die eigenen Mitarbeiter vorleben, wie eine angenehme Debatte ablaufen kann. Die Mitarbeiter sollen sich auch selbst einbringen und zeigen, wie man miteinander respektvoll diskutieren kann. Ich habe mit David Schmidt, das ist einer der Community-Redakteure gesprochen, der hat mir erzählt, wie sich das dann auswirkt. Ich zitiere ihn, er sagte: “Sobald irgendein Mitglied der Redaktion, sei es auch nur ein Moderator, einen Kommentar verfasst, beruhigt sich jede Debatte. Zumindest ein Stückweit, zumindest eine Zeitlang. Ich glaube, es liegt daran, dass die Leser erst einmal vor diese Wand gestellt sind, die Seite wirkt irgendwie kalt, unmenschlich, das ist ein Produkt. Das lese ich und dann fange ich an, zu zetern. Sobald da aber ein Mensch ist, der sagt, dass er sich Gedanken dazu gemacht hat, gehe ich ganz anders damit um.”

Ich möchte den letzten Satz noch einmal wiederholen, weil ich ihn so schön finde. Er sagte: “Sobald da aber ein Mensch ist…” Da sind wir wieder beim Gefühl der Unsichtbarkeit. Es klingt absurd, aber die verschriftlichte Kommunikation des Internets führt tatsächlich dazu, dass man zu leicht vergisst, dass der andere auch nur ein Mensch ist. Und darum braucht es Tools und Mechanismen, die das wieder in Erinnerung führen und auch die Empathie fördern.

Und jetzt komme ich zu meinem letzten Punkt: Warum ist das wichtig?

Man könnte jetzt auch sagen, ist doch egal, wenn sich die Leute online ein bisschen ruppiger verhalten, ein bisschen aggressiver als sonst zueinander sind. Oder vielleicht ist es sogar interessant zu sehen, welche Aggression, welche bösartigen, auch dunklen Gedanken in den Menschen drinnenstecken – was man sonst nicht sieht.

Ich glaube, diese Argumentation ist falsch. Ich persönlich will zumindest nicht jegliche Aggression sehen, die in den Menschen dringesteckt, ich glaube, es ist eine große Leistung unserer Gesellschaft, dass wir lernen, mit unseren Aggressionen so umzugehen, dass wir nicht ständig andere Menschen verletzen. Und das sollten wir eigentlich auch im Internet tun.

Und noch wichtiger ist meines Erachtens, dass wir in einer Zeit leben, in der immer mehr gesellschaftliche Debatten, immer mehr gesellschaftliche Fragen im Internet ausgehandelt werden. Und da stellt sich die Frage: Was bedeutet es für die Online-Debatte, wenn diese immer von Beschimpfungen und Beleidigungen überschattet wird? Wirkt sich das irgendwie auf die Sichtweise der Menschen, auf die Einstellungen der Menschen aus? Hat das einen Effekt?

Genau das fragten sich auch Forscher der University of Wisconsin, die eine große Studie machten und 1100 Menschen befragten. Diese 1100 Probanden sollten zuerst einen Blogeintrag über Nanotechnologie lesen, der ziemlich sachlich verfasst war, und darunter dann die Kommentare. Die eine Hälfte las Kommentare, in denen zwar eifrig, aber ohne Schimpfworte diskutiert wurde. Und die andere Hälfte las die exakt gleichen Kommentare, nur mit einem Unterschied: Es wurden ganz geschickt Schimpfworte miteingewoben. Zum Beispiel kam ein Argument, das die anderen auch lasen, nur dahinter stand zusätzlich der Satz: Wer das nicht versteht, ist ein Idiot.

Was aber, wenn diese Hasspostings und dieser Spott dazu führen, dass ihr berechtigtes Anliegen desavouiert wird?
Die Forscher verglichen diese beiden Gruppen, um sich anzusehen, ob die dem Thema Nanotechnologie dann anders gegenüberstehen und sie nannten ihre eigenen Ergebnisse “verstörend”. Denn die Schimpfpostings führten dazu, dass die Befragten dem Thema Nanotechnologie viel negativer gegenüberstanden. Egal, was im Artikel wirklich drinnenstand. Und das Gelesene wurde viel negativer interpretiert, wenn darunter Beleidigungen auch zu finden waren. Das legt den Schluss nahe: Ich kann tatsächlich ein Thema vergiften, nicht indem ich Argumente verwende, nein, nur Beleidigungen. Die reichen schon. Und die Forscher nannten das sehr griffig den “Nasty Effect”. Den fiesen Effekt, weil es eigentlich total fies ist, dass ich nicht mit Argumenten gewinne, mich durchsetze, sondern nur mit der Tonalität.

Mich persönlich hat das sehr zum Nachdenken gebracht. Ich möchte nur an Emma Watson erinnern. Diese Frau stellt sich hin und sagt, mir ist Feminismus wichtig, ich glaube, es ist ein wichtiges Anliegen in unserer Gesellschaft, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten bekommen. Und sie erntet im Internet auch Spott und Hass dafür.

Was aber, wenn diese Hasspostings und dieser Spott dazu führen, dass ihr berechtigtes Anliegen desavouiert wird? Wenn das tatsächlich mit den Ausschlag gibt, dass Feminismus zum Beispiel diskreditiert wird – nicht mit Argumenten, mit Spott. Die Gefahr ist also, dass hier einzelne Themen kaputtgeredet werden mit Aggression, nicht mit Argumenten.

Und in einer Zeit, in der wir immer mehr unserer demokratischen Debatten im Internet ausleben, halte ich das für riskant.

Das ist der Grund, warum ich heute hier stehe und warum ich es für wichtig empfinde, dass wir auch im Internet auf Augenhöhe miteinander diskutieren können. Ich persönlich glaube auch, dass immer mehr Menschen das ähnlich sehen und dass sogar immer mehr Webseitenbetreiber und Plattformen erkennen, dass es wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen und für einen respektvolleren Ton zu sorgen.

Denn es geht hier nicht um einzelne Befindlichkeiten oder um die Zukunft einzelner Webseiten. Es geht um eine ganz zentrale Frage: Wie wollen wir im 21. Jahrhundert miteinander diskutieren?

Und wer entscheidet das, wenn nicht wir? Und wann diskutieren wir das, wenn nicht jetzt?

Danke schön.

 

Weitere Links:

– Wer sich für UN-Initiative von Emma Watson HeForShe interessiert, findet hier weitere Infos: HeForShe.org

– Mehr Infos zum Thema Aggression im Netz, und was die Hintergründe sind, findet man in meinem Buch “Der unsichtbare Mensch”

 

Das YouTube-Video findet man auch hier, das obige Bild ist ein Screenshot daraus. Dank an TEDxLinz

 

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  • Die Inhalte der Postings entsprechen sicher nicht der feinen englischen Art. Aber Hass, eher
    Nein. Sie bringen – zugegeben auf recht derbe Weise – das wieder, was die Bevölkerung
    von Heinisch-Hosek hält. Nämlich nicht sehr viel. Die SPÖ-Politikerin ist allgemein (und
    das hat nichts mit Gabalier zu tun) sehr unbeliebt. Sie ist abgehoben, präpotent und arrogant.
    Diese mehr als 14.000 Postings wurden von Personen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten verfasst und sind daher in der Auswertung aussagekräftiger, als jede ach so repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes.

    • Es ist immer schwierig zu definieren: Was ist ein Hassposting? Ab wann kann davon die Rede sein? Ich vermute, wir zwei haben da nicht die gleiche Definition, möchte ich einwenden

  • Kleine Korrektur: Gabalier ist kein Volksmusiker, sondern ein volksdümmlicher Musiker.
    Ansonsten super Artikel.

  • Ich hatte früher großen Respekt vor Heimisch-Hosek,
    aber sie ist nur bei bestimmten Frauen-Themata selbstsicher.
    Leider hat sie ebenfalls vollkommen in ihrer vorherigen letzten Position (Beamtenministerin) und aktuellen Position (Unterrichtsministerin) voll versagt.
    Die Bienalsprünge sind noch immer da und die werden der Republik viel Geld kosten und das Bildungssystem ist nicht einmal auf dem Weg zu einer Reform.
    Versagen gehört zum Leben, ich versagte und scheiterte auch einmal im Leben und zog die Konsequenzen und trat zurück.

    Leider kann das die Frauenministerin nicht, aber diese Schwäche betrifft nicht nur sie, sondern die ganze Bundesregierung.

    Sie ist nur stark bei gewissen Frauenthemen, aber bei Khol, Blecha, Hundstorfer, Neugebauer ist die gute so ein devotes Weiblein,
    das es ärger nicht mehr geht.
    Ich habe gehofft, dass Heinisch-Hosek hier tuff enough ist,
    aber leider hatte ich mich getäuscht und zu viel von ihr erwartet.

    • Ich glaube, Sie sind nicht der einzige, der von der Performance als Unterrichtsministerin nicht gerade überzeugt wurde. Die Pisa-Aufregung et cetera waren keine Glanzleistungen. Aber ich muss sagen, finde die Beschreibung "devotes Weiblein" ziemlich untergriffig - vielleicht könnte man das eine Spur neutraler formulieren. Als Frau stößt es mir übel auf, wenn andere Frauen als Weiblein bezeichnet werden - auch wenn ich verstehe, dass Ihre Kritik in erster Linie darauf fußt, dass Sie sich mehr erwartet haben!

      • Die einst sehr geschätzte Ministerin ist manchmal sehr provozierend, deswegen bediente ich mich auch des Stilmittels der Polemik.
        Es ist doch war, dass die Ministerin in Beantensachen sich nicht gegen die Macht des Neugebauers durchsetzen konnte.
        Das derzeitige Pensionssystem in der Altersgruppe 55+ bevorzugt generell Männer, besonders bei den Luxuspensionen.
        Da die Ministerin auch bei Frauenangelegenheiten diese Altersgruppe aussen vor ließ, habe ich bewusst provoziert.

        Oftmals wird das Gender-Pay-Gap von der Frauenministerin hergenommen. Ich möchte anmerken, dass das Gender-Pay-Gap in der Altersgruppe unter 30 nur marginal vorhanden ist. Das größte Gender-Pay-Gap ist in der Altersgruppe 50+ vorhanden. Viel größer als das Gender-Pay-Gap ist das Generation-Pay-Gap.
        Die Belastungen der jüngeren werden immer höher, es wird immer mehr Leustung abverlangt und durch die höheren Belastungen wird kommen geringere netto Gehälter heraus.

        Generationengerechtigkeit gibt es hier nicht und wer seinen Kindern eine öde abgewirtschaftete Wüste hinterlässt, der darf sich nicht wundern, wenn sich diese radikalen Ideen zuwenden.

  • Da schockierende ist, da posten Leute aus meiner Facebook-Timeline mit, die das auch noch stolz verkünden. Leute, die ich bis eben noch für aufgeklärte halblinke gehalten habe. Man merkt nicht nur bei dieser Aktion, dass sich die Leute im Recht fühlen, so zu agieren, was erlaubt sich diese Person, weg mit ihr! Die ist selbst schuld, das hat sie verdient, sie stellt sich gegen uns alle. Nicht die Taten, aber die Worte und Rechtfertigungen erinnern mich an einen Radiobericht aus 1938, den Peter Daser vor einiger Zeit auf Twitter verlinkte, in dem der Nazi-Reporter am Tag nach dem Synagogenbrand erklärt, warum das Volk das zurecht mache. Das sind ganz ähnliche Argumente! Von wenigen eindeutigen Postings abgesehen sehe im Heinisch-Hosek-Shitstorm allerdings gar nicht so sehr die feministische Komponente im Vorderdrund, sondern eher die Indentifikation mit dem vermeintlichen Helden, der es denen da oben zeigt. Ein männlicher Unterrichtsminister hätte hier nicht wesentlich weniger einstecken müssen.

    • Naja, also ich mag mir diesen Shitstorm aus psychohygienischen Gründen nicht anschauen, aber ich kenne die entsprechende "Diskussion" aus dem Standard-Forum. Und dort war es nach meinem Eindruck schon so, dass der antifeministische Aspekt im Vordergrund stand. Also nicht weil der Binnen-i-Verweigerer es "denen da oben" zeigt, ist er beliebt, sondern weil er "sich traut", es "den Feministinnen so richtig zu zeigen". Mir kommt es so vor, dass diese Wutbürger in Wirklichkeit nicht gegen "die da oben" sind, sondern eher nach dem klassischen Radfahrerprinzip handeln (nach oben buckeln, nach unten treten). So zumindest mein Eindruck.

    • Den Hinweis auf den "vermeintlichen Helden" finde ich sehr gut, tatsächlich wird da dem Musiker Gabalier die Rolle des Robin Hoods zugeschrieben, der sich mit den "Mächtigen" anlegt. Ich erinnere nur an einen weiteren solchen "Helden", der das politische System umkrempeln wollte: Frank Stronach. Wie das ausgegangen ist, wissen wir bekanntlich. Was die Frauen-Komponente betrifft, sind wir wahrscheinlich nicht einer Meinung. Ich bin auch dieser Ansicht, weil viele User dezidiert antifeministische Postings verfassen - und damit wäre ein männlicher Minister nun nicht konfrontiert. Aber man muss ja nicht überall zu 100 % einer Meinung sein: Let's agree to disagree (zumindest ein bisserl)!

  • Ich denke, dass die Hymne ein anderes Problem in Wahrheit betrifft.
    Die Leute haben einen tiefen Hass auf diese feudal beamtete Proporzregierung.
    Die Regierung ist komplett unfähig Reformen durchzuziehen, das System verschlingt Jahr für Jahr Milliarden an € mehr und es geht nur um dieae depperte Hymne, wie um Gessler seinen Hut.
    Weder sind die Frauen in der Altersgruppe 50+ gleichgestellt, noch wurden die feudal föderalen Ausgaben für den Hofstaat auf ein sinnvolles Maß reduziert. Da in Österreich ein sehr patriarchale unliberale Anti-Leister Gesinnung vorherrscht und die Regierung das vorlebt, darf frau sich nicht wundern, wenn das Volk das nachahmt.
    Eine Merkel würde es hier nie nach oben bringen, ebenso wenig wie ein Mario Draghi. Das System bevorzugt alte brave Parteisoldaten ohne Hirn und Männer bekommen den Großteil in den Parteien.

    daher sind die Töchter in der Hymne die reinste Verhöhnung und das Volk reagiert undifferenziert mit Wut.

  • Sehr geehrte Frau Brodnig!
    Einen klugen Kommentar haben Sie hier wieder abgeliefert. Wichtig finde ich auch den Hinweis, dass es egal ist, ob das Auftreten der Frau Minister hier unglücklich und peinlich ist oder nicht. So soll und darf mit einem Menschen, auch wenn er in der Öffentlichkeit steht, nicht umgegangen werden! Als Gegenmittel kann man allen Personen der Öffentlichkeit nur raten, nicht auf Plattformen aufzutreten, wo "jeder" mitposten kann, oder genügend Kontrollkapazitäten zu haben. Das ist schade; ich würde lieber in einer Gesellschaft leben, wo Menschen zivilisiert miteinander umgehen (auch medial) und der Begriff Shitstorm nicht existiert.
    Frau Brodnig, Sie sind eine der positivsten Erscheinungen im österreichischen Journalismus, was sich erst letztlich wieder durch ihre sachliche Auseinandersetzung zur "Klarnamendebatte" zeigte. Danke!

    • Vielen Dank für Ihre überaus freundlichen Worte! Leider stimmt es, dass viele Personen der Öffentlichkeit aufgrund dieser Angst diese offenen Plattformen meiden. Aber meine Hoffnung ist, dass in Zukunft die Social-Media-Kommunikation professioneller wird und gleichzeitig auch das Bewusstsein des einzelnen steigt, was noch ein angemessener Tonfall ist. Aber allein, dass wir diese Debatte führen, zeigt ja, dass dieses Thema vielen anscheinend wichtig ist.

  • Zum Thema AntifeministInnen ist eine interessante Beobachung, dass einige sozusagen aus den eigenen Reihen kommen. Viele Frauen verstehen das Verhalten ven sogenannten Emanzen und die Art zu integrieren auch nicht. Das Hauptproblem ist einfach das dieses Thema bis zum Exzess getrieben wurde und dadurch auch unser Kulturgut (Hymne) und unsere Sprache (Innen, die/der) verkompliziert und teilweise auch verschandelt hat. Diese hässlichen Kommentare unter der Gürtellinie sind definitiv Fehl am Platz und spiegelt leider einen Teil der Gesellschaft wieder, aber die Diskussion an sich ist leider schon überfällig und meiner Meinung auch angebracht und gerechtfertigt.
    Die Social Media Betreuer von Frau Bundesministerin haben leider ihr Berufsziel verfehlt.....auf einen Shitstorm (offene Brief der Grünen) so eine Stellung Beziehung ist politischer Selbstmord...aber da braucht man kein Genie zu sein um das zu erkennen. Fazit.....Gute und interessante Diskussion, PR-Berater vom Bundesministerium sollte deren Berufswahl nochmal kur überdenken, Kommentare mit Fikalsprache....naja manchmal ist es gut, dass diese Leute Nichtwählern gehen, FeministInnen einfach einmal reflektieren und darüber nachdenken ob manchmal weniger mehr ist!

  • Wieso werden die Morddrohungen gelöscht und nicht strafrechtlicher Verfolgung zugeführt? Hier gibt es nichts zu schützen.

    • Gelöscht wurden sie wohl, damit das nicht weiterhin so stehen bleibt. Ob es weitere strafrechtliche Konsequenzen geben wird, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Kann aber montags nochmal nachfragen, ob das Ministerium gegen einzelne Poster rechtlich vorgehen will.

  • Vielen Dank für die klaren Worte, ich finde die aktuellen Entwicklungen (auch) sehr bedenklich.

  • Die Anonymität des Internets zeigt uns nur, was schon lange prädigital in den Leuten brodelte. Aber nur über Sichtbares kann man diskutieren. Diese positiven Seiten sollte man auch sehen. Es mag tatsächlich im ersten Moment ein Schockeffekt eintreten, wenn man unbedarft auf eine Troll-Vorhölle stößt, aber das gibt sich mit der Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand, der ernsthaft zu einem Thema recherchiert und engagiert ist, von Trollen abschrecken lässt. Aus dem eigenen Blog kann man Trolle aussperren, bei Facebook und Google+ blockieren etc. Reine Beleidigungen kann man löschen. Wenn Beleidigungen mit Inhalten verknüpft sind, muss man halt entscheiden. Im Zweifel für den Troll, das ist meine persönliche Meinung. Ich möchte dass Menschen ihre Meinung sagen dürfen, auch die Frustrierten.

    • Ich sehe das anders: Sicher haben Sie Recht, dass viele dieser Gefühle auch schon früher da waren. Das Besondere an der digitalen Kommunikation ist aber, dass es dabei schneller zu verbalen Entgleisungen kommt, weil wichtige Signale fehlen, die auch die Empathie fördern. So fehlen in der schriftlichen Kommunikation im Internet viele nonverbale Signale und das führt dazu, dass Menschen mitunter gar nicht merken, wenn sie sich selbst in eine Rage reden und andere dadurch verletzen. Es fehlt zum Beispiel der Augenkontakt, der ein wichtiges Signal ist. Man sieht nicht, ob der andere nach einer Aussage gekränkt dreinblickt, ob Mithörende mit der Stirn runzeln oder ob die Stimme des anderen plötzlich leiser klingt. Das mag sich nach Nebensächlichkeiten anhören, ist es aber nicht: All diese Signale sind wichtig in der Gesellschaft, um einander (ganz unauffällig) Feedback zu geben und gegenseitig in einer Tonalität miteinander zu reden, die für alle in Ordnung ist. Dadurch, dass diese Signale online leider wegfallen, wird es oft schriller und das führt oft nicht zu mehr Erkenntnis oder einer ehrlicheren Debatte, sondern dass am Ende alle nur aufeinander wütend oder gekränkt sind. Dazu passend gibt's auch eine spannende Studie: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0

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