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How to fight online hate – mein Talk von TEDxLinz (Video & Transkript)

Dieses Thema ist mir wichtig: Ich habe für TEDxLinz zusammengefasst, warum es zu so viel Hass im Internet kommt und wie man dagegen vorgehen kann

Denn Tag für Tag erleben wir online Hass und Häme und ich glaube, dass das einige Menschen besorgt. Danke an das Team von TEDxLinz, dass ich zu Wort kommen durfte!

 

Hier das Transkript:

Ich muss mich zuallererst bei Ihnen allen entschuldigen, weil ich ein bisschen nachdenklicher reden werde, weil ich über die dunkleren Facetten des Internets spreche. Auch die gibt es.

Ich stehe heute hier, weil mir nicht behagt, wie wir online miteinander reden
Ich stehe heute hier, weil mir nicht behagt, wie wir online miteinander reden, wie einzelne Menschen, Gruppierungen und Meinungen niedergemacht werden und viel zu oft die Rüpel den Ton angeben. Die Menschen, die man im Englischen als Bullys bezeichnen würde, als diejenigen, die sich groß fühlen, wenn sie andere klein machen.

Ich will Ihnen ein ganz ein aktuelles Beispiel nennen, kürzlich hielt Emma Watson eine Rede vor der UN. Die Schauspielerin ist auch die UN-Botschafterin für Frauenrechte. Und sie erzählte aus ihrer ganz persönlichen Sicht, warum sie eine Feministin ist und wie sie schon von klein auf beobachtete, dass Burschen eine Spur anders behandelt werden als Mädchen, dass Frauen später eine Spur anders behandelt werden als Männer. Sie sagte: “Ich glaube, es ist mein Recht als Frau, dass ich die gleiche Bezahlung wie meine männlichen Kollegen bekomme. Ich glaube auch, dass ich gesellschaftlich den gleichen Respekt verdiene.” Für sie ist das ein Menschenrecht und sie lud auch alle Männer ein, gemeinsam mit ihr für dieses Menschenrecht zu kämpfen.

Und dann sagte sie einen Satz, der hat mich sehr beeindruckt. Diese weltberühmte Schauspielerin, die sicherlich überall auftreten kann und überall Gehör findet, sagte: Sie dachte sehr lange nach, ob sie diese Rede halten soll, ob sie die Richtige dafür ist. Und sie kam dann zum Schluss: “Wenn nicht ich das sage, wer sagt es dann? Und wenn ich das nicht jetzt sage, wann wird das gesagt?”

Mir ist es so dabei gegangen, dass ich so richtig Gänsehaut bekommen habe. Und ich habe gedacht: Boah, tolle Rede, ich glaube, viele Menschen haben das ähnlich gesehen. Aber nicht alle.

Wir beobachteten prompt wieder etwas, das man als Hass und Häme im Internet bezeichnen kann
Und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Punkt: Wir beobachteten prompt wieder etwas, das man als Hass und Häme im Internet bezeichnen kann. Nur zwei Beispiele: Auf der Diskussionsplattform 4chan, die für ihren argen Ton berühmt ist, schrieb einer: “Feminismus ist wie Krebs”. Und was machen wir mit Krebs? Das ist ein Geschwür, das schneiden wir weg. Und in Österreich auf, der Webseite des Standard, schrieb einer im Forum über Emma Watson: “Darauf hat die Welt gewartet”. Und eine andere kommentierte gleich daneben: “Was für eine Lebenserfahrung hat die denn?” Soll heißen: Was pudelt sich die da auf?

Manchmal scheint mir, als sei der Hass und die Häme im Internet grenzenlos. Nicht nur bei wichtigen gesellschaftlichen Themen wie dem Feminismus und der Gleichstellung, nein, auch bei komplett lächerlichen Sachen wie bei MP3-Playern.

Wahre Geschichte: Ein Journalist schrieb in einer Onlinezeitung eine Rezension über einen MP3-Player und ein Leser antwortete ihm mit den Worten dann: “Lieber David, zuallererst möchte ich sagen, du redest nur Scheiße”. Es geht hier um einen MP3-Player. Ich bin mir nicht sicher, ob die Rezension eines MP3-Players es wert ist, Menschen aufs übelste zu beleidigen. Und tatsächlich beobachten wir, dass das aber dauernd passiert. Dass Menschen im Internet eine Spur enthemmter, eine Spur ungezügelter und auch aggressiver werden.

Es gibt Erklärungen aus der Psychologie und Verhaltensforschung, warum das so ist. Die wichtigste Theorie ist der Online Disinhibition Effect. Zu Deutsch der Online-Enthemmungs-Effekt, dieser Begriff wurde von dem Psychologen John Suler geprägt, er nennt auch mehrere Faktoren, die dazu führen, die die Enthemmung im Netz fördern. Ich möchte nur zwei davon nennen. Erstens: die Anonymität. Die Anonymität ist natürlich ein Grund, warum Menschen sich etwas leichter tun, wenn sie ausfällig werden,. Wenn man nicht mit seinem eigenen Namen dazu stehen muss, tut man sich leichter. Aber den zweiten Faktor finde ich noch eine Spur interessanter. Der zweite Faktor ist die Unsichtbarkeit im Internet.

Jetzt werden Sie vielleicht fragen: Warum unsichtbar? Das ist kompletter Blödsinn, ich werde ja nicht unsichtbar, weil ich hinter der Tastatur sitze. Gemeint ist damit, dass ich mein Gegenüber nicht sehe, seine Stimme nicht höre. Im Internet kommunizieren wir großteils schriftlich, natürlich können wir Videokonferenzen via Skype halten, aber meistens tun wir das nicht. Meistens kommunizieren wir über die Tastatur und dabei fallen wesentliche non-verbale Signale weg: Der Augenkontakt, die Stimme, die Gestik.

Der Augenkontakt fördert die Empathie, doch im Netz haben wir meistens nicht Augenkontakt
Wenn ich den Herren in der ersten Reihe, der gerade etwas tippt und einen grauen Schal trägt, anschaue und ihn beleidige und ich sehe ihn, dann sehe ich mit einem Blick, wie er darauf reagiert. Ich sehe, wenn er beschämt seine Augen abwendet oder wenn er mich ganz schockiert anschaut und sich denkt: Oh Gott, was passiert mir jetzt gerade? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich bereits in dieser Sekunde mir denke: Oh je, da bin ich vielleicht zu weit gegangen. Das ist auch nur ein Mensch und vielleicht hätte ich meine Kritik, meine Meinung sanfter formulieren können. Das erleben wir, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht sehen. Der Augenkontakt fördert die Empathie. Das zeigten übrigens auch die israelischen Forscher Noam Lapidot-Lefler und Azy Barak in einer Studie.

Der Augenkontakt fördert die Empathie, doch im Netz haben wir meistens nicht Augenkontakt. Wir haben keine Mimik und Gestik und auch ein Smiley kann kein Lächeln ersetzen.

Was also tun? Meistens kommen dann sofort die Rufe nach dem Ende der Anonymität. Der Gedanke ist, schaffen wir die Anonymität im Internet ab und dann sind alle Probleme gelöst. Ich habe ein Buch über dieses Thema geschrieben und kam zum Schluss, das stimmt so nicht. Die Anonymität ist nämlich nicht der einzige Faktor, warum Menschen oft eine Spur ruppiger online werden. Schauen Sie sich nur Facebook an: Auch dort findet man mitunter unangenehme Dinge, findet man manch ein Hassposting.

Nein. Ich glaube, wir müssen etwas tiefer gehen und die Architektur des Internets überdenken und unseren Umgang damit. Wir mach es nämlich viel zu Oft den Rüpeln zu einfach.

Ein Beispiel: Internetforen haben sich eigentlich seit den 90er-Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt. Gehe ich heute in ein Internetforum, ist es meistens so, dass ich als Oberstes den neuesten Kommentar sehe. Das Forum wird also chronologisch gereiht und das hilft jenen, die gar nicht diskutieren wollen sondern nur die anderen zutexten.

Nehmen wir an, ich poste hundert Mal in einem Forum, dann bin ich 100 Mal an erster Stelle, ganz oben, prominent sichtbar. Aber was ist, wenn ich nur einmal poste, weil ich eigentlich nur eine Sache zu sagen habe, und wenn ich diesen Punkt dann eingebracht habe, dann passt es für mich, dann habe ich meinen Beitrag geleistet? Dann poste ich einmal und ich bin nur einmal oben. Ich bin nur ganz kurz oben sichtbar. Aber ist meine eine Wortmeldung, denn so viel weniger wert als die Wortmeldung des anderen, der auf Teufel komm raus hundert Mal postet?

Technik ist nur ein Teil der Lösung. Das Entscheidende ist, dass Webseitenbetreiber Verantwortung übernehmen
Genau solche Systeme helfen jenen, die extrem aggressiv kommunizieren und eigentlich die anderen nur niedertexten wollen. Die gute Nachricht ist aber: Das müsste überhaupt nicht so sein, es gibt bereits Webseiten, die das ganz anders praktizieren. Ein gutes Beispiel ist das amerikanische Blog Gawker, das hat eine andere Reihung eingeführt, dort wird nicht mehr der neueste Kommentar ganz oben angezeigt, sondern man hebt die spannendsten Diskussionen hervor. Und Gawker versteht als spannendste Diskussion jene Wortmeldungen, die oft geteilt, empfohlen, diskutiert wurden oder wo auch die Journalisten der Webseite selbst mitdiskutiert haben. Die Idee ist also, dass man jene Wortmeldungen hervorhebt, die vielleicht auch für die meisten User interessant sind. Und dass man vor allem die Wortmeldungen, die destruktiv sind, etwas stärker ausblendet, etwas weiter nach hinrein bringt – allein das hilft schon, allein so ein System fördert bereits Verantwortung.

Aber Technik, Technik ist nur ein Teil der Lösung. Das Entscheidende ist, dass Webseitenbetreiber Verantwortung übernehmen, dass es eigentlich ganz normal wird, dass man die eigene Community vor den Rüpeln beschützt, dass man User in Schutz nimmt vor denen, die offensichtlich zu weit gehen. Und es gibt auch hier Orte, wo das bereits passiert.

Zum Beispiel die deutsche Wochenzeitung die Zeit, auf deren Online-Ausgabe wird tatsächlich jeder der 16.000 Kommentare, die in der Woche gepostet werden, gelesen. Die Zeit Online hat ein Community-Team, das aus zwei Redakteuren und zwölf Moderatoren besteht. Und die greifen notfalls ein, sind dabei aber extrem transparent. Sie schreiben zum Beispiel, wenn etwas gelöscht wird, warum das passiert. Da steht dann: “Entfernt, da unsachlich.” Oder: “Entfernt, bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit seriösen Quellen. Danke, die Redaktion”. Das Ziel ist, dass man den eigenen Lesern auch zeigt, was für eine Debatte man sich wünscht, und klarmacht, wo man die Grenze zieht zwischen einer zulässigen Meinung und einer Verschwörungstheorie oder einer polemischen, untergriffigen Reaktion.

Es ist eine große Leistung unserer Gesellschaft, dass wir lernen, mit unseren Aggressionen so umzugehen, dass wir nicht ständig andere verletzen
Die Idee ist dort auch, dass die eigenen Mitarbeiter vorleben, wie eine angenehme Debatte ablaufen kann. Die Mitarbeiter sollen sich auch selbst einbringen und zeigen, wie man miteinander respektvoll diskutieren kann. Ich habe mit David Schmidt, das ist einer der Community-Redakteure gesprochen, der hat mir erzählt, wie sich das dann auswirkt. Ich zitiere ihn, er sagte: “Sobald irgendein Mitglied der Redaktion, sei es auch nur ein Moderator, einen Kommentar verfasst, beruhigt sich jede Debatte. Zumindest ein Stückweit, zumindest eine Zeitlang. Ich glaube, es liegt daran, dass die Leser erst einmal vor diese Wand gestellt sind, die Seite wirkt irgendwie kalt, unmenschlich, das ist ein Produkt. Das lese ich und dann fange ich an, zu zetern. Sobald da aber ein Mensch ist, der sagt, dass er sich Gedanken dazu gemacht hat, gehe ich ganz anders damit um.”

Ich möchte den letzten Satz noch einmal wiederholen, weil ich ihn so schön finde. Er sagte: “Sobald da aber ein Mensch ist…” Da sind wir wieder beim Gefühl der Unsichtbarkeit. Es klingt absurd, aber die verschriftlichte Kommunikation des Internets führt tatsächlich dazu, dass man zu leicht vergisst, dass der andere auch nur ein Mensch ist. Und darum braucht es Tools und Mechanismen, die das wieder in Erinnerung führen und auch die Empathie fördern.

Und jetzt komme ich zu meinem letzten Punkt: Warum ist das wichtig?

Man könnte jetzt auch sagen, ist doch egal, wenn sich die Leute online ein bisschen ruppiger verhalten, ein bisschen aggressiver als sonst zueinander sind. Oder vielleicht ist es sogar interessant zu sehen, welche Aggression, welche bösartigen, auch dunklen Gedanken in den Menschen drinnenstecken – was man sonst nicht sieht.

Ich glaube, diese Argumentation ist falsch. Ich persönlich will zumindest nicht jegliche Aggression sehen, die in den Menschen dringesteckt, ich glaube, es ist eine große Leistung unserer Gesellschaft, dass wir lernen, mit unseren Aggressionen so umzugehen, dass wir nicht ständig andere Menschen verletzen. Und das sollten wir eigentlich auch im Internet tun.

Und noch wichtiger ist meines Erachtens, dass wir in einer Zeit leben, in der immer mehr gesellschaftliche Debatten, immer mehr gesellschaftliche Fragen im Internet ausgehandelt werden. Und da stellt sich die Frage: Was bedeutet es für die Online-Debatte, wenn diese immer von Beschimpfungen und Beleidigungen überschattet wird? Wirkt sich das irgendwie auf die Sichtweise der Menschen, auf die Einstellungen der Menschen aus? Hat das einen Effekt?

Genau das fragten sich auch Forscher der University of Wisconsin, die eine große Studie machten und 1100 Menschen befragten. Diese 1100 Probanden sollten zuerst einen Blogeintrag über Nanotechnologie lesen, der ziemlich sachlich verfasst war, und darunter dann die Kommentare. Die eine Hälfte las Kommentare, in denen zwar eifrig, aber ohne Schimpfworte diskutiert wurde. Und die andere Hälfte las die exakt gleichen Kommentare, nur mit einem Unterschied: Es wurden ganz geschickt Schimpfworte miteingewoben. Zum Beispiel kam ein Argument, das die anderen auch lasen, nur dahinter stand zusätzlich der Satz: Wer das nicht versteht, ist ein Idiot.

Was aber, wenn diese Hasspostings und dieser Spott dazu führen, dass ihr berechtigtes Anliegen desavouiert wird?
Die Forscher verglichen diese beiden Gruppen, um sich anzusehen, ob die dem Thema Nanotechnologie dann anders gegenüberstehen und sie nannten ihre eigenen Ergebnisse “verstörend”. Denn die Schimpfpostings führten dazu, dass die Befragten dem Thema Nanotechnologie viel negativer gegenüberstanden. Egal, was im Artikel wirklich drinnenstand. Und das Gelesene wurde viel negativer interpretiert, wenn darunter Beleidigungen auch zu finden waren. Das legt den Schluss nahe: Ich kann tatsächlich ein Thema vergiften, nicht indem ich Argumente verwende, nein, nur Beleidigungen. Die reichen schon. Und die Forscher nannten das sehr griffig den “Nasty Effect”. Den fiesen Effekt, weil es eigentlich total fies ist, dass ich nicht mit Argumenten gewinne, mich durchsetze, sondern nur mit der Tonalität.

Mich persönlich hat das sehr zum Nachdenken gebracht. Ich möchte nur an Emma Watson erinnern. Diese Frau stellt sich hin und sagt, mir ist Feminismus wichtig, ich glaube, es ist ein wichtiges Anliegen in unserer Gesellschaft, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte und Möglichkeiten bekommen. Und sie erntet im Internet auch Spott und Hass dafür.

Was aber, wenn diese Hasspostings und dieser Spott dazu führen, dass ihr berechtigtes Anliegen desavouiert wird? Wenn das tatsächlich mit den Ausschlag gibt, dass Feminismus zum Beispiel diskreditiert wird – nicht mit Argumenten, mit Spott. Die Gefahr ist also, dass hier einzelne Themen kaputtgeredet werden mit Aggression, nicht mit Argumenten.

Und in einer Zeit, in der wir immer mehr unserer demokratischen Debatten im Internet ausleben, halte ich das für riskant.

Das ist der Grund, warum ich heute hier stehe und warum ich es für wichtig empfinde, dass wir auch im Internet auf Augenhöhe miteinander diskutieren können. Ich persönlich glaube auch, dass immer mehr Menschen das ähnlich sehen und dass sogar immer mehr Webseitenbetreiber und Plattformen erkennen, dass es wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen und für einen respektvolleren Ton zu sorgen.

Denn es geht hier nicht um einzelne Befindlichkeiten oder um die Zukunft einzelner Webseiten. Es geht um eine ganz zentrale Frage: Wie wollen wir im 21. Jahrhundert miteinander diskutieren?

Und wer entscheidet das, wenn nicht wir? Und wann diskutieren wir das, wenn nicht jetzt?

Danke schön.

 

Weitere Links:

– Wer sich für UN-Initiative von Emma Watson HeForShe interessiert, findet hier weitere Infos: HeForShe.org

– Mehr Infos zum Thema Aggression im Netz, und was die Hintergründe sind, findet man in meinem Buch “Der unsichtbare Mensch”

 

Das YouTube-Video findet man auch hier, das obige Bild ist ein Screenshot daraus. Dank an TEDxLinz

 

View Comments

  • @Wut im Netz
    Nach einem Blick auf die Liste allfälliger Ordnungsrufe im Hohen Haus, und diversen Sager auf parteiinternen Veranstaltungen lässt sich dieses Problem wohl auch anderswo verorten … in diesem Kontext auch interessant: „Der dritte Nationalratspräsident Hofer (FPÖ) hatte vorgeschlagen, Ordnungsrufe für unangebrachte Tweets zu verteilen. Abgeordnete von SPÖ, ÖVP und den Grünen sind dagegen.“ Resümiert man etwaige Posts - von der Realität eingeholt kann ich da nur sagen! .(... warum diese Parallele noch nicht gezogenen wurde^^)

    @Psychologie der Deutung
    Bleibt wohl nur mehr die Deutung selbst zu deuten! Denn frei nach Schulz von Thun offenbaren auch Sie wie die Verfasser etwaiger Postings weit mehr als nur eine Sachebene. Die Anstrengung ihre Selbstoffenbarungsebene und Beziehungsebene zu charakterisieren, erspar ich mir.

    @Hass
    Angesichts der politischen Spielart hierzulande (aber auch anderenorts) scheint mir die Karte der „Gehässigkeit und Garstigkeit“ die gegen das Gros der Gesellschaft und zugunsten weniger ausgespielt wird, um ein vielfaches belastender. H.H. gehört mitunter auch zu den Spielmachern. Unverhohlenes und nicht mit Kreide gebleichtes (wie in der Politik üblich) Feedback steht ihr und stünde anderen zu.

    @ Angst und Konformitätsdruck
    PolitkerInnen bestehen als Volksvertreter und nicht als Interessensvertreter ihrer selbst. Die Chronologie des Hymnen-Akts illustriert, wie morbid das Selbstbild und Demokratieverständnis in der Politik ist. Von der repräsentativen Notwendigkeit des Parlamentarismus ist keine Spur. Ausgehend von diesem Zustand, darf wohl mehr vom Fehlen jeglicher Angst vor der Wut der Bürger ausgegangen werden. PolitkerInnen bestehen als Volksvertreter. Die Angst vor Nichtkonformität mit dem Groß der Wähler wäre durchaus legitim im polit. System der 2. Republik.

    @konformitätsdruck
    Zusatz: "Keine Politikerin traut sich mehr, die Meinung zu sagen", sofern sie sich nicht mit jener ihrer Wählerschaft deckt. Die werte Frau sitzt nicht wegen ihrem Selbstbild im Amt, sondern wurde wohl wegen ihrer Gebärde, einem Parteileitbild zu entsprechen, hineingewählt. Der Versuch mehr dem Selbstbild nachzueifern, als den Erwartungen der breiten Wählerschaft gerecht zu werden, stellt in der 2. Republik keine Tugend dar. Und damit spreche ich die SPÖ Wählerschaft an, welche nicht mal ansatzweise hinter ihr steht.

    @Antifeminismus
    überall Antifeminismus zu detektieren, fällt wohl auch unter diesen Tugendterrorismus…(der Artikel darüber bleibt für mich ein Selbstbezug)

    • So intellektualisiert Sie es ausdrücken mögen - ich empfinde es lediglich als eine sehr komplizierte und selbstverliebte Art mitzuteilen, dass der Artikel von Frau Brodnig Sie schlicht nicht abholt. Ihr sprachgewaltiger Täuschkörper verbirgt dennoch nicht die massive emotionale Motivation, die letztlich auf Geringschätzung der Autorin beruht.
      Es ist ja legitim, in einer solchen Diskussion auch mal die Gegenthesen anzusprechen, aber sorry, es ist mir zu billig und zu populistisch zum x-ten Mal der Leier von den bösen Politikern Gehör zu schenken, denen man ruhig mal unverhohlenes Feedback geben sollte. "Oasch" und "Fotzn" sind in der Tat unverhohlen aber halt auch weit weg von dem, das man ernsthaft als Feedback bezeichnen darf.
      Ob HH aufgrund ihres Selbstbildes oder ihres Fremdbildes in der Partei dort sitzt, wo sie ist, erscheint mir belanglos und für die Diskussion unerheblich. Hier geht es schlicht um grundlegende Kulturfragen der Kommunikation und des simplen menschlichen Respekts und nicht um die sachliche Legitimation einer Ministerin. Lassen wir doch die Kirche im Dorf und schwadronieren wir nicht in hochgeistige Metaerklärungen, wenn die Sache doch echt "oasch"-banal ist.

  • Mir gehts genau gleich und ich bin grad echt froh dass ich da nicht die einzige bin die hier so mitdenkt.

    Für mich ist die Sache jetzt ganz einfach:
    Denen wird der Standard zu stark weil sie selber den Kommentar Hype verpasst haben.
    Es geht nicht gegen Kampfposter! Es geht gegen Kommentarfunktionen und wie gesteuert die doch alle sind.
    Ein Hilfeschrei ein erbärmlicher - von jemanden der die Zeichen der Zeit nicht lesen konnte und nicht kann.

  • Ja, der Text der Hymne ist echt shit, denn auch die Redewendung "Töchter und Söhne" ist immer noch zutiefst patriachal und schließt zudem die MigrantInnen aus. Dass an die keiner denkt, und die nicht zu Wort kommen, ist wieder typisch für den Rassismus der weißen Mittelschichtfrau.

    Mit "arbeitsfroh" werden Erwerbsarbeitslose, Invalide, PensionistInnen usw. ausgeschlossen

    Mit "gläubig" die NichtkatholikInnen

    "Hoher Sendung Last" und "einige Jubelchöre" die dem "Vaterland Treue schwören", damit können sich auch Nazis bestens indentifzieren. Sowas von gleichgeschalteter Untertanenmentalität ist mit demokratisch-republikanischer Gesinnung in keinster Weise vereinbar!

    Naja, die Frau Ministerin posiert ja auch in einem offenbar aus dem Absolutismus stammenden Büro ...

    Feministinnen, denen so was nicht auffällt und die dazu schweigen müssen schon einen sehr schmalen politischen Horizont haben. Ein bissl gendern macht diesen antidemokratischen Mist auch nicht erträglicher!

    Daher schnell auf den Müllhaufen der Geschichte mit dieser Hymne. Im Zeitalter der Globalisierung brauchen wir WeltbürgerInnen doch keine Nationalhymne mehr ...

    Und überhaupt: auf einer internationalen Sportveranstaltung sich einen Gabalier die Menschen mit der österreichische Nationalhymne zwangsweise zu beglücken ist auch schon recht schräg ... Einfach zum fremdschämen dieser nationalistische Stumpfsinn.

    • how came ur wirting in german ? you might be one of those german nationalists ...ugh

  • Liebe Frau Brodnig,

    habe gerade das Video von Puls4 gesehen und weil ich die Respektlosigkeit der Menschen gegenüber anderen Menschen viele Jahre mitverfolge kann ich ihnen vielleicht auch einen weiteren Grund nennen.
    Es ist nicht alleine die Anonymität, sondern leider haben gerade viele Politiker*innen und manche Medien eine Mitschuld an den Hasspostings.
    Bevor es eine Blau -Schwarze Regierung in Österreich gab, (damals konnte man noch in einem ORF - Forum posten) war der Ton gemäßigter.
    Danach war es wie ein Dammbruch.
    Straflos konnten Wahlwerbeplakate gedruckt werden, die Menschengruppen diffamierten.
    Von "Ausländer*innen" über Bettler*innen und nun sogar EU-Bürger*innen blieb niemand verschont.
    Leider befürchte ich, dass es noch schlimmer kommt.
    Für viele Menschen ist die Grenze zwischen den Parteien verschwunden und sie fühlen sich durch die Politiker*innen nicht mehr vertreten.
    Das zeigt auch die Wahlbeteiligung.

    Mit lieben Grüßen
    Hermine Katzer

  • unterschiedliche Denkansätze und - zugänge, sehr lässig recherchiert!

  • Ich kann mir nicht vorstellen, das es dann noch was seriöses ist oder?

    Hat den jemand schon Erfahrung mit der Brustvergrößerung dort gesammelt?

    Gruß
    Svenja

  • Sehr sehr interessant.
    Gefällt mir. da kann man viel davon abgewinnen.
    Die respektvolle, friedliche und freundliche Haltung muss sich im internet etablieren.
    So hoffe ich.

  • Liebe Ingrid,

    Leider bin ich erst jetzt dazugekommen, mit den Talk anzusehen, daher kommt meine Gratulation etwas verspätet.

    Wobei ich anfangs kurz irritiert war: zum einen ist Emma Watson als Aufmacher fast zu effekt-orientiert, gemessen an den vielen heftigen Threads, die uns imho näher liegen müssten. Auf das "uns" komm ich noch. Zum anderen fehlte mir etwas die (technische) "Hardcore", von der ich ja weiß, dass du ihrer sehr wohl mächtig bist. Also in Summe etwas zu sanft.

    Doch dann hab ich realisiert, worauf du hinauswillst, und was die eigentliche Botschaft war, die du vorbildlich rübergebracht hast. Und ja, wenn das Zielpublikum "alle" lautet, und nicht nur Nerds, Kommunikations-wasweißich, oder politisch Ideologisierte, dann muss man es genau so machen. So verstehts auch meine Großmutter, und das ist wichtiger, als ein weiterer Insider-Talk.

    Well done, und liebe Grüße,
    Heinz

    P.S.: Mein öfter vorgebrachtes Anliegen, die Ventilfunktion der tiefsten Schublade nicht einfach weg zu administrieren, sondern ihrer Notwendigkeit in kontrolliertem Umfeld gerecht zu werden, halte ich aufrecht. Nur hätte es in diesem Talk keinen Platz gehabt, weil deiner Gedankenkette erst nachgelagert.

  • Liebe Frau Brodnig,
    schreiben Sie weiterhin über Bildungsthemen? Herzlichen Dank für Ihr Feedback.
    MfG M. Frühwald

    • Liebe Frau Frühwald, schreibe eher nur noch selten über Bildungsthemen. Aber falls Sie ein Anliegen/Thema haben, können Sie mir gerne ein E-Mail schreiben und ich leite es an meine Kollegen im Falter weiter, die sich am ehesten damit beschäftigen. Die Adresse finden Sie hier: https://www.brodnig.org/impressum/ Schönen Gruß, IB

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